Publiziert am: 18.09.2020

Alles an einem Ort

EASYGOV.SWISS – Der Onlineschalter des SECO erleichtert KMU den Umgang mit der Verwaltung. Das praktische Portal trägt zur Reduktion von Regu­lie­rungskosten bei. EasyGov.swiss hat sich nicht zuletzt rund um die Covid-19-Kredite bewährt.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat den Onlineschalter für Unternehmen EasyGov.swiss per 1. September weiter ausgebaut. André Berdoz, Unternehmer und Mitglied des Vorstands des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv, und Michael Tschirky, Zentralpräsident des Elektrobranchenverbands EIT.swiss, vertreten die Interessen der KMU in der Begleitgruppe, die Easy­Gov beratend den Weg weist.

Schweizerische Gewerbezeitung: Seit wann gibt es den digitalen Behördenschalter EasyGov.swiss schon, und was ist der Zweck dieser Plattform?

André Berdoz: Erste Gespräche mit der Arbeitsgruppe begannen im Januar 2016. Das Portal steht den KMU seit etwa zwei Jahren zur Verfügung. Ziel dieses Portals ist es, die Verwaltungsaufgaben von KMU zu erleichtern und zu vereinfachen, und zwar in Form einer einzigen Eingabe ihrer Daten, die den Zugang zu verschiedenen Dienstleistungen ermöglicht, die für das administrative Funktionieren eines jeden Unternehmens unerlässlich sind. Das Portal EasyGov steht ganz im Zeichen der Digitalisierung. Und es unterstützt die vom Schweizerischen Gewerbeverband sgv seit vielen Jahren geforderte Reduktion der Regulierungskosten.

Welche Rolle spielt die Plattform in der Covid-19-Krise? Hat EasyGov in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen?

Michael Tschirky: EasyGov stellt schon in normalen Zeiten für Unternehmen eine enorme administrative Entlastung dar, insbesondere weil das Angebot sukzessive ausgebaut wurde. Mit der Zurverfügungstellung der Kreditvereinbarung der Covid-19-Überbrückungshilfe ist die Bedeutung der Plattform in der Krise noch weiter gewachsen.

Welche Dienstleistungen bietet EasyGov Unternehmen an, und was ist der Nutzen – insbesondere für KMU?

André Berdoz: Das EasyGov-Portal bietet folgende Dienstleistungen an: Firmengründung und -übertragung, Handelsregister, Mehrwertsteuer, Sozialversicherung, Inkasso, Suva, Bürgschaft, geistiges Eigentum. Ein aktuelles, konkretes Beispiel: Alle Covid-19-Gutschriften wurden über EasyGov mit einem durchschlagenden Erfolg in Bezug auf Effizienz und Geschwindigkeit abgewickelt.

Unternehmen wissen oft nicht, an wen sie sich mit Verwaltungsverfahren oder anderen Problemen wenden können. Wie löst EasyGov dieses Problem?

Michael Tschirky: Indem ein zentraler Anlaufpunkt, ein One-Stop-Shop, geschaffen wird. Nutzer müssen gar nicht wissen, welche Behörde für was verantwortlich ist, weil alle Dokumente auf derselben Plattform zu finden sind.

Wie sind die KMU bei der Umsetzung dieser Plattform vertreten? Und welche Rolle spielen Sie beide in der EasyGov-Begleitgruppe?

Michael Tschirky: Als Mitglied der Begleitgruppe kann ich meine Erfahrungen aus der Praxis als Anwender und branchenspezifische Hinweise für den Ausbau der Angebote von EasyGov einbringen.

André Berdoz: Ich rate allen KMU, sich sofort für dieses Portal zu registrieren, damit sie bereit sind, die nötigen Angaben zu liefern, wenn diese benötigt werden.

Unsere Anliegen an diese Arbeitsgruppe wurden sorgfältig und ernsthaft angehört, alle Fragen fundiert beantwortet, unsere Anmerkungen berücksichtigt. Wir konnten auf der Grundlage unserer Erfahrungen als Firmenchefs konkrete Beiträge liefern. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich dieses Portal weiterentwickeln und an unsere Bedürfnisse anpassen wird.

Dient EasyGov nur Unternehmen, oder gibt es auch andere Körperschaften, die einen Nutzen daraus ziehen können?

Michael Tschirky: Natürlich haben die Unternehmen, insbesondere KMU, die grössten Vorteile von der Plattform. Aber auch die Behörden profitieren von EasyGov, weil der Transfer und die Verwaltung von Unterlagen enorm vereinfacht wird.

Bund, Kantone und Gemeinden stehen hinter EasyGov. Wie funktioniert die Zusammenarbeit von so vielen Akteuren?

André Berdoz: Tatsächlich sind die KMU mit vielen – zu vielen – administrativen und finanziellen Anforderungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene konfrontiert; dazu kommen jene aus den Gesamtarbeitsverträgen (GAV). Dies macht die Firmenführung sehr umständlich; sie ist kompliziert, zeitaufwendig, überwältigend und teuer. Dank EasyGov werden Verbindungen zwischen den verschiedenen oben genannten Diensten eher früher als später zur Verfügung stehen und unsere Aufgabe erheblich vereinfachen. Wir können es kaum erwarten, dass all dies zur Verfügung steht.

Bietet EasyGov auch die Dienstleistungen der Gemeinden an, z. B. rund um Baubewilligungen?

Michael Tschirky: Im Augenblick nicht, das wurde aber von einzelnen Stakeholdern gefordert. Im Bereich der Baubewilligungen dürfte das auch sehr anspruchsvoll sein, weil jede Gemeinde eigene massgebliche Bestimmungen hat. Das gilt natürlich auch für andere Dokumente, bei denen lokale Eigenheiten über die Ausgestaltung von Unterlagen entscheiden.

Wie soll EasyGov weiterentwickelt werden; welches sind die wichtigsten anstehenden Projekte?

André Berdoz: Ich erwarte, dass Easy­Gov regelmässige Budgets zugewiesen werden, um seine Nachhaltigkeit zu sichern und damit immer mehr Dienste auf demselben Portal angeboten werden können. Wichtige Informationen müssen jedes KMU schnell erreichen.

Zudem muss sichergestellt werden, dass private und kantonale AHV-Kassen gleichberechtigt behandelt werden.

Michael Tschirky: Zu den priorisierten Projekten gehören sicher die ganzen SHAB-Prozesse im sogenannten Amtsblattportal und weitere Releases im Umfeld des Betreibungswesens inkl. Empfang von elektronischen Betreibungsauskünften über EasyGov.

Interview: Gerhard Enggist

www.easygov.swiss

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