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Zeit wieder erlebbar machen
NOTTARIS FILLES & FILS – Angelo Nottaris setzt das Erbe der Uhrmacherei in der fünften Generation fort und mischt die Schweizer Uhrenmachkunst auf. Der Zürcher Uhrenmacher hat mit seiner Familie eine Uhrenmarke gegründet. Sie steht für viel Leidenschaft, für eigenständiges Design und für technische Innovation.
Angelo Nottaris, Uhrenmacher und Inhaber des Ateliers Filles & Fils in Zürich, führt die Familientradition der Uhrmacherei weiter. Bereits Ururgrossvater A. Nottaris schuf gemeinsam mit Le Corbusier kunstvolle Tannenstil-Uhrengehäuse, während sein Cousin J. Waelti, der in Neuenburg die ersten synchronisierten Bahnhofsuhren entwickelte und später zu Omega wechselte. Angelo Nottaris Werdegang liest sich wie ein Plädoyer für das Handwerk in einer Zeit, in der viele lieber auf Algorithmen als auf Erfahrung vertrauen. «Schon früh erwachte in mir die Begeisterung für Ästhetik und Technik – für das Greifbare und die Kunst, mit eigener Hand zu erschaffen –, verbunden mit dem festen Willen, eine Familientradition in die Gegenwart zu führen», erklärt der junge Horloger. Er absolvierte die Ausbildung zum Uhrmacher EFZ an der Uhrmacherschule in Grenchen. Bei Gübelin an der Zürcher Bahnhofstrasse organisierte er das Atelier neu, bei Bucherer und Christ lernte er als Rhabilleur die Mechanik und Seele praktisch jeder namhaften Uhrenmarke kennen. Die Werkbank wurde zum Prüfstand für Disziplin und Präzision. Nach der Berufsmaturität folgte das Studium in Industriedesign an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, ergänzt durch ein Semester am Designcentrum der Universität Lund in Schweden.
«Die Uhrmacherei ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Leidenschaft, die ich in jeder einzelnen Uhr zum Ausdruck bringe.»
Doch der Sog der Uhrmacherei blieb stärker als jede Versuchung des Mainstreams. Im Masterstudium an der Haute École d’Art et de Design in Genf entwickelte er mit seinem Tutor das Modell UNI:SEX weiter, überarbeitete ein weiteres Modell – beides Uhren, die heute das Rückgrat seiner Marke bilden. Praktika bei IWC, Titoni und Roventa Henex – dort entwarf er für Marken wie Zenith, TAG Heuer, Dior, Caran d’Ache, Leica oder Vaucher – schärften seinen Blick für Innovation und Qualität, ohne den Sinn für das Wesentliche zu verlieren. «Ich habe an den Uhren nahezu aller namhaften Schweizer Marken geschraubt», sagt der gebürtige Oltner.
Uhrmacherhandwerklebendig halten
Heute setzt er die Tradition seiner Familie fort. Doch Tradition bedeutet für ihn nicht Stillstand. «Der Blick fürs Detail, die Fingerfertigkeit und der Mut, Neues zu wagen – das sind die Kräfte, die das Uhrmacherhandwerk für mich lebendig halten.» Und er sinniert weiter: «Die Zukunft der Uhrmacherei? Sie existiert dort, wo Handwerk und Uhrenaffine aufeinandertreffen – und wo eine ruhige Hand bereit ist, das Rad der Zeit weiterzudrehen.» Er hat als Uhrmacher, Uhrendesigner und Industriedesigner seine Werkstatt im Zürcher Kreis 5 eingerichtet und entwickelt dort neue Zeitmesser für die Uhrenmarke Nottaris Filles & Fils. Sein Ziel: Schweizer Uhrmacherei mit eigenständigem Design und technischer Innovation weiterzuentwickeln – immer mit Blick auf das Detail, die Langlebigkeit und die Geschichte, die jede Uhr erzählen soll.
Seine Perspektive als Uhrenmacher- und -designer führt ihn immer wieder zurück zum Ursprung der Uhrmacherei: dem Verständnis der Zeit selbst. «Die Theorie beginnt nicht mit Zahnrädern, sondern mit Astronomie. Vereinfacht gesagt: Da die Erde auf einer elliptischen Bahn die Sonne umkreist und ihre Rotationsachse geneigt ist, verändern sich die Längen von Tag und Nacht je nach Jahreszeit und geografischer Lage deutlich.» Deshalb arbeitet er an einer Uhr, die die wahre Sonnenzeit mit der chronologischen Zeit synchronisiert. «Für mich ist das die eigentliche Herausforderung der zeitgenössischen Uhrmacherei: die Zeit erlebbar und begreifbar zu machen – jenseits von Konventionen und künstlichen Verschiebungen.» In einer Branche, die oft von Präzision und Tradition spricht, will er den Blick auf das Wesentliche richten: die Zeit selbst.
«Ich habe an den Uhren nahezu aller namhaften Schweizer Marken geschraubt.»
Uhrmacherei ist für ihn auch ein People’s Business: «Es geht um Begegnungen, um Beziehungen – oft sogar um Freundschaften», betont der 33-Jährige und doppelt nach: «Der wahre Wert liegt nicht allein im fertigen Produkt, sondern im Austausch, im Vertrauen und im gemeinsamen Streben nach der Essenz der Handwerkskunst.» Ganz nach der Firmenphilosophie «Gefühle hervorrufen, Erinnerungen wecken und Zeit erleben» glaubt er an Zeitmesser, die nicht diktieren, sondern als Werkzeuge für ein bewussteres Leben dienen.
Der direkte Kontakt zum Kunden wird gelebt
Seine Dienstleistungen und Geschäftsbereiche umfassen die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Uhrmacherei von der Konzeption und Gestaltung über Konstruktion und Entwicklung bis zur Herstellung individueller Uhrenmodelle und Accessoires sowie dem Verkauf. Wartung, Reparatur und die Überholung von Nottaris Uhren, inklusive Austausch von Bauteilen, Reinigung, Justierung sowie Aufarbeitung von Gehäusen und Armbändern, gehören ferner auch dazu. Am Herzen liegt ihm die Kundenberatung. Dazu gehören sowohl die persönliche Beratung bei individuellen Wünschen als auch Sonderanfertigungen und die Pflege und Werterhaltung ihrer Uhr. Damit bietet er seinen Kundinnen und Kunden ein umfassendes Leistungsspektrum – von der ersten Idee bis zum Service für ihre Uhr.
Auch wenn sein Betrieb als Ein-Mann-Atelier gilt, steckt hinter jeder Uhr ein Netzwerk aus vielen helfenden Händen und klugen Köpfen. «Die grösste Unterstützung kam dabei von meiner Familie und meinen Freunden – sie sind mein Rückgrat.» Die grössten Herausforderungen liegen für ihn darin, alle Bereiche – von der Entwicklung über die Fertigung bis zur Kundenbetreuung – eigenverantwortlich zu stemmen und gleichzeitig den hohen Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit zu halten. «Genau diese Vielseitigkeit und der direkte Kontakt zu meinen Kunden machen für mich den Reiz und die Erfüllung meines Berufs aus.»
Zeitlos und zeitgemäss
Vor 12 Jahren beginnt sich der ambitionierte Uhrmacher mit der Entwicklung eines eigenen Modellportfolios zu beschäftigen, wobei er sich früh auf drei Modelllinien fokussiert, weil nur sorgfältig entwickelte Modelle über Jahre Marktchancen haben. Die alltagstaugliche UNI:SEX als zeitlose Designeruhr, die kissenförmige Modelllinie im Stil der «Fast Sixties» und die skelettierte Modelllinie als klassische Art-Déco-Uhr. Eine solche Modellpalette bedingt allerdings Kooperation. Dabei verfolgt er bei der UNI.SEX Urversion die drei Grundsätze Ergonomie, minimalistische Ästhetik und Up-cycling. Das Uhrwerk stammt von befreundeten Uhrmacherinnen und Uhrenmachern in Biel. DasGehäuse wird aus Medizinalstahl gefertigt, der als Restmaterial beim Dentallabor anfällt.
«Unsere Material-planung basiert auf dem Verständnis von Wertstoff-kreisläufen, Lang-lebigkeit und Ressourcenschonung.»
Die UNI:SEX Urversion in limitierter Auflage besteht aus rund 200 Einzelteilen – von der ersten Skizze auf weissem Papier bis zum fertigen Zeitmesser am Handgelenk eines Trägers ist es ein langer Weg, der Netzwerk, Teamarbeit und Ausdauer erfordert. Dazu Nottaris: «Das Material ist hart und dafür gemacht, am Körper getragen zu werden.» Die Uhr liegt nicht flach, sondern leicht angewinkelt auf dem Handgelenk: «Unsere Materialplanung basiert auf dem Verständnis von Wertstoffkreisläufen, Langlebigkeit und Ressourcenschonung», so Nottaris und er doppelt nach: «Diese Metalle trotzen der Verträglichkeit, weil sie härter sind als der von Luxusmarken verwendete 904L-Stahl. Zudem ermöglicht der Präzisionsguss komplexe Formen für Uhrengehäuse.»
Heute gibt es eine kleine, aber engagierte Uhren-Community, die auch langfristig eine wichtige Rolle spielen wird – und die Angelo Nottaris bewusst in den Gestaltungs- und Herstellungsprozess einbezieht.
Corinne Remund
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