Publiziert am: 02.10.2020

Das Auto-Abo: Trend oder Zukunft?

FAHRZEUGFINANZIERUNG – Die Schweizerische Gewerbezeitung sgz hat bei Léa Miggiano nachgefragt, wie Unternehmen ihren Fuhrpark einfach mieten können, statt die Autos zu kaufen oder zu leasen. Miggiano hat Carvolution vor zwei Jahren mitgegründet, unterdessen zählt das Start-up 40 Mitarbeiter.

In den vergangenen Jahren hat sich neben dem Leasing auch das Autoabonnement mehr und mehr verbreitet. Neben Importeuren bieten auch unabhängige Anbieter solche Systeme an. Mit einem Volumen von über 60 Millionen Franken hat sich Carvolution einen Namen gemacht. Léa Miggiano hat das Start-up vor zwei Jahren mitgegründet. Die 25-Jährige war schon vorher in verschiedenen Start-ups tätig und hat in St. Gallen Betriebswirtschaft studiert. Carvolution zählt heute bereits 40 Mitarbeiter.

Schweizerische Gewerbezeitung: Wir haben 28 verfügbare Fahrzeugmodelle bei Carvolution gezählt. Was kann sich der Kunde bei «seinem» Auto noch wünschen?

Léa Miggiano: Bei Carvolution können die Kunden neben dem Modell auch das Abo individuell konfigurieren. Dabei kann die Laufleistung, die Mindestdauer sowie der Selbstbehalt der Vollkaskoversicherung gewählt werden. Bei den Fahrzeugen selbst können Farbwünsche angebracht werden, welche wir abhängig von der Verfügbarkeit versuchen zu erfüllen. Mit entsprechendem Vorlauf können wir beispielsweise auch dem Wunsch nach einer Anhängerkupplung gerecht werden. Wenn wir die Farbwünsche unserer Kundinnen und Kunden berücksichtigen, entstehen dafür keine zusätzliche Kosten.

«Fahrten im Ausland sind ohne Weiteres möglich.»

Können ausschliesslich die vorkonfigurierten Fahrzeugmodelle abonniert werden?

Wir suchen für Kundinnen und Kunden im Vorfeld die besten Konfigurationen. Da gerade in der Schweiz sehr gut ausgestattete Fahrzeuge wesentlich werthaltiger sind, verfügen alle unsere Autos über sehr gute Ausstattungsstandards.

Wer erscheint im Fahrzeug­ausweis als Halter?

Kundinnen und Kunden werden im Fahrzeugausweis beim Standorteintrag als Hauptlenkerin bzw. Hauptlenker eingetragen, damit die Fahrzeuge im entsprechenden Kanton eingelöst werden können. Fahrten ins Ausland sind ohne Weiteres möglich. Bei Poolfahrzeugen von Unternehmen wird dessen Adresse als Standort eingetragen.

Welche Daten erheben Sie vom jeweiligen Kunden?

Über die App regelt jeder Kunde selber, welche Daten sie oder er uns gegenüber freigeben will. Einzig die Kilometerzahl erfassen wir bei allen gleichermassen, damit in der App die zurückgelegten und noch frei verfügbaren Kilometer jederzeit ersichtlich sind. Für uns ist es zentral, ein aussergewöhnliches und unvergleichbares Preis-Leistungs-Verhältnis bieten zu können und keine unerwarteten oder versteckten Kosten zu haben.

Ist es richtig, dass der Interessent, um einen Überblick über die Kosten zu erhalten, einfach Fahrzeugmodell, Laufzeit, ­Kilometerleistung sowie den Wohnkanton eingeben muss, um einen verbindlichen Preis zu erhalten?

Das ist korrekt. Online kann nicht nur ein verbindlicher Preis berechnet werden, sondern auch die gesamte Buchung für das neue Auto im Abo abgeschlossen werden.

Ist es vorgesehen, mit der Zeit auch eigentliche Nutzfahrzeuge wie Kastenwagen, Transporter, Crew Cabs, Pick-ups oder Pritschenfahrzeuge in das Angebot aufzunehmen?

In der Tat prüfen wir im Moment die Option, gewisse Nutzfahrzeugkategorien in unsere Flotte zu integrieren. Wie im PW-Segment ist auch im Bereich der Nutzfahrzeuge ein Bedarf an einer einfachen, klar kalkulierbaren und vor allem preiswerten Fahrzeugbeschaffung enorm gross. Wir hoffen, in den nächsten Wochen darüber informieren zu können.

Eine Firma fährt seit Jahren immer Fahrzeuge desselben Herstellers, sagen wir einmal Nissan, Volvo oder Kia. Ist es möglich, dass solche Wünsche berücksichtigt werden?

Selbstverständlich berücksichtigen wir die Wünsche unser Kundinnen und Kunden bestmöglich und beschaffen die Fahrzeuge entsprechend. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass Kunden immer offener gegenüber anderen Marken werden. Studien zeigen zudem, dass die Markenloyalität in der Automobilindustrie in den letzten Jahren gesunken ist.

Für Firmenkunden sind gemäss unseren Erfahrungen die Flexibilität und unsere hochattraktiven Preise wichtiger als eine bestimmte Automarke. Denn so können sie auf sich verändernde Situationen eingehen und ihre Finanzen schonen.

Dürfen die abonnierten Fahrzeuge in einem Betrieb von allen Mitarbeitern gefahren werden?

Korrekt, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb sind versichert und dürfen das Fahrzeug nutzen, wenn sie über einen gültigen Fahrausweis verfügen.

Was geschieht, wenn ein Abonnent mehr als die vorgesehenen Kilometer abspult, aber die nächsthöhere Stufe nicht erreicht?

Die Kilometer werden bei uns nicht monatlich abgerechnet, somit gleichen sich die Kilometer in sehr vielen Fällen über die Abodauer aus. Zudem können die Kilometerpakete laufend flexibel angepasst werden. Zusätzlich hilft auch unsere Carvolution-App, jederzeit einen guten Überblick über die gefahrenen oder noch verfügbaren Kilometer zu haben. Wurden über die gesamte Abo-Dauer hinweg mehr Kilometer gefahren, so werden diese am Ende verrechnet.

«Alle Mitarbeiter im Betrieb sind versichert und dürfen das Auto nutzen.»

Was muss der Abonnent bei der Rückgabe des Fahrzeuges beachten, beziehungsweise für welche Instandstellungsarbeiten wird er zur Kasse gebeten?

Wie bei all unseren Prozessen sind wir auch bei der Rückgabe hundertprozentig transparent. Die Rück­gabe­standards sind ein fester Bestandteil unserer Verträge. Mit unserer offenen und transparenten Art haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, denn dank den darin enthaltenen Bildern können wir den Leuten die Angst nehmen, dass Gebrauchsspuren als Schäden zählen. Wenn ein Auto unfallbedingt beschädigt ist, wurde der Schaden meist bereits vor der Fahrzeugrückgabe unkompliziert, aber fachmännisch behoben und durch die Versicherung gedeckt.

Interview: Roland Hofer

www.carvolution.ch

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