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neue billag-mediensteuer â Nach dem Fotofinish im Kampf gegen das neue RTVG fordert der Gewerbeverband eine breite Diskussion ĂŒber den Inhalt des Service public â und dessen Preis.
RTVG-ABSTIMMUNG â Der sgv sieht das Ă€usserst knappe Resultat als klaren Auftrag, nun den Begriff Service public zu diskutieren â denn 50 Prozent der Schweizer sind mit dem Programm des Staatsfernsehens nicht einverstanden.
Fast wĂ€re es gelungen, den verfassungswidrigen Systemwechsel der Radio- und FernsehgebĂŒhr zur Steuer zu verhindern. Die Differenz von nur 3696 Stimmen war das ZĂŒnglein an der Waage, das zugunsten der neuen Mediensteuer entschied. FĂŒr den Schweizerischen Gewerbeverband sgv â der mit seinem Referendum mit rund 91â000 Stimmen diese GesetzesĂ€nderung ĂŒberhaupt vors Volks brachte â hat die SRG mit diesem knappen Resultat ganz klar die Rote Karte erhalten, vor allem in der Deutschschweiz. «Nun ist die Debatte ĂŒber den Service public definitiv lanciert. Der Abstimmungskampf hat gezeigt, dass in der Bevölkerung jeder Zweite mit dem Programm der SRG unzufrieden ist. Jetzt wird sich die Frage nach dem Leistungsumfang des Staatssenders stellen â damit verknĂŒpft ist auch die GebĂŒhrenfrage», betont sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler.
AGVS zweifelt ÂVerfassungsmĂ€ssigkeit an
FĂŒr Urs Wernli, ZentralprĂ€sident des Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS), ist die ÂZustimmung zur neuen Billag-Mediensteuer gerade fĂŒr Garagisten eine schwer verkraftbare finanzielle Hypothek. «Selbst kleine Garagen erwirtschaften mit dem Autoverkauf schnell einen Umsatz ĂŒber 500â000 Franken, haben aber nur sehr geringe Margen. Durch die Aufhebung des Franken-Euromindestkurses hat sich die Rendite-Situation fĂŒr die AGVS-Garagisten sogar noch verschĂ€rft. Da es sich bei der Billag- «Abgabe» nachweislich um eine Steuer handelt, wie der Entscheid des Bundesgerichts von diesem FrĂŒhjahr beweist, ist die VerfassungsmĂ€ssigkeit infrage gestellt», so Urs Wernli. FĂŒr die Garagisten bedeute dies nun zusĂ€tzliche Ausgaben von insgesamt 20 Millionen Franken. «Damit hat das Volk dem Bundesrat den Freipass erteilt, diese neue Steuer beliebig zu erhöhen», ergĂ€nzt Wernli.
«Eine finanzielle Zusatzbelastung von 20 Millionen Franken fĂŒr Garagenbetriebe.»
EnttĂ€uscht von dem RTVG-Ja ist auch Nationalrat Albert Rösti (SVPâBE): «Damit werden die KMU eindeutig mehr belastet, was in der jetzigen Situation mit der EuroschwĂ€che nicht tragbar ist. Es ist zu hoffen, dass BundesrĂ€tin Doris Leuthard ihr Versprechen hĂ€lt und die Mediensteuer in nĂ€chster Zeit nicht noch mehr ansteigt. Das knappe Resultat zeigt, dass die Dikussion um den Service public noch lange nicht abgeschlossen ist. Es muss geklĂ€rt werden, was ein nationales Medienunternehmen zum Zusammenhalt der Schweiz zu leisten hat.»
Auch Nationalrat JĂŒrg Grossen (GLP/BE) ist alles andere als Âerfreut ĂŒber den Volksentscheid bezĂŒglich der Ănderung des RTVG-Gesetzes. «Der Bundesrat hat hier eine schlechte Vorlage prĂ€sentiert und das Parlament war bei dieser Vorlage zu wenig sensibel. Leider hat sie das Stimmvolk nicht korrigiert. Sicher darf jetzt die Service-public-Diskussion nicht auf die lange Bank geschoben werden.» FĂŒr Unternehmer bedeute dieser Entscheid eine Mehrbelastung in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. «Ich habe zwei Firmen und werde jetzt dreifach zur Kasse gebeten, als Privater, in der ersten Firma, ĂŒber welche die Löhne laufen, sowie im zweiten Betrieb», Ă€rgert sich der Berner Unternehmer.
«Die Service-public-Diskussion muss jetzt erst recht in aller Deutlichkeit gefĂŒhrt werden.»
ZusĂ€tzliche Belastung fĂŒr KMU
Auch Sylvia FlĂŒckiger, NationalrĂ€tin (SVPâAG) und sgv-Vorstandsmitglied kann als engagierte Unternehmerin diese Doppelabzockerei nicht akzeptieren. «Ich hoffe immer noch, dass die KMU von dieser neuen Mediensteuer ausgenommen werden; es ist eine grosse zusĂ€tzliche BĂŒrde fĂŒr uns. Die bereits im Vorfeld dieser Abstimmung angeregte Diskussion bezĂŒglich Service public muss nun erst recht weitergefĂŒhrt werden. Denn 50 Prozent der Bevölkerung sind damit ĂŒberhaupt nicht einverstanden.»
Ebenso fĂŒr Marianne Meister, StĂ€nderatskandidatin (FDP /SO) und PrĂ€sidentin des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbands kgv, ist dieses Abstimmungsresultat ein klares Misstrauensvotum gegenĂŒber der SRG. «Die Service-public-Diskussion muss jetzt in aller Deutlichkeit gefĂŒhrt werden. Da die GebĂŒhr nun eine Steuer ist, die von der Steuerverwaltung eingezogen wird, stellt sich jetzt auch die Frage, ob es die Billag-Organisation â ein kostenintensiver Moloch â ĂŒberhaupt noch braucht. Ich denke nicht. FĂŒr unseren Laden bedeutet dieser Volksentscheid 1000 Franken Mehrauslagen pro Jahr, das ist bitter. Ist zu hoffen, dass die Steuer, wie von BundesÂrĂ€tin Doris Leuthard versprochen, nicht erhöht wird.»
Peter Schilliger, Nationalrat (FDP/LU), sieht den RTVG-Entscheid als respektables Resultat an, «war die Vorlage doch gespickt mit vielen «ZĂŒckerli» und Anreizen fĂŒr die privaten Haushalte. Die Bevölkerung zeigt klar ein grosses Unbehagen gegenĂŒber der SRG. Aus unterÂnehmerischer Sicht ist dieses RTVG-Ja eine grosse zusĂ€tzliche Belastung fĂŒr den Wirtschaftsstandort Schweiz.»
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Nicolas Leuba, Unternehmer, AGVS-Vorstandsmitglied, (FDPâVD), bedauert sehr, dass diese Abstimmung ĂŒber die neue Mediensteuer die Schweiz entlang dem Röstigraben gespalten hat. «Die Romands hatten vor allem Angst, dass mit einem Nein die Sendungen in der französisch sprechenden Schweiz reduziert wĂŒrden. FĂŒr unsere KMU bedeutet dies eine unnötige und absurde Mehrbelastung. Das ist wirklich sehr bedauerlich.»
Corinne Remund
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Jetzt erst recht!
Die Erbschaftssteuer-Initiative ist mit 71 Prozent abgelehnt worden. FĂŒr Sylvia FlĂŒckiger, NationalrĂ€tin (SVPâAG) und sgv-Vorstandsmitglied, drĂŒckt das Stimmvolk damit sein grosses Vertrauen in die KMU- Wirtschaft aus: «Das Volk will keine Experimente und ist sich mit diesem Entscheid bewusst, dass man zu dem KMU Sorge tragen und sie stĂ€rken muss, nicht zuletzt um ArbeitsplĂ€tze zu erhalten.» Auch fĂŒr Marianne Meister, StĂ€nderatskandidatin (FDPâSO), PrĂ€sidentin des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbands kgv und Unternehmerin, ist die ĂŒberaus deutliche Ablehnung dieser KMU-feindlichen Erbschaftssteuer «ein Bekenntnis zum Erfolgsmodell Schweiz, zum Föderalismus sowie der Steuerhoheit der Kantone.»
AGVS und SBV sind erfreut
Erfreut ĂŒber das Nein zu Erbschaftssteuer sind auch der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) sowie der Schweizerische Baumeisterverband (SBV): «Nur so ist im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld der Generationenwechsel fĂŒr Familienbetriebe möglich. Eine Annahme hĂ€tte den Mittelstand und unzĂ€hlige Familienbetriebe schwer getroffen â und damit das RĂŒckgrat der schweizerischen Volkswirtschaft nachhaltig verletzt. Die Zahlung der Erbschaftssteuer hĂ€tte den Unternehmen finanzielle Mittel entzogen und damit auch die LiquiditĂ€t fĂŒr den Betrieb und die nötigen Investitionen», so AGVS- ZentralprĂ€sident Urs Wernli. Und SBV-ZentralprĂ€sident Gian-Luca Lardi ergĂ€nzt: «Jetzt ist der Weg frei fĂŒr eine zukunftsweisende Reform der AHV, die nicht einseitig die KMU und die Familien belastet.»
Gute Rechtsgrundlage Âbeibehalten
Erleichtert ist ebenso KMU-Next-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Lieni FĂŒglistaller: «Die StimmbĂŒrgerinnen und StimmbĂŒrger haben einen weitsichtigen Entscheid gefĂŒhrt. Die Familienunternehmungen können nun ihre Nachfolge weiterhin auf einer guten Rechtsgrundlage regeln und die dazu notwendigen Entscheide treffen.»
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Klares Bekenntnis zur KMU-Wirtschaft
Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung. Das NoBillag.ch-Komitee will die Radio- und TV-GebĂŒhren komplett abschaffen. Markt statt ZwangsgebĂŒhren. Bereits wurden ĂŒber 70â000 Unterschriften gesammelt. 30â000 fehlen noch. Die Sammelfrist lĂ€uft erst am 11. Dezember 2015 ab. Den Unterschriftenbogen gibt es unter www.nobillag.ch
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