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«Interessen der KMU verteidigen»
PATRICK DÜMMLER – «Vieles, was an der Klimakonferenz beschlossen wird, soll anschliessend in nationale Massnahmen münden», erklärt der sgv-Ressortleiter, der im brasilianischen Belém vor Ort ist. Es sei deshalb wichtig, einen Fuss in der Türe zu haben. Ausserdem erzählt er von den logistischen Herausforderungen.
Schweizerische Gewerbezeitung: Sie sind Teil der Schweizer Delegation der Klimakonferenz COP30, welche derzeit im brasilianischen Belém über die Bühne geht. Warum ist es wichtig, dass die Wirtschaft – in Form des sgv – in dieser Delegation vertreten ist?
Patrick Dümmler: Der sgv erhält so Einblick in die oberste Ebene der Klimapolitik. Vieles, was an einer Klimakonferenz beschlossen wird, soll anschliessend in nationale Massnahmen münden. So bin ich gewissermassen Zeuge der Schweizer Klimapolitik von morgen, und es ist wichtig, hier einen Fuss in der Türe zu haben. Dieses Verständnis heute hilft morgen nämlich, bessere nationale Regelungen vorzuschlagen. Und in diesem Zusammenhang ist der sgv überzeugt, dass es im Bereich Klimaschutz mehr marktwirtschaftliche Lösungen braucht, und hierfür werde ich mich einsetzen.
Kann der sgv an der COP30 seine Ideen einbringen?
Hier ist der Spielraum in der ersten Phase der Verhandlungen zugegebenermassen gering. Es gilt, sich an das vom Bundesrat verabschiedete Verhandlungsmandat der Schweiz zu halten. Sollten im Verlaufe der Verhandlungen grössere Fragen oder neue Ideen auftauchen, kann ich mich wohl mehr einbringen.
Welchen Beitrag leistet die Schweizer Wirtschaft, wenn es um die Erreichung von Klimazielen geht?
Schon eine ganze Menge. Da geht es nicht nur um tausende von Massnahmen, welche die rund 600'000 KMU jeden Tag ergreifen, sondern auch um technologische Innovationen, die sie vorantreiben. Diese helfen uns, näher an das Netto-Null-Ziel heranzukommen. Wenn ich hier vor Ort die teilweise vorherrschende Umweltverschmutzung sehe, dann sind wir in der Schweiz schon sehr weit.
Ăśberdies dĂĽrfen wir nicht vergessen, dass man das Ganze nicht nur auf das Klima bezogen betrachten sollte: Es geht letztlich um Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen. Die Ă–kologie spielt dabei neben sozialen und wirtschaftlichen Aspekten eine gleichberechtigte, aber keine ĂĽbergeordnete Rolle.
Welche Akteure sind noch Teil der Schweizer Delegation in Belém?
Neben den Experten der Bundesverwaltung sind dies insgesamt sechs Vertreter der sogenannten Zivilgesellschaft: drei NGO, zwei Wirtschaftsvertreter, darunter ich, und eine Professorin einer Universität.
Viele NGO unterstützen die Juso- und die Klimafonds-Initiative, welche das wirtschaftliche Fundament der Schweiz ruinieren würden. Werden solche und ähnliche Forderungen von den NGO an der Klimakonferenz eingebracht?
Offiziell nicht, denn wir haben uns an das Verhandlungsmandat der Schweizer Delegation zu halten – was ich respektiere.
Dass viele NGO, die hier auch aus anderen Ländern zahlreich vor Ort sind, natürlich hoffen, dass letztlich irgendwelche neuen Fonds entstehen, um ihre Projekte zu finanzieren, liegt aber auf der Hand.
Man liest viel Erstaunliches über die Klimakonferenz. Zum Beispiel, dass für den Bau einer neuen Autobahn Regenwald gerodet wurde, um den Konferenzort überhaupt erschliessen zu können. Ausserdem ankern vor der Küstenstadt Belém Kreuzfahrtschiffe, welche als Unterkunft dienen. Das scheint alles nicht wirklich klimafreundlich zu sein. Was sind Ihre Eindrücke?
Klimakonferenz und Klimaschutz vor Ort ist sicher immer wieder ein Thema. So wird teilweise eine temporäre Konferenzinfrastruktur aufgebaut, deren Bauteile – von so schlechter Qualität wirken sie jedenfalls – danach wohl als Abfall irgendwo landen.
Besser wäre es wohl, eine solche Konferenz an Orten durchzuführen, die bereits eine bestehende Infrastruktur haben. In Belém fehlt es an beinahe allem. Es wird aber bewundernswert improvisiert, so dass am Schluss doch alles irgendwie klappt.
Mit welchen logistischen Herausforderungen kämpfen Sie persönlich?
Mit einigen. So wurde mir drei Wochen vor der Konferenz beschieden, dass mein Zimmer im Kontingent der Schweizer Delegation nicht mehr verfügbar sei. Ich musste so kurzfristig eine andere Übernachtungslösung finden. Dies in einer Stadt ohne viele Gästebetten – deshalb auch die Kreuzfahrtschiffe.
Meine Unterkunft liegt im Vergleich zum Konferenzort am anderen Ende der Stadt. Immerhin gibt es ein gutes Netz an Konferenzbussen, so dass die rund zwei Stunden Wegzeit pro Tag machbar sind. Eine Konsequenz ist aber, dass ich örtlich von der Schweizer Delegation getrennt bin. Dies erschwert insbesondere den wichtigen informellen Austausch.
Wie sieht es bei den anderen Teilnehmern der Zivilgesellschaft aus? Sie sagten vorhin auch, es seien sechs Vertreter der Zivilgesellschaft. Wie das? Offiziell kommuniziert wurden doch immer nur vier – zwei Vertreter von NGO und zwei Vertreter von der Wirtschaft.
Ja, insgesamt sind es nun sechs Vertreter, davon drei von NGO. Offenbar wird die Vertreterin der Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände und die Vertreterin der Uni nicht mitgezählt.
Die NGO- und Universitätsvertreter sind mit dem Rest der Delegation in einer Wohnanlage untergebracht. Das erleichtert es ihnen natürlich, sich unkompliziert mit den Angestellten des Bundes auszutauschen. Nur die beiden Vertreter der Wirtschaft mussten extern auf zwei verschiedene Appartements ausweichen.
Zum Abschluss: Was erwarten Sie von der Konferenz?
Neben hoffentlich vielen neuen Kontakten auch Einsichten, wie sich unsere nationale Klimapolitik in der Schweiz entwickeln könnte. Dies hilft uns als sgv in der Verteidigung der Interessen der KMU.
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