Publiziert am: 07.10.2022

Bürokratie torpediert Energiewende

Energie – Christian Haldimann hat in Galmiz/FR während neun Jahren ein Projekt für ein Kraftwerk mit Biomasse, Fernwärme, Biogas und Solarenergie für die Abfallverarbeitung und Kompostierung entwickelt. Nun wird es von Bern und Umweltverbänden blockiert. Was wird da gespielt?

Er hat nicht auf die Energiekrise gewartet, um voranzugehen und ein grosses Energieprojekt zu starten. Christian Haldimann versucht bereits seit neun Jahren, die Behörden von der Nützlichkeit seines Biomassekraftwerks im freiburgischen Galmiz zu überzeugen.

Er schwärmt: «Der Standort, den wir ins Auge fassen, würde es ermöglichen, in erneuerbare Energien mit Solarpanels, Seewassernutzung und Biomasse zu investieren. Das Ganze würde eine Gesamtproduktion bieten, die dem Verbrauch von 20 000 Einwohnern entspricht. Energie, die nicht sofort benötigt wird, könnte in Form von Wasserstoff gespeichert werden, was bedeuten würde, dass im Winter Energie verwendet wird, die im Sommer produziert wurde. In diesem Zusammenhang spielt die Energie für Mobilität eine wesentliche Rolle.»

Veto eingelegt

Dieses zukunftsweisende Projekt könnte sich schon längst in der Bauphase befinden. Doch leider wird es vom Bund blockiert. Anstatt die Dinge zu erleichtern, haben die Verantwortlichen für Raumplanung ein Veto eingelegt, weil es teilweise in einer Landwirtschaftszone liegt und als vom Siedlungsgebiet isoliert gilt.

Die Forderung, die Anlage näher an das Stadtgebiet heranzuführen, ist an sich schon absurd, wenn man sich der Emissionen bewusst ist, die eine solche Anlage verursacht, angefangen bei den Gerüchen. Eine Entscheidung, die schwer zu verstehen und zu akzeptieren ist. Zum Glück ist Christian Haldimann ein geduldiger und diskussionsfreudiger Mensch.

Genügend Platz

An Erfahrung mit langfristigen Projekten mangelt es ihm nicht. Die grösste in der Schweiz betriebene Kompostieranlage wurde von ihm in der Nähe von Murten in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Gemüsebauern des Seelands errichtet. Sie befindet sich in der sechsten Ausbauphase und beherbergt seit 30 Jahren wahre Berge von Pflanzenmaterial. «Wir verarbeiten jährlich 40 000 Tonnen Grünabfälle. Das gesamte Rohmaterial stammt aus einem Umkreis von 30 Minuten Transportzeit, aus den Kantonen Freiburg, Bern und Neuenburg.»

Man muss dazu sagen, dass die Gemüseproduzenten der Region nicht nur Grünabfälle anliefern, sondern auch spezielle Erden benötigen, eine von mehreren Anforderungen in ihrem Pflichtenheft. «Unser Projekt verfügt über den ausreichenden und notwendigen Platz, um künftig diese Erden vor Ort produzieren und in die Region liefern zu können», erklärt Haldimann. «Heute müssen diese importiert werden, was eine weitere Absurdität darstellt.»

Für 20 000 Einwohner heizen

Das Ganze ist kompliziert und hochtechnisch: Es geht um den Umgang mit Gerüchen, mit hohen Temperaturen (75 °C in der Anfangsphase) und dem Anlegen von Dächern, um vor Regenwasser zu schützen, das ansonsten speziell aufbereitet werden muss. «Wir machen seit 2016 Biogas. Am Anfang haben wir die Möglichkeit geprüft, uns an eine Gasleitung anzuschliessen, aber die ist zu weit weg und das wäre zu teuer», erklärt Unternehmer Christian Haldimann.

Und weiter: «Also produzieren wir Strom, den wir ins Netz einspeisen, das Äquivalent von 1 Million KwH pro Jahr mit 5000 Tonnen organischem Abfall. Mit dem neuen Projekt in Galmiz könnten wir eine erneuerbare Energieproduktion für 20 000 Einwohner erreichen, was die sehr wichtige dezentrale Produktion stärken würde.»

Hinzu kommt die wichtige Komponente der Fernwärme und der Solarenergie. Auch hier würde das Projekt viel mehr ermöglichen: «Seit 2018 liefern wir Wärme in die Region Vully. Das Projekt in Galmiz würde diese Versorgung auf 2,5 Millionen KwH pro Jahr ankurbeln und gleichzeitig könnten die Dächer, die die Kompostzonen bedecken, 33 000 Quadratmeter Fläche für ein neues Solarkraftwerk bieten.»

Alles nach der «Haldimann-Methode»: Mit aufeinanderfolgenden Schritten, die es ermöglichen, Verbesserungen zu testen – und langfristig zu denken. Dies, um eine ähnliche Situation zu verhindern, in der sich eine Kläranlage in der Region befindet. Diese ist zwischen raumplanerischen Zonen eingeklemmt, was jede Entwicklung verhindert.

Eine Million für Studienkosten

Um langfristig zu denken, wurden die Mittel bereitgestellt. Das gesamte Galmiz-Projekt wurde im Vorfeld durch zahlreiche Studien untermauert: Machbarkeit, alternative Projekte, alternative Standorte. Die Liste ist lang.

Der Unternehmer aus Murten hat sich mit Fachleuten für Energieprojekte und mit auf Raumplanung spezialisierten Büros umgeben. All diese Studien kosteten die astronomische Summe von einer Million Franken. Nach neun Jahren Arbeit wurde eine weitere Million fällig. Mittlerweile warten auf einem Regal in Murten 30 Bundesordner darauf, dass die Behörden sich der Herausforderungen bewusst werden. Zu Beginn schickte der Kanton Rückmeldungen und positive Signale, doch in letzter Zeit herrscht Funkstille.

Christian Haldimann beschäftigt sich auch mit dem Recycling von Abfällen, mit denen sich niemand beschäftigen will: Die Menge an Baumaterial wird in einer Wirtschaft, die auf der Renovierung bestehender Strukturen beruht, weiter ansteigen.

Die Gemeinden machen mit

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wollte er in das Galmiz-Projekt auch die Verarbeitung dieser Materialien integrieren. «Unser Projekt sah die Einrichtung eines professionellen Zentrums für die Behandlung dieser Abfälle vor, mit entsprechender Ausbildung.» Aber auch hier hat der Bund (UVEK) deutlich gemacht, dass er dies nicht akzeptieren würde.

Warum gibt es so viele Vorbehalte gegen ein Energieprojekt mit nachhaltigen Energien, das einer Region, deren Bevölkerung und einem Wirtschaftszweig (Gemüse) dient? Warum, wo doch alle Gemeinden in der Umgebung mitmachen und es keinen Widerstand von ihnen gibt? Warum nicht Galmiz – obwohl der Kanton Freiburg positive Zeichen seiner Unterstützung gegeben hat?

«Die einzige Kritik, die wir erhalten haben, kam von Umweltverbänden wie ProNatura Freiburg und Schweiz, Landschaftsschutz Schweiz und Bird-Life Zürich und bezog sich auf die Passage von Wildtieren. Darauf haben wir ernsthaft reagiert», erklärt Haldimann. Er fährt fort: «Wir sehen die Notwendigkeit eines Korridors für Wildtiere. Dies wurde von den Behörden selbst gefordert. Diese müssen aber auch die Umsetzung übernehmen. Wir sind bereit, daran mitzuarbeiten. Das Ganze wurde im Detail untersucht. Tiere, die überfahren werden, werden oberhalb oder unterhalb unseres Grundstücks überfahren. Wir bieten drei Hektar Ausgleichsflächen an, doppelt so viel wie derzeit – all das steht schwarz auf weiss in unserem Projekt.»

Postulat im Ständerat

Auf Bundesebene kommt Bewegung in die Sache. Einige setzen auf eine Ausnahmegesetzgebung. Der Fall Haldimann hat sogar die Aufmerksamkeit einer Freiburger Abgeordneten im Bundeshaus erregt, die beschlossen hat, etwas zu unternehmen. Die Ständeräte haben nämlich ein von Johanna Gapany (FDP/FR) in der kleinen Kammer eingereichtes Postulat angenommen (07.12.2020, 20.4411 «Entwicklung des Abfallrecyclings. Angemessenheit der Regeln des Planungs- und Umweltrechts»).

«Es müssen dringend Lösungen gefunden werden, um dieses Projekt zu deblockieren. Wir brauchen Projekte, um unser Land zu versorgen, unsere Autonomie zu erhöhen und gleichzeitig die CO2-Emissionen zu senken», schreibt Johanna Gapany. Wenn nicht, haben wir im Winter viel Zeit, darüber nachzudenken.

«Die bekannten Blockaden und der Austausch mit dem Unternehmen Haldimann haben mich dazu motiviert, dieses Postulat einzureichen, den Bundesrat nach Wegen zu fragen, wie die Raumplanungsregeln an das Abfallrecycling angepasst werden können», präzisiert die Freiburger Politikerin. «Dies unter Berücksichtigung der Situation dieser Infrastrukturen, die sich in der Nähe des Abfallerzeugungsgebiets befinden müssen, um unsinnige Fahrten zu vermeiden, und in der Nähe des Netzes, um die Energie wieder einzuspeisen», fügt sie hinzu. Die Ständerätin gibt die Hoffnung nicht auf: «Der politische Wille wird immer deutlicher und das wachsende Risiko einer Energieknappheit muss den Bundesrat dazu bringen, alle Möglichkeiten zur Beschleunigung der Verfahren zu prüfen.» Es ist in der Tat dringend.

François Othenin-Girard

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