Publiziert am: 05.06.2015

Die Unfallversicherung outsourcen

Suva – Versicherungsfragen können sehr komplex sein und besonders KMU fehlt häufig die Zeit, sich darum zu kümmern. Deshalb gibt es Versicherungsbroker, die ihren Kunden diese Fragen abnehmen können – auch solche zur Unfallversicherung der Suva.

Den Versicherungsgesellschaften ist es ein besonderes Anliegen, dass Versicherungsbroker ihre Angebote bestens kennen. Das gilt auch für die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva, deren Kunden durch das Teilmonopol gar nicht wählen können, ob sie Suva-versichert sein möchten oder nicht. Peter Ehrler ist seit rund sechs Jahren Leiter des Brokermanagements der Suva. Er erzählt, weshalb es für die Suva trotzdem wichtig ist, gute Beziehungen zu Brokern aufzubauen.

Schweizerische Gewerbezeitung: Was machen Broker eigentlich genau?

n Peter Ehrler: Versicherungsbroker sind neutrale und unabhängige Spezialisten im Versicherungsgeschäft. Sie tasten den ganzen Markt ab und finden das beste Preis-Leitungs-Verhältnis für die individuellen Versicherungsbedürfnisse ihrer Kunden. Je grösser eine Brokerfirma ist, desto eher hat sie eine Fachorganisation mit Profis für alle Versicherungsfragen und desto eher kann sie ihre Kunden gesamthaft beraten. Die Finanzmarktaufsicht Finma registriert diese Broker und erteilt ihnen eine Bewilligung für ihre Tätigkeit. Es gibt in der Schweiz rund 1300 registrierte Brokerfirmen, die grösste beschäftigt rund 260 Mitarbeitende. Den Kontakt mit den Kunden haben die Mandatsleiter. Ihnen übertragen sie ein Mandat und machen sie so zu ihren rechtlichen Vertretern gegenüber den Versicherungsgesellschaften.

Weshalb ist das für ein Unternehmen interessant?

n Versicherungsfragen gehören meistens nicht zum Kerngeschäft eines Betriebs, es handelt sich also um ein klassisches Outsourcing. Je grösser ein Unternehmen ist, desto eher setzt es auf Broker. Diese grossen Firmen haben häufig Niederlassungen in verschiedenen Ländern und international gelöste Versicherungsdeckungen sind sehr komplex. Hochspezialisierte Brokerfirmen sind einem internationalen Netzwerk angeschlossen und können mit ihren Kollegen im Ausland Kontakt aufnehmen, um die lokal bestmöglichen Angebote zu finden. Eine Schirmdeckung über das ganze Angebot deckt dann noch Differenzen ab und ermöglicht so eine weltweit gleiche Deckung.

Ist ein Broker auch für ein KMU interessant?

n Sicher, kleine und mittlere Unternehmen haben häufig keine Zeit, sich um Versicherungsfragen zu kümmern und setzen deshalb ebenfalls auf einen Broker. In der Regel übertragen sie ihm dann ein Gesamtmandat, das über alle Sparten hinweg eine Analyse, Offerten und Empfehlungen umfasst, genau auf den Bedarf des Unternehmens ausgerichtet. Der Kunde kann seine Entscheidung auf die Expertise des Brokers abstützen. Diese ist – zumindest vordergründig – kostenlos. Broker verlangen von ihren Kunden kein Geld. Sie erhalten von den Versicherungsgesellschaften eine Courtage, die jedoch ein Bestandteil der Prämie ist, die der Kunde dann bezahlt.

Die Suva hat ein Teilmonopol, ihre Kunden können sich die Versicherung nicht auswählen. Weshalb arbeiten Sie mit Brokern zusammen?

n Bestimmte Tätigkeiten sind vom Gesetz her durch uns versichert, Broker können uns also keine Kunden vermitteln und auch keine Kunden wegnehmen. Aus diesem Grund dürfen wir ihnen auch keine Courtage zahlen und einige lassen ihre Kunden deshalb sämtliche Fragen rund um die Suva weiterhin selber erledigen. Doch das verliert langsam an Boden. Wer einem Broker ein Vollmandat gibt und nun halt Suva-versichert ist, der erwartet, dass ihn der Broker auch in diesen Fragen begleitet und berät und er auch damit nichts mehr zu tun hat. Es ist deshalb wichtig, dass Broker das System Suva und unser Angebot kennen und beispielsweise wissen, wie sich unsere Prämien berechnen und was wir ihren Kunden in der Prävention tatsächlich anbieten. Wir können Brokern eine kostenlose Ausbildung massschneidern. Dieses Know-how können sie in die Beratung ihrer Kunden einflies­sen lassen, sich kompetent positionieren und sich von Mitbewerbern abheben, die diese Beratung nicht anbieten. Ihre Kunden erhalten das Gefühl, den richtigen Broker gewählt zu haben und wir wissen, dass die Broker ihnen das Richtige erzählen.

Das heisst, der Ertrag für die Broker ist für einmal weniger monetär?

n Wir können ihnen das Leben leichter machen und statt einer Courtage kostenloses Know-how anbieten, das ihnen im Wettbewerb und in der eigenen Kundenbindung hilft. Wir haben ausserdem ein Broker-Portal eingerichtet, dass es ihnen ermöglicht, online und zeitunabhängig auf alle Kundendaten zuzugreifen. Sie müssen nicht mehr die Agentur anrufen und um Infos bitten, sondern können sofort weiterarbeiten. Auch dieses Portal kostet die Broker nichts.

Gibt es Broker, die kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Suva haben?

n Ein grosser Teil der 1300 registrierten Brokerfirmen haben ausschliesslich Kunden in der Dienstleistungsbranche, im Verkauf oder im Privatpersonengeschäft. Das sind keine Suva-Versicherten. Für uns dürften rund 200 bis 250 Brokerfirmen spannend sein, weil sie stark im Unternehmensgeschäft verankert sind und je nach Ausrichtung einige bis sehr viele Suva-Kunden betreuen. Sie möchten wir mit unseren Angeboten vertraut machen, mit ihnen möchten wir uns vernetzen. Letztlich profitieren davon alle Beteiligten.

Interview: Stefan Kühnis

Meist Gelesen