Publiziert am: 17.10.2025

Als Verband noch sichtbarer werden

2RAD SCHWEIZ – Fachkräftemangel, Margendruck und technologische Entwicklung fordern die Branche. Mit einer neuen EBA-Ausbildung, einer guten politischen Vernetzung und der Erhöhung der Mitgliederzahl rüstet sich der Verband unter dem neuen Präsidenten Robert Weishaupt für die Zukunft.

Die Schweiz ist ein Veloland, sind doch in der Schweiz rund vier Millionen Fahrräder und E‑Bikes in Gebrauch. Im Jahr 2023 nutzten rund 8 Prozent der Pendlerinnen und Pendler das Velo oder das E‑Bike als Hauptverkehrsmittel. «Das zeigt klar, dass das Fahrrad bei uns nicht nur Freizeitgerät, sondern wichtiger Bestandteil der Alltagsmobilität ist», erklärt Präsident Robert Weishaupt. Er amtet seit dem letzten November an der Spitze des Verbandes und ist seit vielen Jahren in der Branche aktiv – sowohl als Unternehmer mit einem Fachgeschäft für Bikes in Zofingen wie auch im Verband und im Berufsbildungsfonds. Er sammelte bereits während 15 Jahren als Präsident der Sektion Mittelland viel Erfahrung und gestaltete die Arbeit des Verbandes aktiv mit. «Der Schritt an die Spitze von 2Rad Schweiz war für mich eine Weiterentwicklung meines Engagements. Mich motiviert, etwas für die Zukunft unserer Branche zu bewegen, die Rahmenbedingungen zu verbessern und den Nachwuchs zu fördern», so Weishaupt. Er möchte dabei den Fokus auf die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Formen der Mobilität richten. «Mir ist wichtig, dass wir als Verband sichtbarer werden, unsere Dienstleistungen weiter ausbauen, die Ausbildung stärken und die Branche bei der Transformation begleiten.»

Der Wandel in der Branche ist schon seit längerem im Gange. Auf der Fahrradseite hat vor allem das E‑Bike für eine grundlegende Veränderung gesorgt. So waren von den insgesamt 340 000 verkauften Fahrrädern im letzten Jahr rund die Hälfte E‑Bikes. «Damit sind wir ein Land mit sehr hoher Velodichte im internationalen Vergleich.» Umsatzmässig machen E‑Bikes inzwischen über 70 Prozent des Fahrradmarktes aus. «Sie sind technisch anspruchsvoll, was auch die Bedeutung von Fachhändlern und gut ausgebildeten Mechanikern nochmals verstärkt.» Auch das Motorrad befindet sich im Wandel, denn hier beginnt der Wechsel vom klassischen Verbrennungsmotor hin zu elektrischen Antrieben. Dazu Weishaupt: «Die Anforderungen an Beratung und Service sind dadurch deutlich gestiegen.» Gleichzeitig nimmt der Onlinehandel zu, was den Wettbewerb verschärft. Die Betriebe müssen sich laufend weiterentwickeln, um diesen Veränderungen gerecht zu werden.

Die Zweirad-Welt wird zurzeit von mehreren Trends geprägt: Bei den Fahrrädern kommen mehr Sicherheit durch integrierte Blinker und innovative ABS-Systeme, Leichtbau bei E‑Bikes mit schlankerem Design sowie Vielfalt bei Antriebssystemen mit neuen Motoren und kabellosen Schaltungen. Beim Motorrad erfolgten grosse Fortschritte in der Elektronik und in der Fahrassistenz: «Moderne Modelle sind heute mit Systemen wie Traktionskontrolle, Kurven-ABS oder adaptiven Tempomaten ausgestattet, was die Sicherheit deutlich erhöht», weiss Weishaupt. Auch die Vernetzung schreitet voran: Navigation, Kommunikation und Fahrdaten lassen sich direkt ins Display oder ins Smartphone integrieren. Zur Kehrseite der Medaille gehören höhere Anschaffungs- und Wartungskosten der E‑Bikes sowie ein hohes Gewicht, das den Transport im öffentlichen Verkehr erschwert.

Entsprechend gibt es seit dem 1. Juli 2025 neue Vorschriften für E‑Bikes. Sie schaffen vor allem eine neue Kategorie für schwere Elektro-Motorfahrräder, Cargo-Bikes und Lastenvelos. Dieses neue Segment erlaubt ein Gesamtgewicht von bis zu 450 kg und fördert somit den Waren- und Personenverkehr. Zudem wird das zulässige Gewicht für leichte Motorfahrräder auf 250 kg erhöht und der Kindertransport auf bis zu vier Kinder erweitert. «Die neuen Vorschriften verbessern das Potenzial von E‑Bikes für den Güter- und Personentransport, erhöhen die Verkehrssicherheit und ermöglichen eine bessere Nutzung von Verkehrsflächen durch flexiblere Radweg- und Parkregelungen», so das Fazit des Fachmannes.

Eine allgemeine Schattenseite der gesamten Elektromobilität sind die Umweltauswirkungen bei der Herstellung und Entsorgung der Akkus. «Das gilt auch, wenn die elektrische Energie nicht nachhaltig produziert wurde. Bei ungenügender Wartung oder falscher Handhabung kann dies zu Problemen führen», sagt Weishaupt.

Integration des Fahrrades in die Gesamtmobilität

Die Branche sucht immer wieder aktiv den Dialog mit Politik und Verwaltung und bringt ihre Anliegen gezielt in Vernehmlassungen ein. Dabei stehen Themen wie Verkehrssicherheit, Ausbildung und Nachhaltigkeit im Vordergrund. «Ein besonderes Gewicht hat für uns auch der regelmässige Austausch mit Partnerverbänden, weil wir gemeinsam mehr erreichen und unsere Positionen stärken können», betont Weishaupt, der als Politiker in der Zofinger Exekutive grosse Erfahrung hat. «Zusätzlich kann ich dabei auf mein persönliches Netzwerk in der kantonalen Politik sowie auf mein Engagement im Aargauer Gewerbeverband zurückgreifen.» Dabei ist für 2Rad Schweiz eine moderne Verkehrspolitik und die Integration des Fahrrades in die Gesamtmobilität zentral. Ein aktuelles Thema ist auch die Debatte um die Führerausweise für 16‑Jährige mit Motorrädern bis 125 Kubikzentimeter. «Diese Öffnung weckt bei Jugendlichen Begeisterung für die Motorradwelt und kann neue Fachkräfte für unsere Branche gewinnen», argumentiert der Aargauer und doppelt nach: «Wir sind nicht für Verbote, sondern setzen auf solide Ausbildung und Sensibilisierung, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet bleibt.»

«Die Anforderungen an Beratung und Service sind deutlich gestiegen.»

Der Fachkräftemangel, der Margendruck durch den Onlinehandel und die technologische Entwicklung sind die grossen Herausforderungen für die Branche. Weishaupt sieht gleichzeitig aber auch die Chance, durch Qualität, Service und Nähe zu den Kunden zu punkten. «Die Perspektiven sind sehr gut», schaut der Fahrradexperte optimistisch in die Zukunft. «Das Fahrrad ist zentral für eine nachhaltige Mobilität, Motorräder bleiben attraktiv für Freizeit und Individualverkehr. Mit Innovation, Ausbildung und Qualität kann die Branche optimistisch in die Zukunft schauen.»

Corinne Remund

www.2radschweiz.ch

DAS MACHT 2RAD SCHWEIZ

Die Branche boomt

Am Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit reif für die Gründung des Verbandes schweizerischer Velohändler. Es war den Gründern ein Anliegen, sich gegen die Lieferanten und deren Bedingungen zur Wehr zu setzen. Auch wurden Minimaltarife festgehalten, die alle Händler einhalten mussten. Schon damals war die Nachwuchsausbildung ein zentrales Thema. Eine Zeit lang waren auch die Nähmaschinenhändler in diesem Verband organisiert, bevor dann die Motorradbetriebe dazukamen.

2Rad Schweiz vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Der Verband fördert die Aus- und Weiterbildung, schafft Netzwerke und Plattformen für den Austausch und unterstützt seine Mitglieder mit praxisnahen Dienstleistungen. Die Mitglieder sind in erster Linie Fachhändler und Werkstätten aus der Fahrrad- und Motorradbranche. Mit durchschnittlich sieben Mitarbeitern sind sie alle klassische KMU, also Inhaberbetriebe, die stark regional verankert sind.

Die Zweiradbranche beschäftigt in der Schweiz rund 9000 Personen – ein Mix aus Fachhändlern, Werkstätten, Importeuren und Zulieferern. Die Branche setzt in der Schweiz zusammen rund 3,5 Milliarden Franken pro Jahr um.

CR

Weiterführende Artikel

Meist Gelesen