Publiziert am: 05.09.2025

Wie Grossfirmen NGOs hofieren

Unheilige Allianzen – Ob Konzernverantwortungsinitiative oder EU-Entwaldungsverordnung: Um Wettbewerbsvorteile zu erhalten, steigen Grossfirmen gerne mit wirtschaftsfeindlichen NGOs ins Bett.«Das ist höchst fragwürdig», sagt sgv-Direktor Urs Furrer. «Denn auf der Strecke bleiben die KMU.»

Es war eine Aussage, die aufhorchen liess: «Deshalb verlangen wir zehn Rappen mehr für Einwegbecher. Dieser Betrag geht vollständig an den WWF. Ausserdem sind unsere Becher und Deckel seit Mai zu 100 Prozent kompostierbar.» Das antwortete die Chefin von Starbucks Schweiz, Jessica Dubois, kürzlich in einem Interview mit «20 Minuten». Der Journalist hatte sie auf die Kritik angesprochen, dass Starbucks-Becher zum Littering beitragen.

Was auf den ersten Blick wie eine Nebensächlichkeit klingt, hat Brisanz. Denn es zeigt, welche unrühmliche Rolle Grossfirmen und Konzerne mitunter im politischen Konzert der Schweiz spielen. Starbucks Schweiz zahlt also Geld an eine links-grüne NGO, welche damit unter anderem ihre politische Kampfkasse für wirtschaftsfeindliche Vorhaben und Propaganda in der Schweiz füllen kann.

Von KVI nicht betroffen

Derzeit kämpft der WWF Schweiz zum Beispiel an vorderster Front für die sogenannte Konzernverantwortungsinitiative (KVI) 2.0, welche Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, deren Tochtergesellschaften und Zulieferer mit weltweit einzigartigen Haftungspflichten im Menschenrechts- und Umweltbereich überziehen und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit untergraben will. Besonders starker Tobak: «Weil der Hauptsitz von Starbucks in den USA liegt, wäre die Firma von den schädlichen Regeln der Schweizer Konzernverantwortungsinitiative nicht einmal betroffen», weiss Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv. Mit seinen Geldzahlungen an den WWF kann der Schweizer Starbucks-Ableger also seiner Konkurrenz in der Schweiz, namentlich den Schweizer Unternehmen – und davon sind 99,8 Prozent KMU – Schaden zufügen und sich damit Wettbewerbsvorteile verschaffen. «Das ist natürlich höchst fragwürdig.»

Wer ferner meint, beim WWF Schweiz handle es sich um eine kleine, unpolitische Organisation, die sich hauptsächlich um die herzigen Pandas bemüht, der irrt. Seine Kasse ist prall gefüllt, wie ein Blick in die Jahresrechnung 2024 zeigt.

«Will man der Umwelt und den Menschenrechten Sorge tragen, ist es das Beste, wenn man die lokalen KMU unterstützt.»

Im Geschäftsjahr 2023/24 wiesen die WWF-Bücher Erträge und Aufwände um die 60 Millionen Franken aus – eine Summe, von der viele Organisationen, auch der Wirtschaft, nur träumen können. Beinahe 2,5 Millionen Franken gab der WWF im letzten Jahr alleine für «Umweltschutzpolitik» aus – also für knallharte politische Einflussnahme.

Bussen und Vermarktungsverbote

Der WWF wirkt zum Beispiel daraufhin, dass die Schweiz die unsägliche EU-Entwaldungsverordnung übernehmen soll. Diese sieht vor, dass Unternehmen in der EU entlang der gesamten Lieferketten rückwirkend bis 2020 unter anderem mit Geodaten nachweisen müssen, dass für ihre Produkte kein Wald oder Busch gerodet oder geschädigt wurde. Betroffen davon sind unter anderem Produkte von Rind, Kakao, Kaffee, Ölpalme, Naturkautschuk, Soja und Holz. Wer nicht spurt, bekommt horrende Bussen auferlegt, selbst von temporären Vermarktungsverboten ist die Rede.

Hier kommt nun eine andere Grossfirma ins Spiel: Nestlé. Der Nahrungsmittelriese setzt sich ebenfalls für die Übernahme dieser Entwaldungsverordnung in der Schweiz ein. Nestlé geht es dabei um einen einheitlichen Rechtsrahmen und einen ungestörten Import und Export von und in die EU. Für Nestlé wäre die Erfüllung dieses regulatorischen Monsters viel einfacher als für KMU, die an diesem Dickicht an Regularien ersticken würden. Als Grosskonzern verfügt er über einen viel grösseren Personalbestand und eigens damit beschäftigte Stäbe.

Dutzende neue Beamte

Für sgv-Direktor Furrer ist deshalb klar: «Die Schweiz darf diese Verordnung auf keinen Fall übernehmen. Sie kostete uns Hunderte von Millionen Franken.» Allein im Umweltdepartement bräuchte es für die Umsetzung Dutzende neue Beamte. «Bei solch kafkaesken Regelwerken bleiben wie immer die KMU auf der Strecke, in diesem Fall zum Beispiel kleine Kaffee-Röstereien.»

Hier schliesst sich der Kreis wieder mit dem Schweizer Ableger von Starbucks, welcher den WWF finanziell aufmunitioniert und diese Entwaldungsregeln ebenfalls viel einfacher erfüllen könnte. Furrer fügt darum an: «Will man der Umwelt und den Menschenrechten Sorge tragen, ist es das Beste, wenn man die lokalen KMU unterstützt.» NGOs helfen dabei hingegen wenig.

Rolf Hug

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