Publiziert am: 19.09.2025

Der Boden als wertvolles Gut

BAUSTOFF KREISLAUF SCHWEIZ – Der neue Fachverband bündelt Kräfte in der Kies-, Beton- und Recyclingbranche. Er setzt das Thema Kreislaufwirtschaft, welches die Wirtschaft und insbesondere die Baubranche bereits in den vergangenen Jahren prägte und in Zukunft massiv an Bedeutung gewinnen wird, ins Zentrum der Verbandsaktivitäten.

«Baustoff Kreislauf Schweiz» setzt sich für eine nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung mineralischer Rohstoffe ein. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Knappheit an Ressourcen. «Es geht dabei darum, Baustoffe im Kreislauf zu halten, was von Gesellschaft und Politik zu Recht erwartet wird», erklärt Geschäftsführer Michael Widmer. «Hierfür treiben wir innovative Technologien und Methoden für den umweltschonenden Abbau und die Aufbereitung von mineralischen Rohstoffen und Recyclingbaustoffen voran.» Dazu wird die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen intensiviert und so ein neues Kompetenzzentrum geschaffen. Die Unternehmen der Schweizer Kies-, Beton- und Recyclingbranche haben sich in den letzten Jahren diesen Herausforderungen proaktiv gestellt und massiv investiert. Die Branche lebt die Nachhaltigkeit bereits nachweislich. «Heute werden über 80 Prozent der mineralischen Baustoffe im Kreislauf gehalten.

«Die Natur wird in die kreislaufwirtschaft eingebunden.»

Da haben wir bei anderen Baustoffen noch massiven Nachholbedarf», so Widmer. Für ihn greift die nachhaltige Politik in der Schweiz, die mit dem Kampf gegen CO2-Emissionen gleichgesetzt wird, viel zu kurz: «Wir müssen den Fokus öffnen für die Kreislauffähigkeit der Baustoffe und auf den Umgang mit Altlasten – dies beginnt bei der schonenden, effizienten Rohstoffgewinnung, geht über eine echte Zirkularität der Baustoffe, die verstärkte Dekarbonisierung, ein cleveres Ressourcenmanagement bis hin zu einer fachgerechten Deponierung.» Die Branche bekennt sich klar zur Nachhaltigkeit und setzt das Prinzip der werterhaltenden Kreislaufwirtschaft konsequent um. Mittels eines eigenen Branchenfahrplans wird aufgezeigt, wie das Ziel der Netto-Null-Emissionen per 2050 erreicht werden kann. «Hier arbeiten wir aktuell mit unseren Mitgliedern an Projekten.» Der Verband beteiligt sich aktiv mit seinen Fachleuten bei der Entwicklung von neuen Ideen im Bereich nachhaltiger Baustoffe. «Wir suchen in verschiedenen Gremien, gemeinsam mit der Forschung, nach immer besseren Lösungen und vernetzen zwischen Theorie und Praxis», so Widmer.

Die Unternehmen orientieren sich bezüglich Kreislaufwirtschaft am Marktbedarf. «Das Bewusstsein bei den Bauherren, Planern und Ingenieuren wächst», freut sich Widmer und ergänzt: «Natürlich wäre es wünschenswert, wenn insbesondere die öffentlichen Bauherren die RC-Baustoffe noch stärker einsetzen und propagieren würden. Diese sind ein starker Hebel zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.» Die Schweiz ist in der Wiederaufbereitung von Beton mindestens europaweit führend. «Die Dimensionen des Baustoff-Recyclings sind beeindruckend. Das Wissen im Umgang mit Altlasten ist zudem sehr fundiert und gewinnbringend für Bauherren und Öffentlichkeit», stellt Widmer fest.

Rohstoffe schonend abbauen

Der neue Verband und seine Mitglieder wollen im Bereich Baustoffe mithelfen, mit qualitativ hochwertigen Kreisläufen und umweltschonenden Sanierungen die Abfallmengen zu reduzieren und so zur Begrenzung des ökologischen Fussabdrucks sowie zu einer nachhaltigen Schweiz beitragen. Dabei geht es vor allem darum, die Rohstoffe aus dem Schweizer Boden schonend und zielführend abzubauen. Dies geschieht mit grosser Sorgfalt und Präzision und nach Abschluss des Abbaus wird das Land durch eine gezielte Rekultivierung aufgewertet – denn der Boden ist ein wertvolles Gut. Dazu Widmer: «Wir begleiten die Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden und auch die Landbesitzer vor Ort bei der Rekultivierung des Bodens und in ökologischen Fragen. Dies ist eine anspruchsvolle Arbeit und bedingt eine saubere Umsetzung sowie Geduld.» Insbesondere die Nutzung von Kiesgruben als Lebensraum für Fauna und Flora bietet hier zusätzliches Potenzial. So werden nach Ende des Kiesabbaus die Flächen rekultiviert und renaturiert, sodass die Qualität der Böden mindestens so hochwertig wird wie vor dem Abbau. Die Natur wird selbstverständlich in die Kreislaufwirtschaft eingebunden.

Versorgung mit Kies und Beton für die Schweiz entscheidend

Auch die Versorgungssicherheit mit mineralischen Rohstoffen und die Entsorgungssicherheit der anfallenden nichtverwertbaren Schaden- und Fremdstoffen ist aufgrund der sich zuspitzenden Ressourcen- und Platzknappheit ein wichtiges Thema von «Baustoff Kreislauf Schweiz». Die grossen, standortgebundenen Flächen, auf welche die Verbandsmitglieder für das Aufbereiten von Kies und Rückbaumaterialien angewiesen sind, werden immer knapper. Dies, als Folge von immer zahlreicher werdenden Schutzbestimmungen und der Zunahme der Bedürfnisse der Bevölkerung nach Freizeit, Wohn- und Arbeitsraum. «Versorgungsengpässe wären für die Schweiz indes irreversibel», gibt Widmer zu bedenken. Wenn aufgrund der Bewilligungsproblematik die mineralischen Ressourcen ausgehen, wären Unternehmen sowie das Land und seine Bevölkerung mit einem grundlegenden Problem konfrontiert.

«Die Erschliessung von Abbaustellen und neuen Deponien dauert teilweise bis zu 20 Jahre und damit viel zu lange», konkretisiert er. Aktuell wird von den Bundesämtern die Verordnung zur Kreislaufwirtschaft ausgearbeitet: «Wir hoffen auf wirkungsvolle und praxistaugliche Massnahmen.» So gilt es für die Recyclingplätze, Raum zur Verfügung zu haben. «Apropos Recylingplätze: Im Bereich der Sortierung gilt es, bei der Reduktion von Brandrisiken die Verantwortlichkeiten auf mehreren Schultern zu tragen.» Der Verband will sich darum dafür einsetzen, dass auch in Zukunft die Versorgung von Baustellen mit hochwertigen Baustoffen gewährleistet bleibt und diese fachgerecht für die Wiederverwendung aufbereitet werden können.

Auf neustem Stand bleiben

«Baustoff Kreislauf Schweiz» engagiert sich auch in der Aus- und Weiterbildung und bietet gemeinsam mit R-Suisse in der formellen Bildung die Lehre zum Recyclisten / -in EFZ sowie verschiedene Berufsprüfungen im Bereich der Baustoffe an. «Wir haben in der nonformalen Bildung unzählige Kurse im Angebot, um die Branche auf dem neuesten Stand zu halten und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu stärken.» Momentan ist der Markt voller Dynamik. «Im Bereich der Dekarbonisierung ergeben sich immer neue Möglichkeiten. Gerade der Beton macht hier gewaltige Fortschritte», sagt Widmer. Er ist überzeugt, dass die werterhaltende Kreislaufwirtschaft eine grosse Zukunft hat: «Viele Ideen sind gut gemeint, der stärkste und beste Hebel findet sich aber bei den Baustoffen.» Der Verband setzt sich mit aller Kraft dafür ein, dass die Öffentlichkeit die Vorteile dieser Entwicklungen mitträgt.

Corinne Remund

www.baustoffkreislauf.ch

Fusion zu BAUSTOFF KREISLAUF SchweizVielseitige Synergien

Schlagkräftig mit einer Stimme

Der Fachverband arv Baustoffrecycling Schweiz und der FSKB Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie haben sich im Mai 2024 zusammengeschlossen. Der neue Fachverband «Baustoff Kreislauf Schweiz» will die Zukunft der Bau- und Recyclingwirtschaft in der Schweiz prägen und mitgestalten. Der neue Verband vertritt als einzige Industrieorganisation der Bauwirtschaft die Interessen aller Beteiligten auf der Basis einer qualitativ hochwertigen Kreislaufwirtschaft: von der Gewinnung über das mehrfache Belassen im Kreislauf bis hin zur Ablagerung. «Baustoff Kreislauf Schweiz» weist im Bereich der mineralischen Baumaterialien bereits bei Gründung einen Organisationsgrad von über 80 Prozent aus und vertritt mehr als 1000 Schweizer Kiesabbaustellen, Betonwerke sowie zahlreiche Recyclingstellen. Er will in Koordination mit den Behörden zu Rahmenbedingungen beitragen, welche die nachhaltige Versorgung der Bauwirtschaft mit mineralischen Roh- und Baustoffen gewährleisten und so auch dafür sorgen, dass die rund 100 000 Arbeitsplätze im Bauhauptgewerbe für die Zukunft gesichert werden. Zu den Mitgliedern gehören über 550 Unternehmen wie Kies- und Betonwerke, Deponierer, Sortierer, Wiederaufbereiter, Altlasten-Sanierer, Recycler und Beratungsunternehmen.

Vielseitige Synergien

Erster Präsident von «Baustoff Kreislauf Schweiz» ist Lionel Lathion, Präsident der Lathion Group SA und dipl. Bauing. ETH. Der neue 14-köpfige Verbandsvorstand ist fachlich wie regional breit abgestützt und soll insbesondere auch die Zusammenarbeit mit den Kantonalverbänden intensivieren. Dabei geht es darum, die wichtigen Themen auch auf regionaler Ebene in Politik und Gesellschaft einzubringen. Mit dem Zusammenschluss der beiden Verbände wird viel Wissen gebündelt. Die neue Geschäftsstelle von «Baustoff Kreislauf Schweiz» kann auf die Expertise und Erfahrung von 25 Mitarbeitenden aus den Bereichen Politik, Technik, Natur & Boden,Inspektionen, Marketing, Backoffice sowie Bildung zählen. Die Mitglieder werden auch von vernetzten Dienstleistungen profitieren. Gleichzeitig steht der Politik und den Behörden auf nationaler, kantonaler und regionaler Ebene eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung, die über eine hohe Fach- und Lösungskompetenz verfügt.CR

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