Publiziert am: 05.10.2018

Aus dem Kerker befreien

ADVENTUREROOMS – Gabriel Palacios hat vor sechs Jahren in Bern das erste 
Live-Escape-Game entwickelt und ist mit seiner Marke inzwischen in der gesamten Welt vertreten.

Schweizerische Gewerbezeitung:

Wie kommt ein Physiklehrer auf die Idee, die «AdventureRooms» zu entwickeln?

Gabriel Palacios: Ganz einfach, ich wollte meine Schülerinnen und Schüler für Naturwissenschaften motivieren. Die Idee war, dass sie während des Spiels auf Dinge stossen, die faszinierend sind, aber die sie zunächst einmal überhaupt nicht verstehen. Durch Ausprobieren sollten sie trotzdem die Hindernisse überwinden können. Nach dem Spiel hatten sie dann eine Menge Fragen, die ich ihnen natürlich gerne beantwortet habe. Damit können die Schüler spielerisch Neues lernen, ohne dass ihnen so quasi ein Thema «aufgezwungen» wird.

Vor sieben Jahren bezog ich ein Jahr lang unbezahlten Urlaub, ­
um neue Ideen zu sammeln. Es ­entstand eine Liste mit vielen ­interessanten Ideen, darunter auch die «AdventureRooms». Das Jahr ­
hat mein Leben verändert, ich kann solche Auszeiten nur empfehlen.

«Es gibt wohl keinen besseren Teamevent, als ein Abenteuer 
gemeinsam 
zu bestehen.»

Was steckt hinter den «Adventure­Rooms»?

«AdventureRooms» sind Lokale, in denen Menschen sich freiwillig einsperren lassen und Rätsel lösen müssen, um wieder frei zu kommen. Sie haben dafür 60 Minuten Zeit.

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit den «AdventureRooms» an?

Dies sind klassische Teambildungsanlässe. Es gibt wohl keinen besseren Teamevent, als ein solches Abenteuer gemeinsam zu bestehen: Dabei werden von den einzelnen Teilnehmern die verschiedensten Talente und Fähigkeiten verlangt. Gemeinsam tragen alle zum Erfolg bei. Natürlich fehlt es nicht an Spannung und Spass. Diese speziellen Events eignen sich aber auch für Schulen, Familienanlässe, Geburtstagsfeiern oder als Freizeitaktivität für Jung und Alt.

Wie viele «AdventureRooms» existieren bereits?

Mittlerweile gibt es weltweit über 150 Spiele in zwanzig Ländern. In der Schweiz sind es 34 verschiedene Spiele in zwölf Städten. Alle Rätsel sind einmalig und werden nicht wiederholt.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für die «AdventureRooms»?

Zu Beginn aus den Experimenten, die ich für meine Schülerinnen und Schüler vorbereitet habe. Mittlerweile hat sich dieser Ideentopf allerdings ziemlich geleert, und die Themen umfassen auch andere Fach­gebiete. Ideen für Rätsel finde ich vor allem im Alltag – Inspiration kann man aber nicht forcieren: Manchmal kommen die Ideen einfach so, manchmal nicht. Die besten Ideen habe ich, wenn ich eine ruhige, meditative Tätigkeit ausführe. Sehr inspirierend sind Ausstellungen, Dokumentarfilme, Kunstbücher, Spielwarengeschäfte, Computerspiele usw.

«Ideen für die Rätsel finde ich vor 
allem im Alltag.»

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Wir haben im Swiss Science Center Technorama in Winterthur Ende ­August das vielleicht raffinierteste Spiel, das wir je gebaut haben, eröffnet. Zurzeit testen wir in Zürich zwei neue Spiele, auf die ich mich sehr freue. Neue Spiele entstehen auch diesen Herbst in den «AdventureRooms» in Basel und Thun. Ich hoffe, dass wir unsere Gäste immer wieder mit neuen Spielen und Ideen überraschen können. Spannend sind auch Kooperationen mit grossen, bestehenden Institutionen. Wir arbeiten beispielsweise mit dem Naturhistorischen Museum Bern, ebenso mit Hotels, Kinos und einem Casino zusammen. Für solche Projekte ­habe ich immer ein offenes Ohr. Ich denke, unser Konzept eignet sich gut für Läden, Ausstellungen, Warteräume usw.

Wie erreicht man in einem 
«AdventureRooms»-Spiel schnell das Ziel?

Am besten befolgt man folgende Tipps:

• Stets den Überblick über den ganzen Raum behalten.

• Nicht mehrmals dasselbe probieren, wenn es nicht funktioniert, sondern versuchen, die Rätsel immer wieder neu anzugehen.

• Zuerst klar festlegen, wie man sich organisieren will.

• Nicht speziell auf die Zeit schauen, sondern das Abenteuer ge­niessen.

Interview: CR/lar

www.adventurerooms.ch

Zur Person

Gabriel Palacios Sanchez ist seit 2004 Physik- und Spanischlehrer am Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee. Von 2006 bis 2016 war er Präsident der Schweizer Physik-Olympiade. Er gründete 2012 die «AdventureRooms» Bern. Mittlerweile steht er nur noch einen Nachmittag pro Woche in der Schulstube. Sonst reist er um die Welt und eröffnet einen Rätselkeller nach dem anderen. Unterdessen gibt es über 150 «AdventureRooms» in 20 Ländern.

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