Entlastungspaket: Verwaltung verschlanken statt Berufsbildung schwächen
Arbeiten mit mystischem Gefühl
HOLZHANDWERKER EFZ DER FACHRICHTUNG KÜFER – Dieses Handwerk wird noch in wenigen Küfereien in der Schweiz gepflegt und gefördert. Nach einer langen Pause wird in der Küferei Suppiger in Küssnacht am Rigi wieder ein Lernender ausgebildet.
«Küfer ist mehr als ein Beruf, es ist eine Tradition, ein altes Schweizer Kulturgut. Ich möchte mithelfen, es weiter zu erhalten und zu fördern», erklärt Jo Elio Wiesner. Seit dem letzten August lernt der 16-Jährige das jahrhundertealte Handwerk in der Küferei Suppiger in Küssnacht am Rigi. Das Traditionsunternehmen, das von Roland Suppiger in vierter Generation geführt wird, ist der einzige Lehrbetrieb in der Schweiz. «Ich bin der siebte Küferlehrling, der in den letzten 30 Jahren hier ausgebildet wird.» Jo Elio Wiesner, der aus dem luzernischen Escholzmatt stammt, ist bei Roland Suppiger in den besten Händen: Als kompetenter Berufsbildner und Prüfungsexperte führt er mit viel Herzblut und Liebe zum Detail dieses alte Handwerk erfolgreich aus und lässt den Funken der Begeisterung auf seinen Lernenden überspringen. «Er ist ein toller Chef, bescheiden, verständnisvoll und mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Zudem ist er ein Meister seines Faches. Wir betreiben hier dieses alte Kunsthandwerk mit viel Weitsicht und Innovation, was uns auch nicht alltägliche Aufträge einbringt. Ich kann hier sehr viel lernen», betont der junge Entlebucher. Bereits nach zwei Tage schnuppern hätte er gewusst: «Das ist es, dieses Handwerk will ich auch können.»
«Es ist toll, einen der ältesten Berufe der Welt zu erlernen.»
Zwischen Hauer, Setzer, Messer, Knospenhacke, Zugeisen, Amboss, Hobel, frisch verarbeitetem Holz und gehobelten Spänen fühlt sich der junge Mann wohl. «Manchmal überkommt mich fast ein wenig ein mystisches Gefühl. Es ist toll, einen der ältesten Berufe der Welt zu erlernen. Die Arbeit ist dieselbe wie zu Grossvaters Zeiten.» Handwerkliches Geschick und logisches Denken, gepaart mit Geduld und Ausdauer seien Voraussetzungen für diesen Beruf. «Wir müssen sowohl kräftig zupacken, aber auch gleichzeitig millimetergenau arbeiten können», erklärt Jo Elio Wiesner. Die Arbeit sei abwechslungsreich und fasziniere ihn: «Am Anfang hat man das Gespür für die einzelnen Handgriffe sowie für das Holz, das ein lebendiges Material ist, noch nicht so. Doch das kommt mit der Routine.» Man entwickle schnell ein Gefühl dafür, wie stark das Werkmaterial bearbeitet werden dürfe, dass beispielweise keine Dellen entständen. Seine Arbeiten in der Werkstatt seien unterschiedlich. Der junge Luzerner wird im Küfereialltag voll miteinbezogen, seien es Serienarbeiten wie das Hineinbinden von Böden, das Fügen von Fassdauben oder detailreiche Kleinstarbeit wie das Ausfeuern eines Barriques. «Die Nachfrage nach Holzfässern ist immer noch gross. Wir stellen Eichenfässer von 10 bis 17 000 Liter Inhalt her: Barriques für Winzer, Metzgereien, Mostereien und Brennereien, Badewannen, Pools und Bottiche für den Wellnessbereich sowie diverse Geschenkartikel», so Jo Elio Wiesner.
«Wir müssen daran arbeiten, dass wir mehr wahrgenommen werden.»
Die theoretische Ausbildung in der Schule für Holzbildhauerei in Brienz gehöre auch zur dreijährigen Lehre. Doch er arbeite lieber im Betrieb mit den Händen oder gehe auf Kundenbesuch. «Als Küfer lernt man die ganze Schweiz kennen, das ist ein schöner Nebeneffekt diese Berufes», strahlt der angehende Berufsmann. Die Landschaft der Küfereien in der Schweiz wird immer kleiner. «In der Schweiz gibt es gerade noch fünf Küfereien», stellt Jo Elio Wiesner fest. Dennoch sind er und sein Chef überzeugt, dass dieser Berufsstand nicht aussterben wird. Beide sind sich aber einig, dass ein Auftritt gegen aussen sehr wichtig sei. «Wir müssen daran arbeiten, dass wir entsprechend mehr wahrgenommen werden. Die Leute sollen realisieren, dass erstens dieses traditionelle Handwerk in der Schweiz noch betrieben wird und es zweitens noch Lehrplätze hat.»
Corinne Remund
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DOKUMENTATION
Schweizer Macher
Zentral für das Projekt «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» ist eine Dokumentation, die gemeinsam vom sgv und dem Kurszentrum Ballenberg im Rahmen der Publikationsreihe «Handwerk» herausgegeben wird. Dabei werden lesernah und attraktiv bis zu 20 traditionelle handwerkliche Berufe in Wort und Bild vorgestellt. Die Protagonisten sind Lernende oder junge Ausgelernte. Aus ihrer Sicht erhalten die Leser einen vielfältigen und lebendigen Einblick in eine nichtalltägliche Arbeitswelt. Die Dokumentationen werden am Stand «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» an den SwissSkills Bern 2014 sowie auf dem Ballenberg und bei diversen Berufsbildungsveranstaltungen abgegeben. Stellvertretend für die rund 20 Kleinstberufe werden hier die Holzhandwerker EFZ Fachrichtung Drechslerei sowie die Holzbildhauerin vorgestellt. Die Publikation kann als PDF-Datei (deutsch und französisch) unter www.sgv-usam.ch oder www.ballenbergkurse.ch heruntergeladen werden.
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