Publiziert am: 09.11.2018

Alles auf Schwarz

AK SKI OF SWITZERLAND – Francesca Kuonen ist gleichzeitig eine Powerfrau von Welt und eine bodenständige Handwerkerin. Gemeinsam mit ihrem Bruder Marco führt sie das Lebenswerk ihres «Pa» weiter, dem Pionier Aldo Kuonen (†), dessen Initialen der Marke ihren Namen verleihen.

In einem versteckten Winkel im ländlichen Stansstad/NW entwickeln die Geschwister Francesca und Marco Kuonen Ski der Sonderklasse. AK Ski of Switzerland sind schwarze Designerbretter, die man eher in einem Luxus-Shop in Zürich erwarten würde. Es sind diese Gegensätze, die die Geschichte der Kuonens und ihr Mini-KMU zu etwas ganz Besonderem machen.

Für «Pa»

«Pa hat in einer Garage angefangen», sagt Francesca Kuonen, während ihr Blick durch die Werkstatt schweift. «Pa», das ist Aldo Kuonen. AK. Seine Initialen sind als Medaille auf jedem Ski verewigt. «Das hier hat er angefangen zu bauen, aber nie fertig gesehen», fährt Francesca Kuonen fort. «Das ist schade.» Aldo Kuonen starb mit 60 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.

Ein Hauch von Märchen

Der Showroom vor der Werkstatt fühlt sich an wie eine andere Welt. Ein grosser, alter Spiegel mit goldenem Rahmen wirkt, als würde er einem direkt ins Wunderland führen. Am Boden Dutzende Kerzen in Ständern mit abgeblättertem Goldüberzug. An der Decke hängt ein grosser Kronleuchter. Die Eindrücke sind noch nicht verarbeitet, da stechen einem die auffälligsten Gegenstände ins Auge: die Ski. Schwarz wie Ebenholz. Kanten, Logo und Beläge hingegen leuchten teils in Neonfarben. Wäre dies das Wunderland, dann wäre sie die Prinzessin: Francesca Kuonen.

Als Dritte der Miss-Schweiz-Wahl 2004 und im Zusammenhang mit Wintersport könnte man Francesca Kuonen pauschal in die Ecke derjenigen Schönheitsköniginnen stellen, die das Matterhorn nicht kennen. Neben der über 1,80 Meter grossen Modellathletin wagt man daran aber nicht einmal zu denken. Die Luzernerin weiss sich in einer von Männern beherrschten Welt zu behaupten, ihr Auftritt ist dominant. Und absolut herzlich. Wieder einer dieser Gegensätze.

Sie wurde mit 18 Ruder-Vize­europameisterin und startete eine Modelkarriere. Trotzdem ist eine grosse Portion Demut spürbar, wenn sie mit Luzerner Dialekt über ihr Handwerk spricht.

Es sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt: Nicht nur das Matterhorn, auch die anderen Schweizer Berge kennt sie allesamt bestens.

Nur perfekt ist gut genug

«Die Zusammenarbeit zwischen uns ist sehr speziell, wir sind sehr verschieden», beginnt Marco Kuonen zögerlich und blickt zu Schwester Francesca. «Im Hotel sagen sie jeweils an der Reception zu mir: ‹Ihre Frau ist schon da›», schliesst er mit einer Anekdote. Lautes Lachen. Die Harmonie wirkt echt. Francesca, die Laute und Kreative. Marco, der Ruhige und Genaue.

«Wir wollen Emo­tionen verkaufen.»

Die Gegensätze scheinen sich ideal zu ergänzen. Obwohl sie geschäftlich viel miteinander zu tun haben – im Sommer Design und Produktion, im Herbst persönliche Auslieferung der Bestellungen und im Winter jedes Wochenende Skitests in den Bergen –, auch in der Freizeit sind die beiden sehr oft gemeinsam unterwegs. Das gibt nie Spannungen oder Streit? Für einmal kein Lachen. Beide schütteln den Kopf. «Bei unseren Produkten ist es so: Wenn jemand von uns beiden nicht sicher, nicht überzeugt ist, dann machen wir es nicht», erklärt Marco. Vielleicht verkaufen sich die auf maximal 3000 Ski pro Jahr beschränkten Modelle deshalb so gut. Weil sie von zwei gegensätzlichen Charakteren für perfekt befunden werden müssen.

Viele Gegensätze – aber nicht nur

Die AK-Modelle mit klangvollen Namen wie Black Python oder Super Mountain jagen keine Olympiasiege. Obwohl ihre Performance durchaus mit Weltcupski mithalten kann. «Es ist nicht unsere Philosophie», sagt Francesca Kuonen. «Wir wollen Emotionen verkaufen. Unser ‹Yellow› ist superhart, der geht auch wie die Sau.» Lautes Lachen. «Sorry, so rede ich halt», sagt sie. Klarstellend, nicht verteidigend.

«Der geht ab wie die Sau... sorry, so rede ich halt.»

Ein Ski, der abgeht «wie die Sau». Genau diese Art von Emotionen verkauft AK. Die Emotionen soll der Skifahrer spüren, man kann sie nicht beschreiben. Es sei ein Lifestyle: «Auf jedem Ski sind die Initialen von meinem Pa drauf», sagt Francesca Kuonen und gibt damit die Marschrichtung für die Zukunft vor. «Wir wollen klein und exklusiv bleiben. Kein Angestellter könnte je das Herzblut für das Lebenswerk unseres Vaters entwickeln, wie wir beide das tun.»

Das Herzblut von Aldo Kuonen fliesst jetzt durch die Hände von Francesca und Marco in die AK-Ski. Für einmal kein Gegensatz.

Adrian Uhlmann

www.ak-ski.ch

Die marke ak skiDer persönliche Kontakt zählt

KMU mit Charisma

AK Ski wurde 1995 von Aldo Kuonen gegründet. Er war Rennleiter des Rossignol-Racingteams und gilt als Entdecker von Skistars wie Paul Accola oder Vreni Schneider. Er starb 2012 mit 60 Jahren an einem Hirntumor. Seitdem besteht die Firma aus dem Geschwisterpaar Francesca und Marco Kuonen. Sie stellen die Ski her – das meiste davon ist Handarbeit.

Lange Zeit waren die Ski komplett in Schwarz gehalten, einige neuere Modelle haben farbige Beläge. Nebst dem Schwarz gelten die Medaillen mit den AK-Initialen als Markenzeichen der Designerbretter.

Dank hochwertiger Materialien halten AK-Ski fünf bis acht Jahre. Damit rechtfertigt sich auch der Preis von durchschnittlich 1700 Franken.

Der persönliche Kontakt zählt

Alle Ski werden von Francesca und Marco Kuonen persönlich ausgeliefert und das Verkaufspersonal vor Ort geschult. An jedem Winterwochenende organisiert das Geschwisterpaar Testfahrten und pflegt dabei den persönlichen Kundenkontakt.

Dies ist umso wichtiger, als dass die Firma praktisch ohne Marketingbudget operiert. Die Marke lebt vom Charisma des Geschwisterpaares und von Mund-zu-Mund-Propaganda. Bekannte Grössen wie DJ Martin Solveig, Madonna oder David Hasselhoff sind schon auf AK-Ski gefahren – ohne Zutun der Firma.

uhl

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