Publiziert am: 29.04.2022

Beginn eines negativen Trends

JAPANs DEMOGRAFIE – Angesichts einer schrumpfenden Bevölkerung und einer restriktiven Einwanderungspolitik ist die japanische Wirtschaft in den letzten Jahren stark geschrumpft.

Das Wirtschaftswachstum eines Landes beruht auf zwei Triebkräften. Die erste ist die Zunahme der Wohnbevölkerung. Die zweite ist der Anstieg der Produktivität. In der Schweiz kann die Produktivität nur begrenzt gesteigert werden, doch die Bevölkerungszahl kann von Jahr zu Jahr steigen. Letztere ist es, die das Wirtschaftswachstum ermöglicht. In Frankreich ist es umgekehrt, da die Expansion der Wirtschaft eher aus Produktivitätssteigerungen resultiert, während die Bevölkerung stabil bleibt.

Kaum mehr Wirtschaftswachstum

In Japan ist es wieder anders. In den letzten zwanzig Jahren gab es in diesem Land praktisch kein Wirtschaftswachstum. Jahre, in denen das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte, wechselten sich mit Jahren minimaler Expansion ab. Eine konjunkturelle Erholung mit einem Anstieg der Wertschöpfung um mehr als zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gab es nur zweimal, 2010 und 2021. Es handelt sich also eher um Korrekturen nach Krisen. Ansonsten wächst die ehemalige Nummer zwei und jetzige Nummer drei der Weltwirtschaft um gerade einmal ein Prozent pro Jahr.

Schrumpfende und alternde Bevölkerung

Die gesamte Bevölkerung schrumpft.Der Anstieg der japanischen Arbeitsproduktivität schwankt ebenfalls um den Nullpunkt. In den letzten 20 Jahren war es kaum möglich, die Pro-Kopf-Produktion aufrechtzuerhalten. Zwar werden die einzelnen Arbeitnehmer durch Automatisierung und Technologie immer effizienter. Doch die Alterung der Gesellschaft führt zu einem stetigen Rückgang der Erwerbsbevölkerung. Im Jahr 2020 war die japanische Bevölkerung im Durchschnitt 48,4 Jahre alt. Zum Vergleich: Dieses Durchschnittsalter liegt bei 42,7 Jahren für die Schweiz.

Die japanische Bevölkerung altert weiter. Um 2030 wird sie im Durchschnitt über 52 Jahre alt sein. Um 2050 wird sie bald 55 Jahre alt sein. Konkret bedeutet dies, dass die Zahl der Rentner und Nichterwerbstätigen höher sein wird als die Zahl der Erwerbstätigen. Aber nicht nur die Erwerbsbevölkerung schrumpft, sondern die gesamte Bevölkerung des Archipels.

Vor zehn Jahren zählte Japan noch rund 127 Millionen Einwohner. Heute sind es etwa 125 Millionen. Im Jahr 2030 werden es voraussichtlich rund 120 Millionen sein. Die Bevölkerung nimmt in absoluten Zahlen ab und wird immer älter. Dies hat deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Auch sie schrumpft.

Einwanderung ist hyperrestriktiv

Und sie wird weiter schrumpfen, unabhängig davon, welche Massnahmen die Regierung ergreift. Die Ankurbelung des Konsums oder die Preis-Lohn-Spirale gehören definitiv in den Giftschrank des kruden Keynesianismus. Abgesehen von einem Anstieg der Preise und damit einem Rückgang der Kaufkraft haben diese Instrumente keine Wirkung.

Ohne einen Anstieg der Bevölkerungszahl wird Japan höchstwahrscheinlich keine wirtschaftliche Entwicklung erreichen. Das Land der aufgehenden Sonne hält jedoch an einer sehr restriktiven Einwanderungspolitik fest. Damit beraubt es sich der beiden Motoren des Wirtschaftswachstums. Und verlässt sich dabei auf unwirtschaftliche Tricks. Die Ankurbelung des Konsums und die Preis-Lohn-Spirale stellen solche Taschenspielertricks dar. Sie führen lediglich zu höheren Preisen, aber in keiner Weise zu Wirtschaftswachstum.Henrique Schneider,

Stv. Direktor sgv

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