Mehrsprachigkeit ist eine wichtige berufliche und persönliche Kompetenz. In einigen Berufen ist die Integration von Fremdsprachenkompetenzen in die berufliche Grundbildung sogar entscheidend, um den Anforderungen der Berufspraxis zu genügen. Vor ein paar Jahren kam eine Evaluation der Universität Freiburg zum Schluss, dass Sprachen in der Berufswelt immer häufiger auch als Schlüsselqualifikation angesehen werden.
Verbundpartnerschaftliche Orientierungshilfe
Für die Organisationen der Arbeit ist zu diesem Thema unter Beteiligung des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv eine verbundpartnerschaftliche Orientierungshilfe erarbeitet worden. Sie zeigt auf, wie Englisch oder eine zweite und dritte Landessprache in die Handlungskompetenzen eines Berufs integriert werden können. Die Entscheidung steht den Trägerschaften zu, die sich am Arbeitsmarkt orientieren.
Ja zum zweisprachigen Unterricht
Seit einigen Jahren wird an Berufsfachschulen (z. B. im Kanton Zürich) bilingualer Unterricht angeboten. Damit entwickeln Lernende berufsrelevante Kompetenzen gleichzeitig in zwei Sprachen und verbessern dadurch ihre beruflichen Perspektiven. Das Angebot ermöglicht, die auf Volksschulebene erlangten Sprachkompetenzen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der zweisprachige Unterricht erhöht die Chancen der Lernenden auf dem Arbeitsmarkt. Im Kanton Zürich z. B. profitieren derzeit rund 2000 Schülerinnen und Schüler an 18 Berufsfachschulen vom bilingualen Unterricht.
Aus Sicht des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv ist dieser Unterricht begrüssenswert. Mindestens ein Drittel der KMU ist exportorientiert. Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Fremdsprachenkenntnisse zur Voraussetzung, um im beruflichen Alltag überhaupt bestehen zu können.
Im Vordergrund für Deutschsprachige stehen Englisch und Französisch. Englisch dürfte in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Dies nicht nur aus dem Grund, weil Englischkenntnisse in der Wirtschaft grundsätzlich notwendig sind, sondern auch weil die Motivation bei Jugendlichen für Englisch höher und die Hemmschwelle tiefer sein dürfte als im Französischen.
Nein zum generellen Pflicht-unterricht in allen Berufen
Nein sagt der sgv hingegen zu einem generellen Fremdsprachen-Pflichtunterricht in allen Berufen. Ein solcher wäre auch nicht zielführend. Im Frühjahr 2024 hatte der Nationalrat ein entsprechendes Postulat gutgeheissen und den Bundesrat beauftragt zu prüfen, wie Fremdsprachen oder zusätzliche Landessprachen verbindlich in die Lehrpläne aller Berufe integriert werden können. Dies mit dem Ziel, sicherzustellen, dass Lernende ihre Sprachkompetenzen mindestens auf dem Niveau der Sekundarstufe I erhalten und so den Anschluss an weiterführende Ausbildungen nicht verlieren.
Ein genereller Pflichtunterricht in allen Berufen ist weder zielführend noch im Interesse der Jugendlichen und der einzelnen Ausbildungen. Es gibt Ausbildungen, wo das durchaus Sinn machen kann. Es gibt aber auch Ausbildungen, in denen ein Pflichtunterricht in der Fremdsprache nur eine Belastung wäre.
Zielführender ist es, wenn die Organisationen der Arbeit die Integration einer Fremdsprache prüfen. Sie haben auch aktuelle Kenntnisse über den Arbeitsmarkt und können am besten einschätzen, was Sinn macht und was nicht.
Kl