Publiziert am: 07.11.2025

Importregelung – das A und O

SWISSCOFEL – Die Branche des Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels schafft es seit Jahrzehnten, den Markt konstant zu versorgen, mit Herausforderungen umzugehen und adäquat zu reagieren. Das Monitoring und die Interessenvertretung in der Politik sind Kernaufgaben der Verbandes.

Die Branche ist von einer sehr grossen Vielfalt geprägt. «Die vielen regionalen und unabhängigen Akteure sind sehr beeindruckend und zeigen, dass unser Metier nach wie vor auch vom persönlichen Kontakt und von der regionalen Präsenz lebt», erklärt Christian Sohm, Direktor SWISSCOFEL. Der Fortschritt in der Gemüse- und Früchtebranche ist allgegenwärtig – die Betriebe werden tendenziell grösser, aber weniger in der Anzahl. «Der wirtschaftliche Druck, der gerade in den Jahren nach Corona deutlich zugenommen hat, führt vermehrt zu enger Zusammenarbeit und Spezialisierung der Betriebe bis hin zu Fusionen», stellt Sohm fest. Und er doppelt nach: «Die Nähe zur Landwirtschaft ist in unserer Branche sehr ausgeprägt. Die Produkte, welche wir handeln und verarbeiten, brauchen ein hohes Verständnis der Prozesse im Anbau, um erfolgreich zu sein. Sie verlangen nach hoher Expertise, sei dies nun für Produkte aus dem In- wie auch dem Ausland.»

Das steigende Bedürfnis, sich gesund zu ernähren, hilft dem Gemüsemarkt enorm und daher entwickelt sich der Absatz insgesamt positiv, vor allem, was die Menge angeht. «Wir stellen auf Ebene der Konsumentenpreise seit einigen Jahren und speziell seit diesem Jahr einen verstärkten Fokus auf die Preise fest. Die Verkaufspreise für unsere Produkte sind in den vergangenen drei Jahren im Detailhandel in der Tendenz gesunken», so Sohm. «Im benachbarten Ausland steigen die Preise an, was zu der absurden Situation führt, dass Früchte, Gemüse und Kartoffeln beispielsweise in Südfrankreich teurer sind als bei uns.» Und trotzdem werden die «hohen Lebensmittelpreise» in der Schweiz immer wieder kritisiert und führen natürlich zu Druck. Dieser Preisfokus hinterlässt seine Spuren in der Branche: «Die Verhandlungen werden intensiver, härter geführt und es kommt mittlerweile leider auch vor, dass wir uns nicht mehr einigen», sagt der ausscheidende Direktor des Schweizer Dachverbandes. Er wird per 1. März 2026 als Leiter Unternehmensentwicklung in die Forster Gruppe eintreten. Er ist aber zuversichtlich, dass mit Unterstützung des Verbandes in Zukunft eine Einigung möglich ist. «Die Früchte-, Gemüse- und Kartoffelbranche schafft es immer wieder, sich an den Tisch zu setzen, hart zu diskutieren und Lösungen zu finden. Dies ohne grosse Polemik, sondern faktenbasiert», freut sich Sohm. «Darauf dürfen wir als Branche stolz sein.»

«Die Verkaufspreise für unsere Produkte sind in den vergangenen drei Jahren im Detailhandel in der Tendenz gesunken.»

Die Branche ist auf eine praxisnahe Importregelung angewiesen. Dabei können die Mitglieder sowohl bei SWISSCOFEL als auch bei der Produzentenorganisation auf ein Team von erfahrenen Experten zählen. Schwierig wird es dabei, wenn die Politik sich in solch spezifische Themen einmischen will. «Das System, in dem wir seit Jahren leben, ist gut, aber auch komplex, und es braucht schon Expertise, um die Zusammenhänge zu verstehen.» Allerdings sind Kommunikation und gegenseitiger Respekt der Marktpartner dabei unabdingbar, um erfolgreich zu sein.

Balance zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Die Branche schafft es seit Jahrzehnten, den Markt konstant zu versorgen, mit Herausforderungen umzugehen und adäquat zu reagieren. «Wir müssen allerdings weiterhin genügend Kulturland zur Verfügung haben, um eine angemessene Produktion zu ermöglichen.» Dieses Jahr war ein gutes bis sehr gutes Erntejahr: «Wir rechnen mit einer sehr guten Marktversorgung.» Natürlich spürt die Branche den Klimawandel. Sie sucht gemeinsam mit ihren Partnern Antworten darauf. «Wir prüfen laufend neue Sorten, die höhere Toleranzen gegen Wetterextreme, Schädlinge und Krankheiten versprechen, und bringen uns in die Diskussionen ein.» Ebenso setzt sich der Verband für einen ausbalancierten Pfad zur Reduktion von Pflanzenschutz oder Dünger ein. «Dass eine Reduktion nötig ist, ist nachvollziehbar, aber man muss die Balance finden, um überhaupt noch in genügenden Mengen produzieren zu können», betont Sohm.

Die Branche legt grössten Wert auf eine ausgewogene Balance zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Dazu Sohm: «Nachhaltigkeit ist per Definition nur möglich, wenn alle drei Säulen – Ökologie, Ökonomie und Soziales – bewirtschaftet und bearbeitet werden. Ist also beispielsweise der Anbau von einzelnen Produkten zwar ökologisch sinnvoll, aber nicht mehr wirtschaftlich tragbar, wird er verschwinden und somit nicht mehr nachhaltig sein.» Die wahre Herausforderung liegt darin, die Dinge ganzheitlich zu betrachten, abzuwägen und zu entscheiden. Die Reduktion der Lebensmittelverschwendung ist für SWISSCOFEL eines der wichtigsten Themen im Zusammenhang mit der nachhaltigen Entwicklung der Branche. Dabei verfolgt der Verband aktuell einige Projekte zur Valorisierung von Überschüssen und Nebenströmen und ist sehr aktiv in der Szene und in mehreren Gremien präsent. «Wir engagieren uns dazu im Rahmen des Aktionsplans Lebensmittelverschwendung beim BAFU. Uns liegt vor allem am Herzen, dass wir es schaffen, sektorübergreifend Probleme anzusprechen und gemeinsam zu lösen.» Die Branche ist Pionierin für diverse nachhaltige Labels und Vorreiterin in der Bio-Branche. Sohm führt dies darauf zurück, dass die Branche sehr gut in der Lage ist, Trends schnell aufzunehmen und anzugehen. «Da unsere Produkte in sehr vielen Fällen roh und direkt konsumiert werden, haben wir einen der höchsten Bio-Anteile aller Produktegruppen auszuweisen», so Sohm. Das Potenzial für Labelprodukte ist seines Erachtens nach wie vor hoch. «Es besteht im Konsum nach wie vor eine gute Nachfrage nach Mehrleistungen in der Nachhaltigkeit und die Konsumenten sind auch bereit, den Mehrpreis dafür zu bezahlen.»

Die Branche engagiert sich auch in der Weiterbildung und bietet ihren Mitgliedern vor allem Fachkurse – Warenkunde, Qualitätskontrolle, Import, Zertifizierungen und Lebensmittelsicherheit – an. «Diese ergänzen wir mit generischen Schulungen rund um Nachhaltigkeit, Personalführung oder weitere spezifische Themen, auch auf Wunsch unserer Mitglieder.» Das Angebot ist hybrid, das heisst ein ausgewogener Mix aus E‑Learnings, Webinaren und Präsenzkursen, so dass sich das Angebot auch in den Arbeitsalltag von KMU einpassen lässt. Das Hauptziel ist, Quereinsteigern möglichst rasch einen ersten Überblick über die Produkte zu geben und ihnen wichtige Informationen zu vermitteln.

Gleich lange Spiesse fĂĽr Gewerbe und Landwirtschaft

Auch auf politischer Ebene ist SWISSCOFEL aktiv. Der Verband nimmt aktiv an Vernehmlassungen teil, die seine Mitglieder betreffen, und engagiert sich über seine Mitgliedschaft in anderen Organisationen sehr stark. Das übergreifende Thema für die Mitglieder ist «Gleich lange Spiesse für Gewerbe und Landwirtschaft», sei dies im Arbeitsrecht, in der Raumplanung, im Lebensmittelrecht und in vielen weiteren Themen. «Wir beschäftigen uns mit allen Politikbereichen, wo eine direkte Betroffenheit unserer Mitglieder resultiert. Der Fokus liegt dabei sicher auf Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Umweltpolitik sowie Themen rund um die Ein- und Ausfuhr», so Sohm. Zudem fordert die energieintensive Branche von der Politik, die Stromversorgung langfristig so aufzustellen, dass die Versorgung gewährleistet werden kann. Zu den grössten Herausforderungen gehören die anhaltende Inflation (Rohstoffe, Verpackungen, Energie, IT, Personal etc.) und der harte Preiskampf, welchen die Mitglieder unterworfen sind. Dennoch beurteilt Sohm die Zukunft der Branche als vielversprechend. «Unsere Produkte sind gefragt. Wir müssen es aber schaffen, ihre Wertigkeit wieder vermehrt zu steigern. Es kann nicht sein, dass unsere Produkte die günstigsten im Laden sind. Alle, die Produkte produzieren, handeln und vermarkten, müssen davon leben können.» SWISSCOFEL kann dabei ihre wichtige Funktion als Bindeglied zwischen ihren einzelnen Mitgliedergruppen (beispielsweise Inland und Import, Gross- und Detailhandel) oder auch zwischen den Unternehmen der Branche und der Produktion betonen und so für tragfähige und langfristige – eben nachhaltige – Lösungen sorgen.

Corinne Remund

www.swisscofel.ch

DAS MACHT SWISSCOFEL

Konsensfähige Lösungen finden

SWISSCOFEL ist aus den Bedürfnissen der Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhändler entstanden, ihre spezifischen Interessen durch einen eigenen Verband vertreten zu können. Vereinfacht gesagt haben sich die Handelsabteilungen der Branchenorganisationen im Früchte-, Gemüse- und Kartoffelbereich selbstständig gemacht, um künftig ihre Interessen selbstständig und gebündelt vertreten zu wissen.

Die wohl wichtigste Aufgabe von SWISSCOFEL ist die Rolle in der Importregelung, mit welcher der Verband dafür sorgt, dass seine Mitglieder jeweils die optimale Marktversorgung sicherstellen können. Es geht dabei darum, dass vor allem während der Inlandsaison der Markt jederzeit um die nötigen Importmengen ergänzt werden kann und dafür keine hohen Zölle entrichtet werden müssen.

Das Monitoring des politischen Prozesses sowie die Teilnahme an Vernehmlassungen und Diskussionen verstehen sich von selbst. Auch in diesem Bereich versucht der Verband, zwischen den Polen zu vermitteln und so konsensfähige und gute Lösungen zu finden. Klare Positionen sind bei unserer Mitgliederstruktur nur selten zu finden. Zusätzlich bietet der Verband unseren Mitgliedern eine breite Palette an Dienstleistungen wie Aus- und Weiterbildungskurse, Abklärungen und Beratungen aller Art sowie – last but not least – Events, die den Austausch und das Netzwerk fördern.

Aktuell zählt der Verband rund 140 Aktivmitglieder und ca. 20 Passivmitglieder aus branchennahen Bereichen. Die Mitglieder reichen von grossen Detailhandelsunternehmen und Agrarkonzernen bis hin zu kleinen, regionalen Handelsunternehmen für Früchte, Gemüse und Kartoffeln. Dazu gehören Vollsortimenter, Spezialisten, Convenience-Hersteller, Grosshändler und Lagerbetriebe oder auch Produzenten. Der überwiegende Anteil der Mitglieder sind KMU und Kleinunternehmungen. Alle Mitglieder generieren rund 5 Milliarden Franken Umsatz. CR

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