KMU schlagen Alarm: Dreifachbelastung und dazu Chaos
Shoppen und tanken unter einem Dach
VERBAND TANKSTELLENSHOPS SCHWEIZ – Die Branche erfüllt mit ihren vorteilhaften Öffnungszeiten, ihren Shops und dem gastronomischen Angebot die Bedürfnisse einer Gesellschaft, die immer flexibler wird. Der VTSS ist bestens vernetzt und setzt sich auf dem politischen Parkett für liberale Rahmenbedingungen ein. Gerade eben wurde ein neuer GAV ausgehandelt.
Die Schweiz verfügt über eines der dichtesten Tankstellennetze. So gibt es in der Schweiz rund 1300 Marken-Tankstellen mit Shop. «Wir stellen in den letzten Jahren einen Trend zu grossen, gut ausgebauten und attraktiv gestalteten Shops fest», sagt Ueli Bamert, Vizepräsident des Verbandes Tankstellenshop Schweiz. In der Branche ist man sich indessen einig, dass dem Kunden mehr geboten werden muss als Treibstoff: Aus diesem Grund sieht man immer mehr Tankstellenshops mit einem grossen und qualitativ hochwertigen Angebot, einer Bistro-Ecke, Strom-Ladestationen und anderen Annehmlichkeiten. Der Markt der Tankstellenshops ist mehr oder weniger gesättigt und so entstehen nur noch wenige neue Tankstellenshops. Zu den bekanntesten Anbietern gehören grosse internationale Firmen wie Shell, Tamoil, Eni oder Socar sowie bekannte Schweizer Marken wie Agrola, Migrol, Ruedi Rüssel oder Coop Pronto. Dazu gesellen sich aus dem Detailhandelsbereich Firmen wie migrolino, Spar oder Avec. «Detailhandels- und Mineralölfirmen agieren in unserer Branche symbiotisch.»
«Wir betrachten unsere Tankstellenshops als wichtige Zentren der Versorgung der Bevölkerung.»
Gerade Tankstellen mit Shop sind sehr gefragt und setzen auch mehr Treibstoffe ab als Stationen ohne Shop. Tankstellenshops sind mit dem Auto gut erreichbar, man findet immer einen Parkplatz und – ganz wichtig – sie sind in der Regel auch dann geöffnet, wenn andere Shops geschlossen sind, also am Abend und am Sonntag. Rund zwei Dutzend Stationen haben sogar rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr offen. «Wir betrachten unsere Tankstellenshops als wichtige Zentren der Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Produkten des alltäglichen Gebrauchs», betont Bamert und doppelt nach: «Mit ihren verlängerten Öffnungszeiten, der guten Erreichbarkeit und dem attraktiven Convenience-Sortiment sind sie prädestiniert, die Ansprüche der Bevölkerung an Flexibilität und effizientes Einkaufen zu erfüllen.»
Die Tankstellenshops bieten ihren Kunden die Möglichkeit, ihre Einkäufe mit dem Tanken zu verbinden. Dabei sind Benzin und Diesel die mit Abstand wichtigsten Treibstoffe, die an den Schweizer Tankstellen getankt werden. «Der Anteil der Elektromobilität bewegt sich nach wie vor im einstelligen Prozentbereich», weiss Bamert. Dennoch bieten die meisten Betreiber an ihren grossen Stationen heute auch Strom-Schnellladestationen an. Gleichzeitig werden dem Treibstoff standardmässig rund fünf Prozent an Bio-Treibstoffen beigemischt, beim Diesel mehr als beim Benzin. «Dies ist ein wichtiges und effizientes Mittel zur Einsparung von CO2, welches von der Branche allerdings nicht an die grosse Glocke gehängt wird.» Noch in den Kinderschuhen steckt hingegen die Verbreitung von synthetischen Treibstoffen. «Unsere Branche setzt grosse Hoffnungen in diese Technologie, mit welcher dereinst fossile Treibstoffe ersetzt werden könnten», erklärt der Vizepräsident.
Übrigens: Der durchschnittliche Treibstoffabsatz pro Tankstelle insgesamt bleibt im letzten Jahr mit 1,2 Millionen Litern bei leicht sinkender Tendenz gegenüber den Vorjahren stabil.
Fortschrittliche undfaire Arbeitgeber
Die Betreiber der Tankstellenshops sind fortschrittliche und faire Arbeitgeber – und einen wichtigen Stellenwert in der Branche hat der allgemeinverbindlich erklärte Gesamtarbeitsvertrag Tankstellenshops, den der VTSS mit den Gewerkschaften Unia und Syna und dem KV Schweiz vor rund zehn Jahren ausgehandelt hat. Er ist aus dem unmissverständlichen Wunsch der Branche entstanden, allen Branchenteilnehmern gleich lange Spiesse zur Verfügung zu stellen. «Der GAV ist für unsere Branche zentral, denn gerade in einer Branche mit derart vielen unterschiedlichen Playern ist es wichtig, klare und faire Rahmenbedingungen zu haben», betont Bamert. Folgerichtig ist die Akzeptanz des GAV in der Branche auch sehr hoch, bei der jüngsten GAV-Verlängerung gab es keine Gegenstimmen und auch keine Einsprachen. «Dies war nicht immer so», stellt Bamert fest. «Bei der ersten Verabschiedung im Jahr 2016 wurde der GAV von einem Teil der Branche noch bekämpft.»
«wir setzen unsfür möglichst freiheitliche Lösungen und wenig Bürokratie ein.»
Für die Mitarbeitenden bedeutet der GAV attraktive Mindestlöhne und eine fortschrittliche und flexible Arbeitszeitgestaltung – ohne die Work-Life-Balance zu vernachlässigen. «Unsere Branche wiederum profitiert von klaren Verhältnissen und einheitlichen Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer und, nicht zu unterschätzen, von einem Imagegewinn auf dem Arbeitsmarkt – auch unsere Mitglieder sind auf motiviertes und loyales Personal angewiesen.» Der GAV für Tankstellenshops wurde gerade erfolgreich neu verhandelt. Dabei haben es die Vertragspartner geschafft, höhere Löhne und eine bessere Arbeitsplanung im GAV 2026 bis 2028 festzulegen. Der neue GAV gilt ab Januar 2026.
Der VTSS engagiert sich auch in der Politik. «Wir vertreten unsere Interessen meist auf der kantonalen Ebene und dort in der Regel auf Ebene der Verwaltung», so Bamert. Die Hauptanliegen sind liberale Ladenöffnungszeiten und eine möglichst geringe administrative Belastung in arbeitsrechtlichen Fragen. «Ein grosses Problem sind immer mehr Einschränkungen und Vorschriften sowie eine generelle Bevormundung in lebensmittelrechtlichen Fragen wie beispielsweise bei Tabakprodukten, dem Alkoholverkauf, Süssgetränken und vielem mehr», ärgert sich Bamert. «Diese unnötigen Regulierungen belasten unsere Mitglieder und folglich setzen wir uns auch hier für möglichst freiheitliche Lösungen und wenig Bürokratie ein.»
Innovative Rundum-Dienstleister im Mobilitätsbereich
Das veränderte Einkaufsverhalten fordert die Branche und neue Antriebssysteme und die gestiegene Mobilität treiben den Wandel. Ueli Bamert sieht die Tankstelle der Zukunft denn auch als einen Rundum-Dienstleister im Mobilitätsbereich: «Ich gehe davon aus, dass der Convenience-Gedanke noch mehr an Gewicht gewinnen wird. Der Kunde soll sich bei uns wohlfühlen und auch mal einen Moment im Shop verweilen, einen Kaffee trinken oder eine Zeitung lesen.» Das Bedürfnis nach Mobilität und flexiblen Einkaufszeiten wird gemäss Bamert in Zukunft eher noch zu- als abnehmen. «Die grosse Unbekannte ist derzeit die Elektromobilität und wie sich das Ladeverhalten der Autofahrenden entwickeln wird. Bis auf Weiteres ist die Nachfrage nach Benzin und Diesel aber immer noch ungebrochen – ein Bedürfnis, das wir gerne befriedigen.»
Corinne Remund
DAS MACHT DER VTSSRund 14 000 Angestellte
Für liberale Rahmenbedingungen
Der Verband Tankstellenshop Schweiz VTSS wurde 2012 gegründet, um der aufstrebenden Branche der Tankstellenshops im öffentlichen Diskurs eine Stimme zu geben. Gleichzeitig bündelten die Shops ihre Kräfte und wurden zu kompetenten Ansprech- sowie Verhandlungspartnern mit den Gewerkschaften. Der Verband pflegt regen Kontakt mit Behörden sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft und ist bestens vernetzt. Dabei engagiert er sich auf der politischen Ebene und setzt sich für liberale Rahmenbedingungen ein, insbesondere im Zusammenhang mit den Ladenöffnungszeiten. Ebenso verhandelt der Verband im Dienst seiner Mitglieder mit den Gewerkschaften und sorgt für den branchenfreundlichen Vollzug der Sozialpartnerschaft. Die Mitglieder können ferner von zahlreichen Dienstleistungen wie Rechtsberatung oder Massnahmen zur Stärkung des Jugendschutzes profitieren.
Rund 14 000 Angestellte
Die Tankstellenshop-Branche zeichnet sich durch eine besondere Firmenstruktur aus: Ein grosser Teil der VTSS-Mitglieder sind im Franchise-System organisiert. Dies sind zum grossen Teil Kleinst- und Familienbetriebe, die entweder nur einen oder einen «Cluster» von bis zu fünf Shops betreiben. Dazu kommen mittelgrosse, meist regional tätige KMU mit mehreren Shops. Selbstverständlich sind auch die franchisegebenden Firmen Mitglied im VTSS. Derzeit zählt der Verband knapp 900 Mitglieder, die über 60 Prozent der Branche abdecken. Die Branche zählt derzeit rund 14 000 Angestellte – wobei die Anzahl der Teilzeitangestellten verhältnismässig hoch ist. CR
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