Publiziert am: 21.11.2014

Eine gute Erbschaft erleichtert die Arbeit

Tribüne 

Bekanntlich gibt es drei Möglichkeiten, reich zu werden: die richtige Heirat, ein gutes Erbe oder, die dümmste, ­selber zu arbeiten. Zum Jahresende hin sieht es so aus, als würde die unternehmerische Arbeit immer stärker belastet, und die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind für viele Betriebe nicht sehr gut. Die richtige Heirat wird manchen Betrieb retten können, aber ganz einfach ist dies nicht. Die Braut muss stimmen. Bleibt als Programm das Erbe, dort sieht es gut aus.

In unserem Land werden jedes Jahr viele hundert Millionen Franken, oft auch Milliarden, vererbt. Wenn die Söhne oder Enkel sich in waghalsige Geschäfte verrannt haben, sich als innovative Unternehmer beweisen wollten, existiert immer noch eine Grossmutter oder ein Vater mit einer «deep pocket», um den Nachwuchs auszulösen.

Eine gute Erbschaft erleichtert die Arbeit, wie ich in diesem Jahr in einigen Beispielen erfahren habe. Das Erbe hat für die jungen Unternehmer die gleiche Bedeutung wie die stillen Reserven einer Bank; wird es ernst, müssen sie aktiviert werden.

W eil ich das ganze Jahr 2014 das Lob der eigenen Arbeit gesungen habe, möchte ich nun den vielen stillen Erben einige Gedanken widmen. Sie werden nur selten mit der gleichen Kreativität wie die Unternehmensgründer den Betrieb ausbauen, sondern häufiger den Versuch machen, das einmal Gewonnene zu bewahren. Wo der Erfolg technischer Innovation angesichts internationaler Konkurrenz riskant geworden ist, bietet sich, gerade in der Schweiz, der Einstieg in die Immobilienbranche an. Wer dies in den letzten zwanzig Jahren rechtzeitig getan hat, darf sich in den meisten Fällen freuen. Der Zyklus ist noch nicht abgeschlossen, aber die Preise sind hoch.

D en Einstieg in kleine «start ups» empfehle ich nur dann, wenn der Geld gebende Erbe auch die Kontrolle über das Unternehmen wahren will und kann. Einer meiner Lehrmeister, Dr. h.c. mult. Dipl. Ing. ETHZ Branco Weiss, sagte jenen, die Geld von ihm wollten, stets: «Wollen Sie mich oder wollen Sie mein Geld?» Er wusste auch, dass man mit 2 bis 3 Investments nur Geld verliert, mit dem zweiten Drittel den Einsatz knapp wieder erhält. Das grosse Geld erhält man nur in einem von zehn Fällen.

Erben haben also recht, wenn sie ein wenig ängstlich sind bei der Geldanlage. Man verliert das mühsam Ersparte schneller, als es wieder verdient wird. Sieht man wie die reichen Deutschen bei der Bank Safra Sarasin ihre Millionen verspielten, kann man ahnen, wie rasch das geht.

W  ie sind nun die wirtschaftlichen Aussichten im kommenden Jahr? Sollen die Firmen weitergeführt oder besser gleich verkauft werden? Nehme ich alle praktischen Erfahrungen und Studienberichte nationaler Organisationen zusammen, wird 2015 für die meisten ein schwieriges Jahr. Die Absatzmärkte werden stagnieren und sogar einbrechen, die Renditen werden weiter schwächeln. Die grössten Optimisten sagen mir, in 3 bis 4 Jahren würde es wieder besser werden.

Wir stehen also vielerorts vor einer Durstzeit, die nur überstehen wird, wer zu guten Bedingungen präzise Dienstleistungen oder Produkte liefert. Enge Kundenbeziehungen sind gerade beim Gewerbe von Vorteil. Wer jetzt noch nicht mit seinen Kunden über die Aussichten im kommenden Jahr gesprochen hat, ist spät dran. Professionelle Firmen, und davon gibt es immer mehr, wissen jetzt bestens, mit wem sie im kommenden Jahr zusammenarbeiten wollen.

E  rben sind meist von Natur aus nette Menschen, haben sie grosse Teile ihres Vermögens doch durch Abwarten verdient. Insider wissen, dass auch dies oft hartes Brot bedeutet. Jetzt müssen sie lernen, mit vielen Optionen gleichzeitig zu spielen: volle Kraft voraus im eigenen Betrieb und gleichzeitig die Frage, ob Gesundheit und Bankkonto auch eine Hochrisiko-Phase überstehen werden. Daraus wachsen die neuen Sieger.

*Klaus J. Stöhlker ist Unternehmensberater für Öffent­lichkeitsbildung in Zollikon ZH

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder; diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

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