Publiziert am: 05.09.2025

Innovation vorantreiben statt Berichte schreiben

REGULIERUNG – Der Bund darf nicht an der Übernahme der teuren und schädlichen EU-Nachhaltigkeitsbürokratie festhalten. Die KMU leiden massiv unter diesem Regulierungsmonster – und verlieren Kraft fürs Kerngeschäft. Das kann sich die Schweiz nicht leisten.

Es sind Zahlen, die alarmieren. Die Denkfabrik avenir suisse hat unlängst in einer Studie die Kosten der EU-Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für Schweizer Unternehmen ausgerechnet. Diese komplizierte EU-Richtlinie will die Berichterstattungspflicht in Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) massiv ausweiten und wird ab 2028 auch in der Schweiz ihre schädliche Wirkung entfalten.

Konkret sind Schweizer Unternehmen betroffen, die entweder EU-Tochterfirmen haben oder als Zulieferer in EU-Lieferketten tätig sind. Laut der Studie müssten Schweizer Firmen für die Berichterstattungspflichten jährlich rund 680 Millionen Franken aufwenden – 550 Millionen mehr als nach geltender Schweizer Regulierung. Etwa 50 000 Schweizer KMU dürften indirekt über die Lieferkette betroffen sein, wodurch rund 70 Prozent dieser Mehrkosten bei KMU anfallen.

Noch extremer wird es, wenn der Bund am Nachvollzug dieses EU-Nachhaltigkeitsbürokratiemonsters festhält. Das wird die Schweizer Unternehmen – und davon sind 99,8 Prozent KMU – 1700 Millionen Franken kosten.

Verwaltung profitiert

Trotz dieser Horrorzahlen hält der Bund daran fest, die EU-Richtlinie ins Schweizer Recht übernehmen zu wollen. Dies in einer Zeit, in der die Schweizer Unternehmen – insbesondere KMU, die hauptsächlich in der Schweiz produzieren und hier Arbeitsplätze schaffen – mit willkürlichen Zöllen aus den USA massiv zu kämpfen haben. Mehr noch: Selbst in der regulierungswütigen EU mehrt sich die Kritik an den hohen administrativen Lasten, welche die Wettbewerbsfähigkeit massiv schmälern. Die EU-Kommission reagierte im Frühjahr 2025 mit der «Omnibus-Initiative», die bei diesen ESG-Berichtspflichten höhere Schwellenwerte, längere Übergangsfristen und mehr Spielraum bei der Umsetzung vorsieht.

Zwar hat der Bundesrat die Übernahme mittlerweile vorerst auf Eis gelegt. Doch man darf sich sicher sein, dass mächtige Einflussgruppen im Hintergrund darauf hinwirken, dass die Politik am Schluss doch einknickt. Ein grosses Interesse dürfte die Bundesverwaltung haben: Die Übernahme der Richtlinie gäbe in den hoch bezahlten Beamtenstuben viel zu tun und neue Jobs.

«Einmal mehr bleiben die KMU auf der Strecke.»

Links-grüne NGOs – im Verbund mit ihren Hofberichterstattungsmedien, zuvorderst SRF – werden alles daransetzen, dass die Schweiz die Richtlinie übernimmt.

Mitunter werden auch Grossfirmen und Konzerne darauf hinwirken: Sie profitieren mit ihrem verzweigten Firmennetz teils von einer Angleichung an die EU und können all diese Bürokratie im Gegensatz zu KMU viel einfacher bewältigen. Zudem stellen Hochglanzbroschüren im Nachhaltigkeitsbereich eine gute Möglichkeit dar, öffentlichkeitswirksam den eigenen moralischen Heiligenschein zu polieren. Die Übernahme würde ferner zu vielen neuen unproduktiven Kontroll- und Schreibtätigkeiten in den Firmen selbst führen.

Beinahe heiliger Zweck

Die ganze Berichterstattungspflicht dient – wie immer – einem beinahe heiligen Zweck, welcher den ESG-Richtlinien zugrunde liegt: «Umweltschutz» und «Menschenrechte». Doch dazu ist festzuhalten: Diese Begriffe haben sich in unseren Breitengraden weit von ihrer ursprünglichen Bedeutung entfernt. Sie dienen vielfach nur noch dazu, jeden noch so absurden Anspruch an den Staat zu begründen – bis hin zum Systemumbau. Wer diese Begriffe heute wie eine moralische Monstranz vor sich herträgt, dem geht es dabei vor allem um eines: um die Umverteilung; am liebsten in den eigenen Sack.

Bund muss Notbremse ziehen

Einmal mehr bleiben die KMU dabei auf der Strecke. Deren Verantwortliche sitzen dann abends nach 20 Uhr noch stundenlang im Büro, um realitätsferne Berichtspflichten abzuarbeiten, statt sich mit viel entscheidenderen Fragen auseinanderzusetzen. Zum Beispiel, wie ihr KMU innovativ bleibt, um am hart umkämpften Markt bestehen zu können.

Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv, betont denn auch: «Die Berichterstattungspflichten sind ein Regulierungsmonster, das in unseren KMU immer mehr Zeit und Geld frisst. Der Bund muss hier die Notbremse ziehen und ein Entlastungspaket für KMU aufgleisen – statt sie mit Milliardenkosten zu erdrücken.» hug

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