Publiziert am: 10.08.2018

Achtung Stolperfallen

Die meisten Unternehmenskrisen treten nicht plötzlich ein, sondern schleichend. Auch Gewerbebetriebe sollten über ein angemessenes Risikomanagement verfügen, um Krisen frühzeitig zu erkennen. Doch welche unterneh­merischen Fehler führen am häufigsten zu 
Restrukturierungen bei KMU?

Arbeit hatte er genug, der Handwerker. Er war bekannt als fleissiger Schaffer, der für 
gute Qualität bürgt. Und doch musste er bereits im zweiten Geschäftsjahr wegen Verlusten aus Grossaufträgen Konkurs anmelden. Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ihren Traum der Selbständigkeit aufgeben müssen. Oft ist das nicht (nur) mit zu wenig Arbeit verbunden. Gilt Fachkom­petenz allgemein als vorausgesetzt, werden zentrale Faktoren wie die Kalkulation von Aufträgen oder die Liquiditätsplanung oftmals unterschätzt.

Nicht blindlings in die Misere laufen

Viele Unternehmer verlieren aufgrund der 
hohen Belastung den Überblick, ob sich ihr 
Betrieb auf Kurs befindet. Eine mindestens die wichtigsten Eckzahlen umfassende periodische Kontrolle ist wichtig, um Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und rechtzeitig reagieren zu können. Oft reicht bei KMU eine Überprüfung weniger Zahlen sowie eine kritische Betrachtung der Entwicklung aus, um zu erkennen, ob noch alle Ampeln «auf Grün» stehen. Dieser Zahlenkranz umfasst beispielsweise den fakturierten Umsatz sowie den Saldo der 
Debitoren-, und Kreditorenpositionen, flüssige Mittel und allenfalls weitere Positionen, die sich kurzfristig verändern.

Gleiches gilt für den zukunftsgerichteten Blick: Fehlt die Übersicht über aktuelle Auf­träge, Offertvolumen und die zu erwartende Liquiditätsentwicklung, besteht die Gefahr, blindlings in eine Misere zu laufen.

Investitionen sollten gut geplant sein. Unternehmer neigen dazu, zu viel aufs Mal und zu Lasten von gerade freien Mitteln oder einer Kreditlimite zu investieren, ohne dass eine langfristige Finanzierungszusage vorliegt. Allenfalls ist es sinnvoll, nur eine Maschine zu kaufen und weitere Arbeitsschritte vorerst extern zu vergeben, bis die Finanzierung und eine ausreichende Auslastung gesichert sind.

 

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

Dieses Motto gilt auch im Geschäftsleben. Das trifft vor allem auf das Debitorenmanagement zu. Klumpenrisiken, Lieferungen, obwohl noch alte Rechnungen ausstehend sind, oder ein ungenügendes Inkassowesen können verheerend enden.

Nicht selten führen auch zu hohe, nicht der Grösse oder Ertragskraft eines KMU ange­passte Mittelabflüsse an den Unternehmer zu finanziellen Problemen. Neben dem Salär sieht man oft Aktivdarlehen oder Dividenden an Aktionäre, welche sich die Unternehmen eigentlich nicht leisten könnten.

Ein echter Sparringpartner für den Unternehmer, sei es ein versierter Treuhänder oder ein Verwaltungsrat, der eine eigene Meinung 
vertritt, ehrliche Feedbacks und bei wichtigen Entscheidungen Ratschläge gibt, ist Gold wert. Bei vielen KMU ist der Eigentümer oftmals auch Geschäftsführer und (einziger) Verwaltungsrat. In guten Zeiten ist dies weniger problematisch. Es besteht allerdings das Risiko, dass allfällige spätere Probleme nicht rechtzeitig erkannt 
werden.

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