Die COP30 fand vom 10. bis zum 21. November 2025 in Belém, im Bundesstaat Pará am Rande des Amazonas, statt. Neben den formellen UN-Verhandlungen versammelte die Konferenz Tausende von Vertreterinnen und Vertretern aus Staaten, NGOs, Wissenschaft und Wirtschaft. Obwohl genaue Zahlen variieren, spricht man von etwa 56 000 Teilnehmenden – und damit der zweitgrössten COP aller Zeiten.
Starke Vertretung von NGOs
Eines der auffälligen Merkmale dieser COP war die massive Einbindung von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Dies zeigte sich auch an der Schweizer Delegation: Neben zwei Wirtschaftsvertretern (darunter der Autor) waren auch drei NGO-Vertreter Teil der offiziellen Schweizer Delegation.
Das COP-Programm war stark von zivilgesellschaftlichen Seitenveranstaltungen geprägt, von Workshops über Kunstprojekte bis hin zu Demonstrationen. Das Konferenzgelände bot explizit Platz für NGOs, Bewegungen, Kultur und partizipative Formate.
«EINE ÜBERHOLTE KLASSIFIZIERUNG BESTIMMT NOCH HEUTE, WER WIE VIEL VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN SOLL.»
Beim «Great People’s March» durch Belém demonstrierten Tausende Menschen, angeführt von indigenen Gruppen, Umweltorganisationen und Klimaaktivistinnen.
Teils gewaltsame Demos
Trotz der offiziellen Kanäle für die NGOs kam es zu teils gewaltsamen Protesten: Mehrere Dutzend Demonstranten erzwangen sich gewaltsam Zugang zum Konferenzgelände und lieferten sich Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Schon zuvor hatten andere Gruppen den Haupteingang blockiert, um ihre Forderungen gegenüber dem brasilianischen Präsident Luiz Inácio Lula da Silva oder der COP-Präsidentschaft vorzutragen.
Prekäre Infrastruktur
Belém, die Gastgeberstadt, steckt mitten in einem grossen Modernisierungsprogramm. Doch die Realität vor Ort ist zwiespältig: So fehlte es an ausreichenden Hotelkapazitäten, viele Räume – z. B. in Privatwohnungen – waren stark überteuert. Im Konferenzgelände herrschte ein sehr hoher Lärm-Grundpegel: Laute Klimaanlagen und dauersummende Lüftungen erschwerten ein konzentriertes Arbeiten. Darüber hinaus gab es temporäre Bauten, an denen noch in der ersten Konferenzwoche herumgewerkelt wurde. All dies zog u. a. ein offizielles Protestschreiben der UNO an das Gastgeberland nach sich.
Verhandlungsmarathon: Formalismus und AbkĂĽrzungsdschungel
Die Verhandlungen unter dem Dach der UNFCCC, dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, sind traditionell formalistisch. Zwischen GST, NDCs, CMP, CMA und Article 6 operierten Delegierte in einem Labyrinth aus Hunderten von Abkürzungen. Nur wer mit den inneren Mechanismen vertraut war, konnte den Wortgefechten wirklich folgen. Dieser Insider-Charakter der Verhandlungen verlangte viel Geduld von Nicht-Fachleuten und erschwerte die Transparenz für Aussenstehende.
Sogenannte Entwicklungsländer vs. Industriestaaten
Ein zentraler Konflikt an den COP ist jeweils die klassische Front Entwicklungs- gegen Industriestaaten: Besonders heikel ist in den Dokumenten der jeweilige Verweis auf die sog. Annex-1-Liste, in der damals Industrieländer und ehemals geplante Industrieländer (ehemaliger Ostblock) aufgeführt wurden. Diese Klassifizierung bestimmt noch heute zu grossen Teilen, wer wie viel Verantwortung tragen soll – ist aber von der Realität längst überholt. So hat beispielsweise China immer noch den Status eines Entwicklungslandes.
Nicht die Wirtschaft dominierte
Die COP30 war mehr als ein symbolträchtiger Klimagipfel. Die starke NGO-Präsenz verdeutlichte, dass entgegen der landläufigen Meinung nicht die Wirtschaftsinteressen dominierten, sondern viele Stimmen angehört wurden. Ob diese COP nach Belém Wirkung entfaltet, hängt nicht nur von den verabschiedeten diplomatischen Texten ab, sondern davon, dass sie auch wirklich in allen Ländern umgesetzt werden.
Patrick DĂĽmmler, Ressortleiter sgv
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