Publiziert am: 07.11.2025

Die Meinung

Höhere Berufsbildung: Ein gleichwertiger Weg

Die Berufsbildung ist breit anerkannt und solide auf­ge­stellt. Dank ihrer Arbeits­markt­orien­tierung und der Durchlässigkeit ist der Anschluss an die Arbeitswelt und an Weiterbildungen aller Art gewährleistet. Dennoch können sich die Bildungsakteure, darunter der Schweizerische Gewerbeverband als führende Dachorganisation der KMU, nicht zurücklehnen. Soll die Berufsbildung auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als attraktiv wahrgenommen und gewählt werden, ist veränderten Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Leitthema der Berufsbildung der tripartiten Berufsbildungskonferenz für das Jahr 2025 ist deshalb die Attraktivität der Berufsbildung. Die Arbeit an einer attraktiven Berufsbildung ist eine Daueraufgabe, die alle Akteure der Berufsbildung leisten müssen.

Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass sich der Lehrstellenmarkt seit geraumer Zeit sehr stabil entwickelt. Die Hälfte der rund 93 000 Jugendlichen hat gemäss dem Ende Oktober veröffentlichten Nahtstellenbarometer nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit im Sommer eine berufliche Grundbildung begonnen. Rund ein Drittel der Schulabgängerinnen und Schulabgänger hat sich für einen allgemeinbildenden Weg entschieden, während 16 Prozent eine Zwischenlösung eingeschlagen haben. Erfreulicherweise setzt sich der in den vergangenen Jahren beobachtete Trend einer leichten Zunahme der dualen Berufsausbildungen fort.

Dafür engagieren sich neben den Branchen- und Berufsbildungsverbänden aber insbesondere die Unternehmen. Ohne Unternehmen keine Berufsbildung. 56 Prozent der befragten Betriebe bilden Lernende aus und boten im Sommer 2025 über 87 000 Lehrstellen an. Die klassische Berufslehre, die zu einem Fähigkeitszeugnis (EFZ) führt, schwingt mit 90 Prozent obenaus. Nur gerade zehn Prozent betreffen berufliche Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA). Bis August 2025 konnten rund 87 Prozent der angebotenen Lehrstellen besetzt werden.

Bei der dualen Grundbildung soll es allerdings nicht bleiben. Um einen gut ausgebildeten Berufsnachwuchs sicherzustellen, braucht es die höhere Berufsbildung. Die derzeit sich in der parlamentarischen Beratung befindende Revision des Berufsbildungsgesetzes setzt einen Meilenstein dazu. Vier Massnahmen sollen das Ansehen der höheren Berufsbildung steigern. Sie umfassen die Einführung eines Bezeichnungsrechts für höhere Fachschulen, die Einführung der Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master» für die Abschlüsse der höheren Berufsbildung, die Einführung von Englisch als mögliche zusätzliche Prüfungssprache bei eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen und die Flexibilisierung der Nachdiplomstudien der höheren Fachschulen.

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv plädiert dafür, dieses nach den erfolgreichen Beratungen im Ständerat nun auch im Nationalrat unverändert anzunehmen. Das Massnahmenpaket ist das Resultat eines mehrjährigen und breit abgestützten Prozesses, in dem die Verbundpartner der Berufsbildung sowie weitere Bildungskreise, auch Akteurinnen und Akteure der Hochschulen und Universitäten, in Arbeitstagungen und Vernehmlassungen eingebunden wurden.

Die Zeit drängt. Der sgv fordert von der Politik, dass Berufsleute ihre verdiente Anerkennung erhalten. Die höhere Berufsbildung soll als gleichwertiger Bildungsweg zu den Hochschulabschlüssen anerkannt werden. Die Annahme des unveränderten Bundesratsantrags ermöglicht eine rasche Umsetzung der Vorlage.

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