Publiziert am: 03.07.2020

Die Meinung

Das Interesse der Versicherten wahren

Die Meinung

Die Linke bereitet wieder einmal einen Marsch durch die Institutionen vor. Diesmal sind die Vorsorgewerke dran. Über den AHV-Fonds und über die Pensionskassen soll der Privatsektor reguliert werden. Die Versicherten bezahlen die Zeche. Dies alles unter dem Etikett ESG (vgl. S. 7). Die Abkürzung kommt aus dem Englischen und steht für «environmental – Umwelt», «social – Gesellschaftliches» und «governance – Unternehmensführung». Oft wird noch «Klima» zusätzlich genannt, weil niemand so genau weiss, was im «E» enthalten ist.

Der linke Marsch durch die Vorsorgewerke wird minutiös orchestriert. Es wird ein Mix aus öffentlichem Druck und Aktionismus in den Gremien aufgebaut. Der Staat, durch dessen Institutionen die Linke schon längst marschiert ist, hilft gerne dienlichst mit.

Schon zum zweiten Mal unterziehen das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Finanzplatz einem Klimaverträglichkeitstest. Sie fordern dabei auch Vorsorgewerke auf, sich dem Test «freiwillig» zu unterziehen. Natürlich ist die Teilnahme nicht verpflichtend. Doch wie unsere Umfrage auf Seite 7 zeigt, lassen sich fast alle von Bundes-Briefpapier und von der Unterschrift der jeweiligen Exponenten beein­drucken.

Ein merkwürdiger Zufall, dass etwa gleichzeitig zu dieser Bundes-Einladung die Klimaallianz Vorsorgewerke vorsorglich mit einer Mängelliste bedient. Darauf wird alles aufgeschrieben, was die Pensionskassen und die AHV im Sinne der Klimaallianz falsch machen – und wie sie ihre Gelder (besser) investieren sollten. Eines ist klar: Weder im Bundes-Test noch in der Mängelaufnahme der Klimaallianz steht das Wohl der Versicherten im Vordergrund. Was zählt, ist alleine ESG plus Klima. Das ist aus drei Gründen falsch.

Erstens: ESG mag gut tönen, aber es fehlen Methodologien. Namentlich gibt es weltweit keine Standards, die in etwa ähnliche Ergebnisse vorzeigen. Das klassische Beispiel: Gemäss einem Standard ist «Tesla» sehr stark in ESG und Klima; gemäss einem anderen belegt «Tesla» den Schlussplatz…

Zweitens: Meist konzentriert sich die Diskussion von ESG und Klima auf Aktien. Nur wenige deklinieren diese Kriterien durch alle Anlageklassen durch. Das klassische Beispiel: Einige Vorsorgewerke geben an, wegen des Klimawandels «aus der Kohle» auszusteigen; stattdessen bauen sie Immobilienportfolios auf – obschon ein grosser Teil der CO2-Emissionen eben aus den Immobilien kommen.

Drittens: ESG ist Regulierung durch die Hintertüre. Es besteht keine gesetzliche Grundlage dafür. Mehr noch: Bei den Pensionskassen ist es ein Gesetzesverstoss, wenn wegen ESG auf Rendite, Liquidität oder finanzielle Stabilität verzichtet wird. Besonders pervers ist die Lage beim AHV-Fonds: Während Bevölkerung und Politik sich seit Jahren um die Sicherung der AHV-Gelder Sorgen machen, schmeisst der Fonds seine Mittel lustvoll zum Fenster hinaus.

Warum lassen Pensionskassenmanager dies zu? Weil sie keinen Anreiz haben, sich gegen den linken Marsch zu stellen. Mehr noch: Sie haben einen Anreiz mitzumachen. Sie werden dann von den Medien verhätschelt und stehen im vermeintlich guten Licht da. Bezahlen müssen sie nicht – das tun ja die Versicherten.

Stiftungsrätinnen und Stiftungsräte stehen in der Pflicht. Sie sind aufgefordert, das Geld ihrer Versicherten für die Versicherten und gemäss den gesetzlichen Vorgaben anzulegen und auszuzahlen. Alles andere ist Betrug.

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