Publiziert am: 09.11.2018

Berner Uhren – was denn sonst?

SWISSNESS – Suchen Sie noch nach einem Weihnachtsgeschenk für Ihre Liebsten? Dann sehen Sie sich die Kollektion des Schweizer Uhrenherstellers MQT an: Beim Berner Start-up ist alles Swiss made – qualitativ hochwertig und erst noch höchst preiswert.

Schweizer Uhren sind teuer – sehr teuer sogar, wenn man an Rolex oder Breitling denkt. Oder sie sind günstig, wie die legendären von Swatch. Dass es auch einen Mittelweg gibt, beweist das Start-up MQT: «Viel Uhr für wenig Geld», lautet dort das ­Credo. Und das Ziel heisst: «Wir verkaufen die Schweizer Uhr mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.»

Zwei Menschen, eine Leidenschaft

Thomas Heer (27) und Hanna Sterchi (24) haben sich in der Grossbank kennengelernt. Dort ist er noch immer tätig. Sie verdient ihr Leben heute im Bereich Verkauf und Marketing einer Berner Wellness-Firma. Zusammen sind sie ein Paar – und teilen eine Leidenschaft: Qualität. Und was verkörpert diese besser als eine Schweizer Uhr?

Ursprünglich drei Partner, liessen sich die jungen Start-up-Gründer von den Musketieren inspirieren. Die drei Degen als Emblem, das Kürzel MQT als Name: MQT Watches waren geboren. Oder schöner: MQT Horlogère Suisse. Denn bis auf das antireflektive Saphirglas ist an den klassisch anmutenden Zeitmessern alles Schweizer Handwerkskunst. Vom schlicht-schicken Design über das Uhrwerk – es stammt vom Schweizer Hersteller ETA – bis zu den auswechselbaren Uhrenbändern: alles Swiss made.

Vom Grossvater geerbt

«Die Konfirmations-Uhr habe ich von meinem Grossvater geerbt», gibt Thomas Heer zu Protokoll. «Seither bin ich fasziniert von der Langlebigkeit der Schweizer Uhren.» Folgerichtig haben sich Heer und seine Partnerin Hanna Sterchi mit der Swissness-Gesetzgebung auseinandergesetzt und dabei herausgefunden: Schweizer Uhren im Tiefpreissegment sind ab 2017 über Zwischenhändler nicht gewinnbringend zu vertreiben. Und ab 2019 können Uhrenfirmen ausserhalb der Schweiz legal keine Swiss-made-Uhren mehr produzieren – es sei denn, sie verlagern die technische Entwicklung und die Produktion von Prototypen hierher.

Zudem, so analysierten die beiden, gehören hohe Margen in der Uhrenindustrie zur Normalität und machen einen Teil der Schweizer Uhren zu echten Luxusgütern, während solche im Tiefpreissegment oft weder punkto Optik noch in ihrer Flexibilität den modernen Ansprüchen genügen.

Die Lösung heisst E-Commerce

Was also tun? Die Lösung für MQT heisst E-Commerce. Der Direktvertrieb senkt den Verkaufspreis für den Kunden, Onlinemarketing ermöglicht kurze Vorlaufszeiten. Schlichte Designs, so Sterchi und Heer, entsprechen dem aktuellen Trend. Und der Verkauf via handverlesene Wiederverkäufer, welche die Vision mittragen und fürs erste auf Marge verzichten, macht einen Einstieg ins Geschäft erst möglich.

«DIE MARKE MQT STEHT FÜR SWISSNESS. UND DAMIT FÜR QUALITÄT UND NACHHALTIGKEIT.»

Gesagt, getan: Im März 2017 gegründet, waren MQT-Uhren ab dem ­8. Dezember des Vorjahres auf dem Markt – gerade rechtzeitig für den Weihnachtsverkauf. Via Google, Facebook und Instagram markierte die erst im Berner Breitenrain, ­heute im nahen Westside-Quartier beheimatete Firma MQT online Präsenz; bald kam auch erste Mund-zu-Mund-Propaganda dazu.

«Wir wurden vom ersten Tag an überrannt», erinnert sich Heer. Seit wenigen Wochen gibt’s in Basel Spalenberg den ersten Shop, in dem die Herren- und Damenkollektion auch wirklich angefasst werden kann. Und in Tschechien findet sich nahe Prag der erste Ausland-Shop, der MQT-Zeitmesser vertreibt.

Das Geschäft ist also gut angelaufen. «Bisher wurde jeder Franken, den wir erwirtschaftet haben, re­investiert.» Bald schon soll ein erster MQT-Chronograph das Geschäft weiter antreiben – rundum Swiss made, natürlich.

Export im Visier

«Wir mussten unser Team schon bald aufstocken», blickt Hanna Sterchi auf die Anfänge vor knapp einem Jahr zurück. Im Tessiner Malcantone, genauer in Bioggio, wird produziert und wenn nötig auch repariert. «Bisher kam aber keine einzige Uhr zur Reparatur zurück», sagt Heer.

Nicht nur der Inland-Verkauf, auch der Export ist im Visier der motivierten Crew. Zur Hauptsache werden die MQT-Uhren nach Deutschland und Tschechien, aber auch in die USA und Kanada verschickt. Der EU-Raum, Polen und Russland sind neue Verkaufsgebiete, die MQT ansteuert. Und der riesige Markt China? «Nein!», sagen Sterchi und Heer wie aus einem Mund; im Niedrigpreissegment sei das Reich der Mitte der Marktführer, und mit Marken wie Daniel Wellington (Schweden) oder Paul Hewitt (Deutschland) wolle sich MQT eben gerade nicht messen, «schliesslich sind wir eine Uhren- und keine Fashionfirma». Und weiter: «Solche ‹Konkurrenz› setzt via E-Commerce bereits Millionen um, ohne an das qualitative Versprechen ‹Swiss made› auch nur annähernd heranzukommen. Hier will MQT Vorreiter sein und eine Alternative anbieten.»

Schweizer Marke – nichts anderes

Auch das Angebot eines grossen Schweizer Warenhauses, MQT in seine Auslage aufzunehmen, haben die MQT-Gründer abgelehnt. «Unsere Produkte sollen als Schweizer Marke wahrgenommen werden», sind sich Sterchi und Heer einig. Zwischen stark überteuerten Billigprodukten habe es für MQT deshalb keinen Platz.

Und so setzt das Team MQT seinen Weg fort: Mit kompromissloser Fokussierung auf Schweizer Qualität zu nachhaltigen Preisen. Mit ihren derzeit 71 verschiedenen Uhrenkombinationen profitieren die MQT-Macher vom Ruf von Waren und Dienstleistungen aus der Schweiz, von der Qualität hiesiger Arbeit, von der ­Flexibilität der Arbeitnehmenden wie auch der Kunden – und nicht zuletzt von viel Nachhaltigkeit, was die Preise betrifft. MQT-Damenuhren gibt’s ab einem Budget von gut 200 Franken; die Herrenkollektion – auf Wunsch mit Ziffernblatt aus Marmor – schlägt mit nicht einmal 270 Franken zu Buche. Wer also noch kein Weihnachtsgeschenk hat, ein edles Firmenpräsent sucht oder einfach sich selbst eine Freude machen will: Bei MQT werden Sie bestimmt fündig. Und leisten sich auch gleich das gute Gefühl, etwas für den Dienstleistungs- und Werkplatz Schweiz getan zu haben.Gerhard Enggist

www.mqtwatches.com

POSITION DES VSGU

«Nicht bloss das Schaufenster sein»

Wie stellt sich der etablierte Uhrenfachhandel zur neuen Online-Konkurrenz, wie MQT (vgl. Haupttext) eine darstellt? Robert Grauwiller, Präsident des Verbands Schweizer Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte (VSGU), kann eine gewisse Skepsis nicht verbergen. «Wir wahren die Interessen unserer Mitglieder, und diese sind im stationären Handel tätig.» Mit dem stetig zunehmenden Handel via Internet könne der Detailhandel kaum Schritt halten, geschweige denn, in Sachen Kosten damit konkurrieren. «Den Onlinehandel als einzig seligmachend zu beschreiben, würde der Sache unserer Mitglieder deshalb nicht dienen», formuliert der Freiburger vorsichtig. «Wir können und wollen nicht bloss das Schaufenster für den Onlinehandel sein!»

Sorgen bereitet den Uhrendetaillisten zudem der Trend, dass Uhrenhersteller – wie zuletzt Cartier oder Audemars Piguet – zunehmend auf eigene Marken-Boutiquen setzen.

Mit Bezug auf MQT fragt der VSGU-Präsident ganz direkt: «Wer wartet ­heute auf eine neue Uhrenmarke? Und: Haben neue Mitbewerber wie MQT ­effektiv die Mittel, um in Sachen Werbung z. B. mit einer Marke wie ­Daniel Wellington mitzuhalten?» En

www.vsgu-ashb.ch

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