Über 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen sind KMU. Sie stehen nahe an ihren Kunden, arbeiten mit lokalen Lieferanten und kennen die ökologischen Herausforderungen ihres Umfelds genau. Diese Nähe zur Realität führt dazu, dass viele Betriebe pragmatische Lösungen finden – ohne grosse Schlagzeilen, aber mit spürbarer Wirkung. Photovoltaikanlagen auf Werkhallen, Wärmepumpen in Produktionsbetrieben oder die Umstellung auf Elektromobilität im Fahrzeugpark sind heute vielerorts selbstverständlich.
Zahlreich sind auch branchenspezifische Lösungen: Beispielsweise nutzen viele Schreiner Holzabfälle aus der Produktion zur Wärmegewinnung, oder im Gastgewerbe entstehen immer mehr Initiativen zur Reduktion von Food Waste und zum Einsatz lokaler Produkte.
Unterstützung durch Verbände und Netzwerke
Wer nachhaltig wirtschaftet, spart langfristig Kosten, stärkt die lokale Verankerung und sichert Arbeitsplätze. Besonders aktiv zeigt sich der Gewerbeverband Graubünden. Er hat erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches Thema ist. So hat er das Thema «grüne Technologien» im Rahmen des Projekts «Kompetenznetzwerk Green Tech Graubünden» aufgenommen. Damit werden nicht nur Investitionen erleichtert, sondern auch Wissen und Motivation gestärkt.
Ähnliche Programme gibt es bei vielen anderen kantonalen Gewerbeverbänden: So wird der Erfahrungsaustausch zwischen Betrieben gefördert, die bereits erfolgreich Energiesparmassnahmen umgesetzt haben. Oder es werden innovative Lösungen aus dem Gewerbe prämiert, um Nachahmung zu fördern. All dies zeigt: Nachhaltigkeit entsteht dort, wo unternehmerischer Freiraum und Eigenverantwortung zusammenspielen.
Freiwilligkeit statt Regulierungsdschungel
Während Politik und Verwaltung immer neue Vorschriften und Berichtspflichten diskutieren, beweisen die KMU tagtäglich, dass Fortschritt auch ohne Zwang funktioniert. Zusätzliche Regulierung droht jedoch genau diese Dynamik zu bremsen. Kleine Betriebe verfügen oft nicht über die personellen oder finanziellen Ressourcen, um komplexe Vorgaben zu erfüllen.
Statt noch mehr Auflagen braucht es Anreize, praxisnahe Beratung und Planungssicherheit. Denn nachhaltiges Handeln entsteht nicht im Büro eines Regulators, sondern im Werkraum, auf der Baustelle oder in der Werkstatt – dort, wo Unternehmerinnen und Unternehmer tagtäglich Verantwortung übernehmen.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor
Immer mehr Kunden und Geschäftspartner achten auf Herkunft, Energieverbrauch und Umweltstandards. Wer hier glaubwürdig handelt, stärkt seine Marktposition. Schweizer KMU beweisen, dass ökonomischer Erfolg und ökologische Verantwortung keine Gegensätze sind. Damit leisten sie bereits heute einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz – aus Überzeugung, nicht aus Pflicht. Wer sie mit immer neuen Regulierungen belastet, riskiert, diesen Unternehmergeist zu ersticken. Es ist Zeit, die Leistungen des Gewerbes anzuerkennen und auf Eigenverantwortung, Innovation und partnerschaftliche Unterstützung zu setzen anstatt auf staatliche Bevormundung.
Patrick DĂĽmmler, Ressortleiter sgv
www.gewerbe-gr.ch