Gute Gründe für ein JA
GOTTHARD-SANIERUNGSTUNNEL – Vertreter aus den Kantonen sowie ein überparteiliches Komitee werben für mehr Sicherheit am Gotthard – und gegen eine Abkoppelung des Tessins.
Carmen Walker Späh – Für die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh ist eine Schliessung des Gotthardtunnels undenkbar.
Schweizerische Gewerbezeitung: Welche Rolle spielt der Gotthard-Strassentunnel für den Export von Unternehmen aus der Deutschschweiz nach Italien?
n Carmen Walker Späh: Die Schweizer und die Zürcher Wirtschaft sind auf funktionierende Verkehrsverbindungen ins Tessin und über die Grenze angewiesen. Norditalien gehört zu den wichtigsten Handelspartnern der Schweizer Wirtschaft. Die beiden Wirtschaftsstandorte Lombardei und Zürich sind in ihren Ländern wirtschaftliche Schwergewichte: Rund ein Fünftel des italienischen Bruttoinlandprodukts wird von der Lombardei erwirtschaftet. Etwa gleich hoch ist in der Schweiz die Wertschöpfung durch den Kanton Zürich. Würde die wichtigste Strassenverbindung gesperrt werden, würden dies auch Zürcher Unternehmen zu spüren bekommen.
«EIN GROSSTEIL DES HANDELS ERFOLGT VIA STRASSE.»
Der Zürcher Regierungsrat befürwortet den Sanierungstunnel am Gotthard. Welche wirtschaftlichen Beziehungen bestehen zwischen den Kantonen Zürich und Tessin?
n Genaue Daten zum Binnenhandel liegen uns keine vor. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass zwischen Zürich und dem Tessin ein Grossteil des Handels via Strasse erfolgt. Der Verlad auf die Schiene ist für diese doch recht kurze Strecke nur begrenzt konkurrenzfähig.
«DAS GEWERBE MUSS ZUVERLÄSSIG, RASCH UND SICHER VON A NACH B KOMMEN.»
Nicht ausser Acht zu lassen ist der Tourismus: Dieser ist im Tessin für ca. sieben Prozent der Arbeitsplätze verantwortlich. Ein Grossteil der Gäste kommt aus der Deutschschweiz und reist mit dem Auto durch den Gotthard an. Dieser Wirtschaftszweig wäre mitunter am stärksten von einer Schliessung des Gotthard-Strassentunnels betroffen. Der Kanton Tessin wäre ohne permanent verfügbare Strassenverbindung vom Rest der Schweiz abgeschnitten.
Welche wirtschaftliche Bedeutung messen Sie als Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin einer sicheren und dauernden Strassenverbindung ins Tessin bei?
n Es ist allgemein sehr wichtig, dass der Verkehr fliesst. Die gute Erreichbarkeit ist ein wichtiger Standortfaktor. Staus sind für die Betroffenen ärgerlich, verursachen aber auch jährlich grosse volkswirtschaftliche Kosten. Das Gewerbe ist darauf angewiesen, zuverlässig, rasch und sicher von A nach B zu gelangen. Aus diesem Grund setze ich mich neben dem Sanierungstunnel am Gotthard auch für den dringend notwendigen Ausbau im Mittelland (z.B. Gubrist, Glattalautobahn) ein. Es ist wichtig, dass unsere Verkehrswege gut erschlossen sind. Eine Schliessung der Strassenverbindung ins Tessin für mindestens drei Jahre wäre für den Verkehr nicht zu verkraften. Auch aus ökologischer Sicht wäre es nicht sinnvoll, wenn wir den Tunnel schliessen würden. Dann würden viele Autos – und Lastwagen – einen Umweg über den San Bernardino machen. Dies führte im Bündnerland zu einem erheblichen Zusatzverkehr mit unnötigen Emissionen.
Interview: En
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