Publiziert am: 14.08.2015

Das Marktpotenzial ist gewachsen

INTERGENERIKA – Der Verband setzt sich für günstige regulatorische Rahmenbedingungen ein – primär die schnelle Zulassung der Produkte durch das Heilmittelinstitut Swissmedic. Grösste Herausforderung ist momentan das geplante Festbetragssystem.

Die Landschaft der Generikafirmen in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren stetig verändert. Momentan beherrschen zwei dominante Firmen je über 35 Prozent des Marktes, der restliche Anteil wird unter kleineren Playern aufgeteilt. Gemäss Peter Huber, Geschäftsführer von Intergenerika, sei die Anzahl der Hersteller und Vertriebsfirmen von Generika wegen Konsolidierung tendenziell rückläufig. «Es gibt aber auch einen Gegentrend – vermehrt machen auch klassische Originalhersteller aus ihren Originalpräparaten Pseudogenerika», so Huber. In den letzten Jahren hat sich die starke Abgrenzung zwischen den Herstellern von Originalmedikamenten und den Vertriebsfirmen von Generika/Biosimilars aufgeweicht. Intergenerika ist es denn auch gelungen, das Image und die Akzeptanz von Generika zu verbessern. «Generikum ist heute ein anerkannter Begriff in der Arzneimittelgesetzgebung und somit salonfähig geworden», erklärt Huber. Wie gefragt Generika in der Bevölkerung sind, zeigte auch eine kürzliche Blick-online-Umfrage, bei der 80 Prozent der Befragten diese Nachfolgepräparate befürworteten. «Die Offenheit der Bevölkerung für Generika nimmt zu. Sie werden heute gleichgesetzt mit gleichwertig und preisgünstig», freut sich Huber.

Preiswettbewerbe dank Generika

Dies zur Recht: Die schweizerischen Generikaproduzenten tragen viel zur Kostenstabilisierung bei den Medikamenten bei. Dank Generika kann in der Schweiz pro Jahr eine Milliarde Franken an Gesundheitskosten ohne die geringsten Abstriche an der Behandlungsqualität eingespart werden. «Die Generika sind den Originalpräparaten mindestens ebenbürtig und erheblich preisgünstiger. Das heutige Modell garantiert eine zuverlässige und qualitativ hochstehende Versorgung im Interesse des Patienten und seiner Sicherheit», betont Huber. Zudem sorgen die Generika in der Schweiz für einen kostendämpfenden Preiswettbewerb. Im Gegensatz zu den Originalpräparaten können sie auch parallel aus dem Ausland importiert werden.

Allerdings bläst der Branche mit dem geplanten radikalen Systemwechsel von Gesundheitsminister Alain Berset ein eisiger Wind entgegen. Er will für patentfreie Medikamente Festbeträge nach deutschem Modell einführen. Die Kassen würden dann nur noch diesen Festbetrag bezahlen müssen. Will ein Patient ein teureres, aber möglicherweise besser geeignetes Medikament, muss er den Preisunterschied selber bezahlen. Intergenerika spricht sich ganz klar gegen Festbeiträge aus. «Sie sind unsozial und schränken de facto die Wahlfreiheit der Patienten ein. Man bekommt ohne Zuzahlung nicht mehr das ­Medikament, das man kennt und dem man vertraut», erklärt Huber und ergänzt: «Festbeträge hemmen auch die Innovation und beeinträchtigen die Versorgungsqualität. Niemand wäre unter diesen Umständen noch an der Entwicklung einer patientenfreundlicheren oder sichereren Darreichungsform interessiert.»

Eine Einführung des «Billigstprinzips» für Medikamente im KVG würde vor allem die Generika treffen, das heisst die preisgünstigen Medikamente, bei denen bereits heute Wettbewerb herrscht. Zwar würden die Medikamentenpreise kurzfristig sinken, doch die Kosten würden aufgrund der Oligopolisierung und des Marktrückzuges vieler Generika mittel- bis langfristig wieder steigen. Dadurch würde der Sparbeitrag dank Generika reduziert, anstatt ausgebaut, so die Prognose von Intergenerika bezüglich dieses geplanten Systemwechsels.

Mehr Anreize schaffen

Gemäss Huber wäre ein Einsparpotenzial von zusätzlichen 200 Mio. Franken realisierbar, wenn Generika noch konsequenter eingesetzt würden. «Viel wichtiger als die fragwürdigen Auslandpreisvergleiche sind Anreize für Ärzte, Spitäler und Apotheken, dieses Einsparpotenzial auch wirklich auszuschöpfen.» Um die Marktanteile von Generika zu erhöhen, brauche es keine aufoktroyierten Preissenkungen, sondern eine Korrektur des Anreizsystems. «Solange mit Originalen mehr Marge erzielt wird als mit Generika, funktioniert der Markt nicht richtig. Erst wenn das System umgekehrt wird, kann der Preis-Leistungs-Wettbewerb spielen», bringt es der Biochemiker auf den Punkt. In der Schweiz sei zudem der Markt zu klein für ein solches Festbetragsmodell. «Es führte bei uns zu einer Marktverengung», ist Huber überzeugt. Geplant ist, dass das neue System Ende dieses Jahres in die Vernehmlassung kommt und im Frühling 2016 im Parlament beraten wird.

Corinne Remund

INTERGENERIKA

Das Image von Generika verbessern

Intergenerika ist die Vereinigung der Generika- und Biosimilarfirmen in der Schweiz, die über 90 Prozent des 
Generikavolumens in der Schweiz 
repräsentieren. Der Verband ist ein Nachfolger des vor rund 30 Jahren 
gegründeten Verbandes der Mittelständischen Arzneimittelhersteller VMA. In der jetzigen Form besteht er seit 2007 und setzt ein Gegen­gewicht zu Interpharma, welche die Interessen der grossen Basler Pharma­firmen 
vertritt. Der Verband zählt acht Mit­-
glieder. Dies sind sowohl eigen­ständige Schweizer KMU als auch 
Niederlassungen von international 
tätigen Firmen mit zwischen 30 und 200 Mitarbeitenden. Intergenerika fördert durch die Aufklärung von Stake-
holder-Gruppen die Akzeptanz und das Image von Generika und lanciert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Berufsverbänden im Gesundheits-
wesen. Er setzt sich für politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein, welche den nachhaltigen Spar-
beitrag von Generika für Patienten, Arzt und das Gesundheitswesen gewährleisten. Die Branche beschäftigt rund 1500 Personen und macht eine jährlichen Umsatz von 900 Millionen Franken zulasten der Krankenversicherungen, der Gesamtumsatz liegt bei über einer Milliarde Franken. CR

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