Publiziert am: 12.12.2014

Diese Mogelpackung ist horrend teuer

REFORM ALTERSVORSORGE 2020 – Trotz stetig steigender Lebenserwartung will der Bundesrat auf eine generelle Erhöhung 
des Rentenalters verzichten. Dafür fordert er massive Steuer- und Beitragserhöhungen.

Bei Einführung der AHV im Jahre 1948 lag die Lebenserwartung der Männer bei 66 Jahren. Das Rentenalter wurde nur unwesentlich tiefer bei 65 Jahren fixiert. In der Zwischenzeit ist die Lebenserwartung beider Geschlechter um 15 Jahre angestiegen. Und sie erhöht sich momentan pro Jahrzehnt um weitere zwei Jahre. Wie hat sich die massiv längere Lebenserwartung auf das Rentenalter ausgewirkt? Gar nicht, denn dieses liegt bei den Männern bekanntlich immer noch bei 65 Jahren, bei den Frauen gar noch tiefer.

Massive Mehrkosten

Kein Wunder, dass sowohl die erste als auch die zweite Säule zusehends in Schieflage geraten und saniert werden müssen. Naheliegend wäre angesichts der stetig steigenden Lebenserwartung eine gestaffelte Erhöhung des Rentenalters. Davon will der Bundesrat aber leider nichts wissen. Phantasielos setzt unsere Landesregierung praktisch ausschliesslich auf die Karte Mehreinnahmen.

So sollen die Mehrwertsteuersätze in zwei Schritten um 1,5 Prozent angehoben werden, was 5,4 Milliarden Franken kosten würde. Diverse Massnahmen im Bereich der beruflichen Vorsorge hätten Mehrkosten von 3,1 Milliarden Franken zur Folge. Die Selbständigerwerbenden sollen separat abgestraft werden, indem man ihren Beitragssatz erhöhen und die degressive Beitragsskala streichen will. Zusammen mit weiteren Beitragsmassnahmen sollen gut neun Milliarden Franken an zusätzlichen Einnahmen eingetrieben werden.

Ein klarer Fall von Salamitaktik

Doch das ist leider noch nicht alles. In seiner Botschaft führt der Bundesrat klipp und klar aus, dass es bei der AHV unter Berücksichtigung aller leistungs- und beitragsseitigen Massnahmen ein Loch von sieben Milliarden Franken mittels Mehrwertsteuererhöhungen zu stopfen gilt. Die von ihm beantragten 1,5 zusätzlichen Mehrwertsteuerprozente bringen aber lediglich 5,4 Milliarden Franken ein. Damit verbleibt ein Loch in der Grössenordnung eines halben Mehrwertsteuerprozents. Der nächste Antrag auf weitere Mehrwertsteuerprozente zugunsten der AHV ist deshalb so sicher wie das Amen in der Kirche.

Aus Sicht des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv ist eine nachhaltige Sanierung der Altersvorsorge unerlässlich. Eine einseitig auf Mehreinnahmen ausgerichtete Vorlage ist aber inakzeptabel und muss dezidiert bekämpft werden. Angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung gilt es die Finanzierungsprobleme der Altersvorsorge mit einer schrittweisen Erhöhung des Rentenalters zu lösen.

Arbeit ist in der Schweiz mehr als genug vorhanden. Wie die Zahlen des Bundes und der OECD zeigen, sind die älteren Arbeitnehmenden gut im Erwerbsprozess integriert und können problemlos weiterbeschäftigt werden. Das hat die Wirtschaft bei der gestaffelten Erhöhung des Frauenrentenalters bereits bewiesen. Wer die strukturellen Probleme der Altersvorsorge bloss mit massiven Mehreinnahmen zuschütten will, wird spätestens an der Urne kläglich scheitern.

Kurt Gfeller, Vizedirektor sgv

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