Publiziert am: 19.09.2025

«Schluss mit der FINMA-Black Box»

Regulierung – Seit Einführung der FINMA-Bewilligung haben sich die Aufsichtskosten bei den unabhängigen Vermögensverwaltern vervielfacht. «Ohne uns wird die Branche schlicht wegreguliert», sagt Roger Fromm, Präsident der Initiative Patrimoniale Suisse.

Das Schweizer Gewerbe lebt von Vielfalt, Eigeninitiative und Unternehmergeist. Gerade kleine und mittlere Unternehmen bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft. Doch wenn Regulierung überhandnimmt, geraten genau diese Betriebe unter Druck – egal ob Handwerker, Händler oder Finanzdienstleister. Besonders deutlich zeigt sich das derzeit bei den unabhängigen Vermögensverwaltern: Seit Einführung der FINMA-Bewilligung haben sich die Aufsichtskosten vervielfacht, ohne dass Kunden oder Institute einen erkennbaren Mehrwert hätten.

Mit der Initiative Patrimoniale Suisse (InPaSu) hat sich erstmals eine Organisation gegründet, die ausschliesslich die politischen Interessen der unabhängigen Vermögensverwalter vertritt. Präsident Roger Fromm erklärt, weshalb das heutige System nicht nur ineffizient, sondern auch ungerecht ist – und warum diese Problematik das gesamte Gewerbe betrifft.

Schweizerische Gewerbezeitung: Herr Fromm, warum wurde InPaSu gegründet?

Roger Fromm: Bislang hatten die unabhängigen, FINMA-bewilligten Vermögensverwalter keine Lobby, die ihre Anliegen in Bern vertritt. Diese Lücke schliessen wir mit InPaSu. Unser Fokus liegt ausschliesslich auf der politischen Arbeit – unabhängig von Dienstleistungen, wie sie andere Verbände anbieten.

Was ist Ihre Vision?

Wir verfolgen drei Ziele: Erstens volle Transparenz über die Aufsichtskosten – Schluss mit der FINMA-Black Box. Zweitens ein faires System, bei dem die Kosten nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verteilt werden, wie es das Unternehmensentlastungsgesetz vorsieht. Und drittens eine Aufsicht, die sich auf echte Risiken konzentriert, nicht auf bürokratische Formalitäten.

Was war der Auslöser für die Gründung?

In Workshops bin ich immer wieder direkt von Vermögensverwaltern auf das Problem angesprochen worden. Mit zunehmender Bürokratisierung und explodierenden Kosten wurde der Druck im letzten Jahr so gross, dass eine eigene Interessenvertretung unvermeidlich war.

«Unser Ziel ist eine Faire Aufsicht.»

Die Kosten, welche keinem Verursacher zugerechnet werden können, sind zwischen 2022 und 2024 von 1,86 Millionen auf 9,247 Millionen Franken explodiert. Wie ist das möglich?

Das kann niemand schlüssig erklären. Inzwischen beträgt der Kostenblock, der keinem Verursacher zugewiesen werden kann, über 75% der Gesamtkosten. Mit diesem Betrag könnte man über 50 Vollzeitstellen bei der FINMA finanzieren – mehr als doppelt so viele, wie alle Aufsichtsorganisationen zusammen beschäftigen. Aus unserer Sicht ist dieser Kostenblock 20-mal höher, als er sein dürfte.

Welche Folgen hat das für kleine Institute?

Ein kleiner Vermögensverwalter mit 50 000 Franken Erlös zahlt heute gleich viel wie ein Institut mit 50 Millionen. Das ist existenzbedrohend. Und schlimmer noch: Die Rechnung geht an die Aufsichtsorganisationen (AO), nicht an den Vermögensverwalter selbst – damit gibt es keine Einsprachemöglichkeit.

Was schlagen Sie konkret als Alternative vor?

Wir fordern ein einfaches und faires System: Jeder Vermögensverwalter zahlt eine Grundabgabe von 500 Franken pro Jahr. Dazu kommt maximal 1% des Bruttoertrags – gedeckelt bei 100 000 Franken pro Jahr. Die nötigen Kennzahlen liegen ohnehin im jährlichen Audit vor. Wichtig ist: Die Rechnung muss direkt von der FINMA an das Institut gestellt werden – mit klaren Rechtsmitteln. So zahlen kleine Betriebe nicht länger für die Grossen, und es entsteht Transparenz.

Braucht es dafür eine Gesetzesänderung?

Nein. Der Bundesrat könnte das Gebührenreglement selbst anpassen. Es fehlt nur der politische Wille.

Und das AO-Modell?

Heute bringt es kaum Vorteile: Die FINMA prüft alles doppelt, die AOs finanzieren sich selbst, und ein direkter Kontakt zwischen Vermögensverwaltern und Regulator fehlt. 75 Prozent unserer Mitglieder sind überzeugt, dass eine Direktunterstellung bei der FINMA günstiger wäre. Ob das tatsächlich stimmt, wissen wir nicht – deshalb fordern wir Transparenz.

Wie reagiert die Politik?

Die Antwort des Bundesrats auf die Interpellation von Nationalrat Benjamin Fischer war enttäuschend. Zentrale Fragen wurden nicht beantwortet. Wir bleiben aber dran – notfalls mit einer Motion. Anfang Oktober sind wir bei der FINMA eingeladen, um Antworten einzufordern.

Weshalb lohnt sich eine Mitgliedschaft bei InPaSu?

Ganz einfach: Wer nicht selbst in Bern aktiv ist, braucht uns. Wir geben der Branche eine Stimme. Ohne gemeinsame Interessenvertretung wird jeder Einzelne überrollt und ohne uns wird die Branche schlicht wegreguliert. Unser Ziel ist eine faire, transparente Aufsicht, die Vielfalt und Unternehmertum fördert.

Was wäre, wenn es InPaSu nicht gäbe?

Dann droht das Szenario aus Deutschland: Acht von zehn Vermögensverwaltern sind dort verschwunden. Übernehmen wir EU-Regeln unkritisch und ohne Rücksicht auf unsere Strukturen, wiederholt sich das hier in der Schweiz. Das wäre ein Verlust – nicht nur für die Branche, sondern auch für Kunden und für die Vielfalt unseres Gewerbes.

Was möchten Sie zum Schluss noch sagen?

InPaSu ist die einzige Organisation, die sich ausschliesslich für die politischen Interessen der unabhängigen Vermögensverwalter einsetzt. Wer die Vielfalt und Unabhängigkeit unseres Gewerbes bewahren will, sollte Mitglied werden.

Interview: Mikael Huber

www.inpasu.ch

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