Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv hat der vereinfachte Zugang zu Krediten absolute Priorität. Während die Banken ihre Kriterien verschärfen, geraten kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz in einen Spagat zwischen ihrem Liquiditätsbedarf und immer strengeren Finanzierungsvorschriften. Die Frage drängt sich auf: Wie lassen sich finanzielle Stabilität und Wirtschaftswachstum miteinander vereinbaren, wenn ein Drittel der KMU Schwierigkeiten hat, die für ihre Entwicklung notwendigen Mittel zu beschaffen?
Ein System am Anschlag
Die KMU bilden das Fundament der Schweizer Wirtschaft. Und sie stehen heute vor einer grossen Hürde. Traditionelle Sicherheiten wie Immobilienhypotheken reichen nicht mehr aus, und bewegliche Vermögenswerte wie Lagerbestände, Maschinen oder Ausrüstung können bisher nicht als Sicherheiten verwendet werden. Das Ergebnis: Lebensfähige Unternehmen, die jedoch keine «klassischen» Sicherheiten vorweisen können, erhalten keinen Zugang zu Krediten oder müssen unerschwingliche Zinssätze in Kauf nehmen. So können solide Unternehmen mit konkreten Vermögenswerten diese nicht zur Finanzierung nutzen. Diese Situation ist absurd und gefährlich für unsere Wirtschaft und die Dynamik der wirtschaftlichen Investitionen.
Rasche Lösung gefragt
Die Folgen sind bereits spürbar. Investitionsprojekte werden verschoben, Zahlungsrückstände häufen sich, und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber finanzstärkeren ausländischen Konkurrenten nimmt ab. Die am stärksten betroffenen Sektoren wie Handel, Handwerk und Industrie schlagen Alarm. Ohne eine schnelle Lösung sind Tausende von Arbeitsplätzen und ganze Teile der Schweizer Wirtschaft gefährdet.
Eine Reform nach europäischem Vorbild
Es reicht nicht aus, das Problem nur festzustellen: Es müssen auch konkrete Lösungen gefunden werden. Eine zentrale Idee ist die Ausweitung des Hypothekenprinzips auf bewegliche Vermögenswerte, wodurch KMU ihre Lagerbestände und Ausrüstungen als Sicherheit hinterlegen können, ohne sie zu immobilisieren. Konkret könnte ein Unternehmen seine Waren oder Maschinen verpfänden – und sie gleichzeitig weiterhin täglich nutzen. Für die Banken würde diese Massnahme zusätzliche Sicherheit bieten und somit die Risiken und Kosten von Krediten reduzieren.
Dringender Aufruf zum Handeln
Angesichts der Dringlichkeit fordert der sgv daher eine ehrgeizige Reform. Er befürwortet die Ausweitung des Hypothekenmechanismus auf bewegliche Vermögenswerte – eine Massnahme, die Milliarden von Franken an Liquidität freisetzen und Tausenden von Unternehmen, die unter den hohen Kreditkosten leiden, neuen Auftrieb geben könnte.
Die Digitalisierung der Bankprozesse würde eine Beschleunigung der Kreditentscheidungen und eine Senkung der Kosten ermöglichen, während die Entwicklung alternativer Lösungen wie Crowdlending oder Innovationsfonds zu einer Diversifizierung der Finanzierungsquellen führen würde.
Mikael Huber,
Ressortleiter sgv