Publiziert am: 22.02.2019

Digitalisierung radikal umsetzen

EXPORT – Die Pack Easy AG in Emmen (LU) bietet seit über 50 Jahren Reisegepäck und -zubehör im B2C- und B2B-Bereich an. Wie der Balanceakt zwischen Innovation und Tradition gelingt, verrät CEO Marion Klein.

Schweizerische Gewerbezeitung: Ihr Unternehmen hat sich in den letzten 50 Jahren ausserhalb der Schweiz, vor allem in Europa, einen Namen gemacht. Wie hat die Internationalisierungsgeschichte im luzernischen Emmen angefangen?

Marion Klein: Die Kernkompetenzen des Unternehmens entwickelten sich in zwei durch Tradition gespeisten Feldern: Die Vergangenheit als Produktionsbetrieb mit 150 Mitarbeitern von Gepäck und Taschen, das eigentliche Schweizer Handwerk, das mit der Patentierung des Alurahmens begonnen hatte. Sowie die Weiterentwicklung der SWISS TRAVEL SOLUTIONS, welche mit dem Generationenwechsel 2009 ihren Lauf nahm. Das Unternehmen selbst setzt gegenwärtig den Treiber Digitalisierung radikal um. Wir gehen proaktiv auf die Stakeholder zu.

Sie setzen mit dem Firmensitz in Emmen und dem Swiss Service Center stark auf den Standort Schweiz. Ist dies das Erfolgsgeheimnis Ihrer Exportstrategie?

Zum einen ist die internationale Zusammensetzung der Mitarbeiter wie vieler Lieferanten und Geschäftspartner Teil unserer Vernetzung. Zum anderen ist da die Internationalisierung der Zusammenarbeit von Design/Entwicklung und Produktion. Wir kooperieren weltweit, bauen unsere sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen kontinuierlich aus. Menschen aus anderen Ländern sollen sich in unserem Unternehmen als Kunden/Partner und Mitarbeiter willkommen fühlen. Wir festigen und erweitern vor allem unsere auf Internationalität ausgerichtete Servicekultur. Dieser Wertansatz verbessert die Ausgangslage der internationalen Positionierung von Pack Easy kontinuierlich.

Seit vier Jahren werden die Pack-Easy-Produkte auch ĂĽber den eigenen Onlineshop verkauft. Welche Vorteile bringt dieser digitale Vertriebskanal?

Die Technologien ermöglichen uns Agilität als neue Art des strate­gischen und operativen Denkens am Markt. Die sechs Dimensionen Markt, Kunden, Organisation, Arbeitsformen, Strategie und Transformation müssen immer wieder flexibel priorisiert und verknüpft werden. Dafür braucht es ganzheitliche, fachliche und zwischenmenschliche Kompetenz in der Organisations- und Führungskultur sowie das Datenwelt-Know-how. Die Vernetzung mit unseren Kunden über den Onlineshop und die Social-Media-Kanäle hält uns jedoch agil und flexibel. So kann Pack Easy auch kurzfristig und feinfühlig Änderungen am Markt aufnehmen. Übrigens sind wir bereits 1997 mit unserer eigenen Website in die digitale Welt gestartet – ein früher und vorausschauender Zeitpunkt, um das Unternehmen, Produkte und Services den Kunden und Partnern zugänglich zu machen.

Seit 2017 steht das Erschliessen von Märkten ausserhalb von Europa auf dem Plan. Wieso fokussieren Sie dabei auf die Märkte China, Iran und Korea?

Das Wachstumspotenzial, nach dem wir Ausschau halten, liegt primär in Synergie- und nicht nur in Mengeneffekten. Die moderne Digitalisierung ermöglicht es mit ihren vernetzten Apps, unterschiedlichen Werten und Verhaltensweisen so miteinander arbeiten zu lassen, dass nicht die Differenzen, sondern die dadurch erweiterten Ressourcen zum Tragen kommen. China, Iran und Korea sind Länder, in denen wir erstens bereits sehr gute und bewährte Geschäftsbeziehungen und Partner haben, und zweitens sind dies Länder, in denen dank der Erleichterung des Marktzugangs aufgrund von technischen Fortschritten sowie der Liberalisierung des Welthandels, im Speziellen mit den schweizerischen Freihandelsabkommen, eben nicht nur Internationalisierung, sondern eine weltweite Vernetzung im Sinne der Globalisierung möglich ist. Vor allem Letzteres ermöglicht das Wachstumspotential, nach dem wir suchen: transkulturelle Synergien!

Welche Tipps geben Sie anderen Schweizer KMU, die in europäischen Märkten wachsen möchten?

Die Führung von Unternehmen, Abläufen und Projekten kann sich kein Schubladendenken erlauben. Stattdessen müssen wir auf allen Ebenen immer daran denken, wie sich die diversen Erfahrungswelten so nutzen lassen, dass Synergien entstehen, die von anderen nicht leicht kopiert werden können. Die auf Sicherheit ausgelegten Strukturen und Prozesse verlangen Agilität, so dass sie beides sein können, traditionell und innovativ. Gewinnen wird, wer die Balance hinbekommt zwischen Tradition und Innovation.

Interview: Melanie Kipfer

www.packeasy.ch

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