Publiziert am: 02.09.2016

Detailhandel ist beliebter denn je

VELEDES – Harter Preiskampf, Einkaufstourismus sowie starker Franken sind zurzeit grosse Herausforderungen im Detailhandel. Die Branche ist jedoch mit einem attraktiven Ausbildungsangebot und einem dichten Verkaufsnetz gut aufgestellt.

Vor rund zehn Jahren erlebte der Detailhandel eine grosse Umwälzung: Das tragende Element – das Schweizer Detailhandelsunternehmen Usego – brach weg. Die Usego entstand 1907 als zentrales Einkaufs- und Logistikunternehmen der unabhängigen Detailhändler in der Schweiz. Die meisten selbständigen kleingewerblichen Lebensmittelläden in den Städten und den Landgemeinden bezogen über Jahrzehnte ihre Waren über Usego. «Für die angeschlossenen Läden stellte sich die Frage, wie es weitergeht. Es herrschten grosse Unsicherheit und Ratlosigkeit», erinnert sich der Geschäftsführer Hans Liechti. VELEDES ist in die Bresche gesprungen und hat so quasi eine Schnittstellenfunktion übernommen und mit Volg, Spar und Denner-Satelliten neue Partner aufgezeigt. «Unsere Mitglieder mussten sich neu orientieren», so Liechti. Noch immer ist die Branche im Wandel. Gemäss Liechti wachsen auch in diesem Jahr die Convenience-Formate und Tankstellenshops unvermindert und stetig. Take-away und das schnelle Einkaufen haben zugenommen. «Unsere Mitglieder spüren das vor allem, weil der Kundenfranken abgenommen hat. Man kauft schnell ein Sandwich oder ein anderes Produkt, und den restlichen Einkauf tätigt man im Grossverteiler oder im Ausland», so Liechti. Ebenso seien die Spiesse, gerade wenn es um die Öffnungszeiten der Tankstellenshops gehe, zudem nicht gleich lang. «Während Tankstellenshops rund um die Uhr geöffnet haben, müssen sich die Dorfläden an feste Zeiten halten», konkretisiert Liechti. Zu den weiteren Hürden gehören die wirtschaftlich schwierige Situation, der Einkaufstourismus sowie der starke Franken. Dazu Liechti: «Der Preiskampf im Detailhandel ist nach wie vor vorhanden, und der starke Schweizer Franken drückt weiterhin auf das Preisniveau. Er gibt zudem auch dem Einkaufstourismus Auftrieb.» Die Marktsituation verändert sich ständig. Mit neuen Sortimenten, veränderten Kundenbedürfnissen und neuen Playern unterliegt sie einem stetigen Wandel. Ein Thema ist auch der Onlinehandel, der aber gemäss Liechti mit einem Wachstumsmarkt von zwei Prozent nie die Bedeutung wie im Non-Food-Bereich hat. Eine Herausforderung sind zudem Nachfolgeregelungen. «Oft schliessen Geschäfte, da sie keine geeigneten Nachfolger finden, oder werden zu einer Filiale einer grösseren Kette», bemerkt Liechti.

«Der starke Schweizer Franken drückt weiterhin auf das Preisniveau.»

Eine zentrale Rolle spielt die Qualitätssicherung, die sich unter anderem auf gesetzliche Vorgaben (beispielsweise Hygiene) abstützt. Mit der Dokumentation zur Selbstkontrolle sowie im Rahmen der Revision des Lebensmittelgesetzes mit neuen Leitlinien für die Branche wird eine gute Basis für die Mitglieder wie auch für die Kundschaft geschaffen.

Immer mehr Lernende

Ein Kernthema von VELEDES ist die Aus- und Weiterbildung. Dabei ist der Verband für sämtliche Grundausbildungen im Lebensmitteldetailhandel verantwortlich. «Wir bilden in den sogenannten überbetrieblichen Kursen üK gesamthaft 4500 Lernende an fünf Kursstandorten nach einem einheitlich methodischen, didaktischem Konzept aus», sagt Liechti. Jährlich schliessen rund 1700 junge Berufsleute die dreijährige Lehre als Detailhandelsfachfrau/mann oder die zweijährige Lehre als Detailhandelsassistent ab. «Die Berufe in der ­Branche Nahrungs- und Genussmittel sind beliebt. Trotz einer erschwerten demographischen Entwicklung nimmt die Anzahl der Lernenden ständig zu», freut sich Liechti. Während vor zehn Jahren noch rund 1350 junge Leute sich im Lebensmitteldetailhandel ausbilden liessen, sind es momentan schon 1700 Lernende.

«DAnk Berufsmeisterschaften ist die Ausbildung noch 
attraktiver.»

Dank des neuen Berufsbildungsgesetzes sei der Beruf noch attraktiver geworden, so Liechti. «Aufschwung und eine Imagesteigerung erlebt unser Berufsfeld auch durch die Teilnahme an den Berufsmeisterschaften», so Liechti. «Wir haben zum ersten Mal an den SwissSkills Bern 2014 teilgenommen, und es war ein voller Erfolg.» Momentan herrsche bezüglich Lehrplätzen ein Überangebot. Leider gäbe es Betriebe, die ihre Lehrstellen nicht besetzen könnten, da die potenziellen Anwärter vielfach nicht über einen geeigneten Schulrucksack verfügten. Dazu Liechti: «Die Anforderungen einer Lehre im Detailhandel werden leider oft unterschätzt. Vielfach scheitert es schon an den grundschulischen Kenntnissen. Dies widerspiegelt sich auch immer wieder in den Lehrvertragsauflösungen.» VELEDES bietet zudem in Kooperation mit kantonalen Weiterbildungsinstituten Kurse zur Fachausbildung. Ebenso gehören Prüfungsvorbereitungskurse und ein eigener Ausbildungslehrgang zum «Bio Reformspezialist» zum Weiterbildungsangebot.

Noch viel Potenzial für die Zukunft

Die digitale Transformation hat auch den Detailhandel erfasst und eta­bliert sich nach und nach in logistischen Abläufen, beim Zahlvorgang sowie in anderen Bereichen. «Die Zahlungsart verschiebt sich zusehends zu digitalen Zahlungsmitteln. Die automatisierten neuen Möglichkeiten sind für unsere Mitglieder neue Chancen und Entlastung im Arbeitsalltag zugleich.» Liechti ist überzeugt, dass die Branche noch viel Potenzial hat und sich auch weiterhin erfolgreich behaupten wird. «Wir sind mit einem dichten Verkaufsnetz gut aufgestellt und bieten attraktive Ausbildungsplätze. Gerade das sogenannte Kleinformat hat Zukunft.» Ein erfolgreicher Detaillist müsse sich engagieren, innovativ bleiben und immer up to date sein. Wichtig seien auch eine gute Kundenbindung sowie die lokale Verankerung. «Unsere Mitglieder heben sich mit der Nähe zum Kunden, Freundlichkeit, sozialen Komponenten sowie regionalen Produkten von der Konkurrenz ab», weiss Liechti. Er wird im Herbst 2017 das Zepter seinem Nachfolger Marcel Mautz übergeben. Seit 2010 amtiert Liechti als geschäftsführender Präsident. Zuvor war er seit 2000 Geschäftsführer. Gerade im Hinblick auf die Ablösung an der Verbandsspitze hat sich VELEDES für dieses Jahr auf die Fahne geschrieben, die einzelnen Mitglieder besser kennenzulernen. «Es ist wichtig, direkt an der Basis zu spüren, wo der Schuh drückt, was die Bedürfnisse der Mitglieder und deren Erwartungen an den Verband sind», erklärt Mautz. Daraus wolle man die Strategie für die nächsten drei bis fünf Jahre entwickeln. Corinne Remund

VELEDES KURZ ERklärt

Frontbezogene Beratung

1900 wurde der Verband schweizerische Spezereihändler in Zürich gegründet. Die Einflussnahme auf die Behörden und die Gesetzgebung war damals Ziel und Hauptaufgabe des Verbandes. 1948 erfolgte die Umbenennung des Verbands in Schweizerischer Verband der Lebensmittel-Detaillisten VELEDES. Im Verlaufe der Jahre ist der Verband rasant gewachsen, an seinem 50-Jahr-Jubiläum zählte er 7500 Mitglieder. Heute ist der Organisationsgrad nicht mehr so gross. Rund 500 selbstgeführte Lebensmitteläden mit ca. 650 Verkaufsstellen in allen Landesteilen sind im VELEDES organisiert. Zu ihnen gehören nebst Volg, Spar, Denner-Satelliten und freien Detaillisten auch Tankstellenshops. Der Verband zählt 50 Solidaritätsmitglieder (Lieferanten). VELEDES wird von Bern aus zentral geführt. Betriebs- und Rechtsberatung, eine kostengünstige AHV-Ausgleichskasse, Versicherungen sowie Treuhandleistungen sind Dienstleistungen für die Mitglieder. Aber auch die Information gegenüber den Mitgliedern mittels Branchenzeitschrift und Webseite sowie die Wahrung der Interessen der Detaillisten in Medien, Wirtschaft und Politik gehören zu den Verbandsaufgaben.

Aus- und Weiterbildung

Ein zentrales Anliegen des Verbands ist die Aus- und Weiterbildung. VELEDES legt grosses Gewicht auf die Lehrlingsausbildung (Organisation von überbetrieblichen Kursen üK, Prüfungsvorbereitungskurse für QV, Branchenkurse für nachträglichen Lehrabschluss) und sorgt für ein zukunftsorientiertes Weiterbildungsangebot. Die gesamte Food-Branche generiert jährlich 30 Milliarden Franken, die selbständigen Detaillisten 3 Milliarden Franken. CR

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