Publiziert am: 03.10.2025

Firmen sind zurückhaltend

Einstellungsbereitschaft – Die Schweizer Unternehmen wollen im vierten Quartal weniger Personal einstellen. Das zeigt die neuste Beschäftigungsprognose der ManpowerGroup. Eine Ausnahme gibt es allerdings.

Schweizer Arbeitgeber rechnen für das vierte Quartal 2025 mit einem deutlichen Rückgang der Einstellungsbereitschaft. Das zeigt die neueste Beschäftigungsprognose des Personaldienstleisters ManpowerGroup. Der Netto-Beschäftigungsausblick (NEO) liegt sieben Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres. Dieser starke Rückgang unterstreicht die Auswirkungen der globalen Handelsvolatilität, steigender Kosten und demografischer Herausforderungen auf die Personalplanung.

Allgemeine Abschwächung

Laut der Prognose greifen Unternehmen in der Schweiz zunehmend auf Zeitarbeitskräfte und Berater zurück, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, insbesondere in spezialisierten Funktionen und im operativen Support. Fast jeder dritte Arbeitgeber (32%) setzt bei saisonalem oder sprunghaftem Bedarf auf Festangestellte, während 27 Prozent Zeitarbeitskräfte und 15 Prozent Berater einsetzen. Bei spezialisierten kurzfristigen Aufgaben machen Festangestellte 35 Prozent der Belegschaft aus, wobei Zeitarbeitskräfte (25%) und Berater (16%) eine immer wichtigere Rolle spielen.

«Schweizer Arbeitgeber werden zunehmend vorsichtig, da makroökonomische Belastungen und strukturelle Veränderungen in der Belegschaft ihre Einstellungsstrategien beeinträchtigen», sagt Eric Jeannerod, Country Manager von ManpowerGroup Schweiz. «Zwar besteht weiterhin Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Technologie und Spezialfunktionen, doch der Rückgang gegenüber dem Vorjahr in fast allen Branchen und Regionen deutet auf eine allgemeine Konjunkturabschwächung hin. Unternehmen reagieren darauf, indem sie sich auf die Flexibilität ihrer Belegschaft konzentrieren, die Automatisierung vorantreiben und durch flexible und ausgewogene Arbeitsmodelle die Mitarbeiterbindung in den Vordergrund stellen.»

Steigender Kostendruck

Laut Prognose verzeichnen alle wichtigen Branchen einen deutlichen Rückgang der Einstellungsabsichten im Vergleich zum Vorjahr, mit einer Ausnahme: Energie und Versorgung (+56 Prozentpunkte). Der Anstieg der Einstellungen in diesem Bereich wird durch politische Unterstützung, Unternehmensstrategien und die fortschreitende Energiewende vorangetrieben.

«Weltweit hat sich die Einstellungsstimmung abgeschwächt.»

Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in den Bereichen Ingenieurwesen, digitale Infrastruktur und Energieprojektabwicklung steigt stark an und wird voraussichtlich weiter zunehmen.

Den stärksten Rückgang (mit 26 Prozentpunkten) melden das Gesundheitswesen und die Biowissenschaften, was den steigenden Kostendruck und den Fachkräftemangel widerspiegelt. Im Gesundheitswesen belastet der Anstieg der Ausgaben weiterhin die ohnehin schon knappen Lohn- und Einstellungsbudgets. Die Personalkosten machen 62 Prozent der Betriebskosten von Krankenhäusern aus, was den Finanzierungsdruck weiter erhöht.

Im Bereich Industrie & Materialen, Konsumgüter & Dienstleistungen sowie Transport, Logistik und Automobilindustrie beträgt der Rückgang zehn Prozentpunkte. Die Informationstechnologie gehört nach wie vor zu den widerstandsfähigeren Sektoren, doch auch da hat sich die Einstellungsdynamik deutlich abgekühlt. Der Rückgang beträgt acht Prozentpunkte.

Blick in die Romandie

Die Einstellungsstimmung schwächt sich in fast allen Regionen der Schweiz ab, wobei der stärkste Rückgang in der Romandie (–32% seit dem 4. Quartal 2024) zu verzeichnen ist, wo die Uhrenindustrie und hochwertige Dienstleistungen nach wie vor eine zentrale Rolle für die Wirtschaft spielen.

Im Gegensatz dazu zeigt das Tessin erste Anzeichen einer Erholung. In den letzten Quartalen stagnierte die Einstellungstätigkeit aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem überarbeiteten Doppelbesteuerungsabkommen mit Italien. Für das kommende Quartal melden die Unternehmen jedoch einen positiven Netto-Beschäftigungsausblick von 40 Prozent, was einem Anstieg von 46 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.

Weltweit hat sich die Einstellungsstimmung abgeschwächt, wobei der NEO im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent zurückgegangen ist. Mehr als die Hälfte der befragten Märkte melden nun schwächere Erwartungen als im Vorjahr. Die Beschäftigungsaussichten in Europa bleiben stabil, während Nordamerika an Dynamik verliert.

pd

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