Publiziert am: 02.09.2016

«Deshalb lehnen wir diese absurde Idee ab»

UNTERNEHMER GEGEN AHVplus

«Die Schweizerische Gewerbekammer, das ‹Parlament› des Schweizerischen Gewerbeverbands, hat die Initiative AHVplus einstimmig abgelehnt», gibt sgv-Präsident Jean-François Rime zu bedenken. Der Grund für das Nein ist klar: «Angesichts der riesigen Herausforderungen – Stichwort: Altersreform 2020 –, die Sozialversicherungen wieder auf finanziell gesunden Boden zu stellen, ist es völlig unverständlich, wenn die Linke nun einen zusätzlichen Leistungsausbau bei der AHV fordert.»

Doch nicht nur als Politiker ist der SVP-Nationalrat dezidiert gegen die linke Zwängerei, über die am 25. September abgestimmt wird. «Als Unternehmer, der ich im Herzen immer sein werde, aber auch als Neurentner sehe ich nicht ein, wieso man Milliarden im Giesskannensystem ausschütten und dafür zusätzliche Lohn­prozente erheben soll», sagt der 66-Jährige.

«Nicht auf Kosten der Jungen»

Der Freiburger führt bzw. führte drei Unternehmen. Die 1986 gegründete Garten­bau-Firma Architecture Paysagère SA leitet Rime zusammen mit seiner Schwester. Die Geschicke des 1975 von seinem Vater gegründeten Familien­unter­nehmens Sagérime (u.a. Strassensicherheit), aber auch jene der 1896 gegründeten, seit 1978 in Familienbesitz befindlichen Sägerei Despond SA hat Rime eben erst in die Hände seiner beiden Söhnen gelegt. Insgesamt beschäftigt die Familie in Bulle rund 90 Mitarbeitende.

«Diese drei Firmen sind mein Lebenswerk, ebenso wie das meines verstorbenen Vaters. Für uns bedeutet das absurde Begehren nach zehn Prozent mehr AHV für alle vor allem eines: Statt dass meine Nachfolger die beiden Unternehmen in schwierigen Zeiten erfolgreich weiterführen und in neue Produkte investieren können, sollen sie – ebenso wie unsere Mitarbeitenden – gezwungen werden, noch mehr Sozialabgaben zu zahlen. Dieser Ausbau der AHV auf Kosten der jungen Generation ist nicht bloss unfair, nein: Er bedroht ganz direkt unsere AHV. Und er vernichtet Arbeitsplätze in der Schweiz. Auf solch gefährliche Spiele dürfen wir uns auf keinen Fall einlassen.»

KMU nicht noch weiter Kapital entziehen

Als «völlig unrealistisch und unbedacht» bezeichnet auch Adrian Schoop die Initiative AHV­plus. Zusammen mit seinem Vater Martin hat er die Leitung der Schoop Gruppe inne. Das Unternehmen mit Hauptsitz im aargauischen Baden-Dättwil beschäftigt 200 ­Mitarbeitende und ist in den Bereichen Spen­glerei, Blech- und Metallverarbeitung sowie Gartenbau tätig. Das Unternehmen ist auch im internationalen Handel mit Systemlösungen für Bauzulieferer präsent. Zurzeit steckt das KMU in der Nachfolgeregelung: «Mein Vater zieht sich nach und nach aus dem aktiven Geschäft zurück», sagt Schoop Junior. Gerade auch in diesem Zusammen­hang steht die Initiative AHVplus für Martin und Adrian Schoop völlig quer in der Landschaft: «Es kann doch nicht sein, dass ich zehn Prozent mehr AHV bekomme, während mein Sohn die daraus entstandenen zusätzlichen Lohnnebenkosten berappen und so mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten über die Runden kommen muss», ärgert sich der Patron. «Mein Sohn soll die Firma erfolgreich weiterführen können – 
ohne Belastung durch zusätzliche Sozialkosten.» Und sein Sohn ergänzt: «Wir dürfen den KMU nicht noch weiter Kapital entziehen. Diese brauchen jetzt finanzielle Flexibilität, um sich weiterhin im internationalen Wettbewerb behaupten und investieren zu können. Der Zeitpunkt für eine solche unsinnige Initiative könnte nicht schlechter gewählt sein. Vor allem die Franken­stärke, Unsicherheiten rund um den EU-Marktzugang und die Ressourcenknappheit setzen die KMU-Wirtschaft massiv unter Druck. Wir müssen entlastet und nicht noch zusätzlich belastet werden.» Das Giesskannenprinzip von AHVplus könne wohl kaum eine durchdachte Lösung sein. «Die Vorlage würde die AHV durch zusätzliche nicht finanzierte Ausgaben noch mehr schwächen, statt das Problem an der Wurzel anzupacken», so Schoop Junior. Besonders stört er sich auch daran, dass mit den «sozialistischen Umverteilungs­ideen» die Falschen profitieren: «Mit diesem Modell werden die Ergänzungsleistungen für einkommensschwache Altersrentner gekürzt, während gut situierte Rentner, die es nicht nötig haben, zusätzlich Geld bekommen.» En/CR

Lesen Sie dazu auch

Meist Gelesen