Publiziert am: 04.07.2014

Der Handel mit dem Andenstaat

KOLUMBIEN – Seit 2011 besteht zwischen der Schweiz und der Andenrepublik ein Freihandelsabkommen. Auch ein Dienstleistungsabkommen verbindet die beiden Länder.

Mal abgesehen vom Fussball: Kolumbien ist ein relativ unbekanntes Land – zumindest was unsere Kenntnisse über die Wirtschaft betrifft. Berüchtigt ist es wegen seiner Drogenkartelle (Medellin) und der kommunistischen Guerilla. Doch gerade diese beiden Übel sind in den letzten zehn Jahren eingedämmt worden. Die Reformregierungen aller Parteien haben sich friedlich an der Macht abgewechselt, die Korruption bekämpft und das Land in die Weltwirtschaft geführt. So hat auch die Schweiz seit dem Jahr 2011 ein Freihandelsabkommen mit der Andenrepublik.

Privilegierter Zugang

Doch damit nicht genug: Mit Kolumbien hat die Schweiz sogar ein Dienstleistungsabkommen abgeschlossen. Dieses liberalisiert vor allem die Finanzdienstleistungen, die Telekommunikation, die Anerkennung von Qualifikationen und die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen natürlicher Personen. Auf Gesuch Kolumbiens hin enthält das Abkommen ausserdem besondere Bestimmungen über den elektronischen Handel («E-Commerce»).

Das hört sich trocken an, aber man muss sich vergegenwärtigen, dass während die Schweiz über ein solches Abkommen mit der EU erst diskutiert, ein ähnliches mit Kolumbien bereits in Kraft ist. Damit hat die Schweiz gerade in den Dienstleistungen – inklusive Finanzdienstleistungen – einen privilegierten Zutritt zum kolumbianischen Markt.

Indikatoren zeigen aufwärts

Und die Zahlen? Der Handel Schweiz–Kolumbien beträgt circa 700 Milliarden Franken, und die schweizerischen Direktinvestitionen dort belaufen sich auf rund drei Milliarden Franken. Der Andenstaat exportiert Erdöl, Nahrungsmittel, chemische Erzeugnisse, Rohstoffe sowie Textilien/Bekleidung in die Schweiz und kauft hier chemische Erzeugnisse, Erdöl-Derivate, Maschinen, Elektronik sowie Kfz und -Teile ein.

Wie geht es weiter? Dank einer klugen Politik ist es Kolumbien gelungen, seine wirtschaftliche und finanzielle Stabilität beizubehalten, lobt der Internationale Währungsfonds (IWF). Dazu beigetragen hätten die Festsetzung eines Infla­tionsziels, ein flexibler Wechselkurs, ein strukturell ausgeglichener Staatshaushalt und eine effektive Finanzaufsicht.

Im Jahr 2013 wuchs die Wirtschaft des lateinamerikanischen Landes um 4,3 Prozent, die Arbeitslosigkeit sank auf ein Zehnjahrestief von 9,7 Prozent, die Inflationsrate blieb mit 
1,9 Prozent niedrig. Für 2014 und die Folgejahre prognostiziert der IWF weiter ein robustes Wachstum in ähnlicher Grössenordnung. Als Risiko nennt der Fonds allerdings einen scharfen Rückgang der Rohstoffpreise, insbesondere beim Öl.

Henrique Schneider,

Ressortleiter sgv

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