Publiziert am: 12.12.2025

Längere Lieferwege, langsamerer ÖV

Tempo 30 – Vergangene Woche endete eine Vernehmlassung zur Gewährleistung der Hierarchie des Strassennetzes. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv unterstützt die Vorlage. Sie stellt sicher, dass die KMU nicht unnötig durch flächendeckendes Tempo 30 behindert werden.

Kürzlich endete eine Vernehmlassung des Bundesamts für Strassen (ASTRA) zur Umsetzung einer angenommenen Motion von Nationalrat Peter Schilliger. Ziel der Vorlage ist es, die Hierarchie des Strassennetzes zu sichern. Neu sollen Temporeduktionen auf verkehrsorientierten Strassen innerorts – meist in Form von Tempo 30 – nur noch möglich sein, wenn über ein Gutachten nachgewiesen werden kann, dass dabei die Hierarchie und Funktion der Strasse gewährleistet bleibt. Auch sollen Temporeduktionen erst möglich sein, wenn die Umweltbelastung – das heisst der Strassenlärm – nicht durch eine Massnahme an der Quelle, konkret einen lärmarmen Belag, verhindert werden kann.

Ärgernis für Kundschaft

Insbesondere für KMU kann flächendeckendes Tempo 30, so wie es in den vergangenen Jahren in vielen Schweizer Städten Usus geworden ist, zum Ärgernis werden.

«Flächendeckende Temporeduktionen verlangsamen die Rettungsdienste.»

Einerseits sind durch die blosse Temporeduktion Zeitverzögerungen unvermeidlich, was nicht nur Kosten verursacht, sondern auch ein Ärgernis für die Kundschaft darstellt. Ausserdem führen die mit Tempo 30 einhergehenden baulichen Massnahmen gerade für grössere, schwerere Fahrzeuge, die zum Beispiel Baustellen beliefern müssen, dazu, dass Lieferwege länger und komplizierter werden.

Aber nicht nur die Wirtschaft, auch die Gesellschaft spürt die Folgen von flächendeckenden Temporeduktionen. Denn diese verlangsamen auch den öffentlichen Verkehr sowie die Reaktionszeiten der Rettungsdienste. Insgesamt sind allgemeine volkswirtschaftliche Mehrkosten und die Gefährdung der Funktionalität des heute gut austarierten Strassenverkehrssystems zu verzeichnen.

Bevölkerung will kein generelles Tempo 30

Dass auch die Schweizerinnen und Schweizer die Nase voll haben von flächendeckendem Tempo 30, zeigen jüngste Umfrage- und Abstimmungsergebnisse. Erst diesen Sommer führte beispielsweise der Touring Club Schweiz (TCS) eine Bevölkerungsumfrage durch. Dabei zeigte sich, dass drei Viertel der Befragten innerorts die aktuelle Geschwindigkeitsregelung – generelles Tempo 50 mit der Möglichkeit, situationsbedingt Tempo 30 einzuführen – befürworten. Fast zwei Drittel befürchten, dass flächendeckendes Tempo 30 zu mehr Ausweichverkehr führt, und wollen diese Massnahme daher auf Quartierstrassen beschränken. Sprich: Auf verkehrsorientierten Strassen soll laut der Mehrheit der Befragten Tempo 50 gelten.

Ende November wurden auch im Kanton Zürich klare Töne angeschlagen: Die dortige Mobilitätsinitiative fand an der Urne Zustimmung. Damit werden die Städte Zürich und Winterthur künftig zurückgebunden in ihren Bestrebungen, auch auf Strassen überkommunaler Bedeutung Tempo 30 einzuführen. Künftig entscheidet hier wieder der Kanton.

sgv: Ja zu differenziertem Geschwindigkeitsregime

Unterschiedliche Strassentypen haben verschiedene Funktionen. Diese haben sich in der Vergangenheit etabliert und gewährleisten die Zuverlässigkeit des Schweizer Verkehrsnetzes. Daher setzt sich auch der Schweizerische Gewerbeverband sgv dafür ein, die gut austarierte Hierarchie dieses Strassennetzes beizubehalten. Das bedeutet, dass innerorts grundsätzlich Tempo 50 gelten soll. Tempo 30 soll weiterhin möglich sein, allerdings vornehmlich auf siedlungsorientierten Strassen. Alles andere würde der Strategie der Kanalisierung des Verkehrs auf den Hauptachsen widersprechen.

Daher unterstützt der sgv die Vorlage des ASTRA zur Sicherung der Hierarchie des Strassennetzes und setzt sich vehement gegen flächendeckendes Tempo 30 innerorts ein. Denn nur so können die Lieferbedingungen für lokale Unternehmen und Geschäfte aufrechterhalten und damit der reibungslose Ablauf wirtschaftlicher Aktivitäten gewährleistet werden.

Michèle Lisibach,

Ressortleiterin sgv

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