«Rechnen mit einem Wachstum»
INTERVIEW – Sibille Duss, Ökonomin, UBS Chief Investment Office WM.
KMU-BAROMETER – In der Industrie ist das Barometer im Juli bei allen Unternehmensgrössen gestiegen. Während die KMU mit –0,23 Punkten unter dem langjährigen Durchschnitt lagen, konnten sich die Grossunternehmen mit 0,15 Punkten darüber halten.
Das Barometer der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verbesserte sich im Juli im Vergleich zum Juni wieder leicht von –0,32 auf –0,23 Punkte. Zwar trugen die Bestellungseingänge und auch die pessimistischeren Erwartungen der Unternehmen zum künftigen Produktionsniveau negativ bei. Aber die Geschäftslage und der Auftragsbestand aus dem Ausland wurden leicht besser beurteilt und auch das Produktionsniveau stieg etwas an. Das Barometer der Grossunternehmen stieg ebenfalls von 0,14 Punkten im Juni auf 0,15 Punkte im Juli. Dieser Wert lag über dem langjährigen Durchschnitt. Unterstützend wirkten der gestiegene Bestellungseingang und die bessere Beurteilung der Geschäftslage. Eine stärkere Verbesserung des Barometers wurde jedoch unter anderem durch das tiefere Produktionsniveau verhindert.
Abnehmender Auftragsbestand im Baugewerbe
Im Baugewerbe fiel der Auftragsbestand bei allen Unternehmensgrössen gegenüber dem Vorquartal. Besonders deutlich war dieser Rückgang bei den KMU. Obwohl die Unternehmen die Geschäftslage weiterhin als gut beurteilten, nahm die Dynamik vor allem bei den KMU im Baugewerbe weiter ab. Bei den Grossunternehmen hingegen stabilisierte sie sich in den letzten Monaten auf einem etwas tieferen Niveau. Die schwächere Dynamik war auch bei der Gewinnsituation zu spüren. Aber auch bei diesem Indikator waren die Grossunternehmen in einer komfortableren Situation als die KMU. Während die KMU von stabilisierenden Preisen ausgehen und sich so die Gewinnsituation bei den KMU etwas entspannen könnte, erwarten die Grossunternehmen weiterhin sinkende Preise bis Ende Jahr.
Etwas besser sah es bei den Architektur- und Ingenieurbüros aus, bei denen sich die Geschäftslage auf einem etwas tieferen Niveau stabilisierte. Allerdings widerspiegelt sich diese nach wie vor komfortable wirtschaftliche Lage der Unternehmen nur teilweise in den anderen Indikatoren. So sank die Auslastung der Grossunternehmen in den letzten Monaten etwas und auch bezüglich der Preisentwicklung sind die Erwartungen der Unternehmen negativ.
Aufhellung bei Dienstleistungsunternehmen
Die Dienstleister beurteilten ihre ÂGeschäftslage immer noch als gut. Während sie sich bei den Grossunternehmen stabilisierte, hellte sie sich bei den KMU im dritten Quartal sogar wieder leicht auf. Dieser Vorsprung der KMU dĂĽrfte unter anderem auch auf ihre bessere ErtragsÂlage zurĂĽckzufĂĽhren sein. Sie stabilisierte sich nämlich auf dem Vorquartalsniveau, während die Gewinne der Grossunternehmen im gleichen Zeitraum abnahmen. Weiterhin sinken dĂĽrften hingegen die Preise. Bei Âdiesem Indikator gehen die Unternehmen beider Grössenklassen noch nicht von einer Trendwende aus. Es wird ebenfalls erwartet, dass die Teuerung in diesem Jahr mit –0,3 Prozent im negativen Bereich verharren wird.
Die Geschäftslage bei den Detailhändlern verschlechterte sich in den letzten Monaten wieder. Vor allem die KMU litten unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen, die von der starken Währung und einer nachlassenden Wirtschaftsdynamik geprägt sind, und beurteilten die wirtschaftliche Lage schlechter als nach der Aufgabe der Kursuntergrenze. Die schlechte Lage zeigte sich vor allem bei den Gewinnen, die bei allen Unternehmensgruppen im dritten Quartal deutlich sanken. Die KMU bleiben auch für die zweite Jahreshälfte pessimistisch und erwarten einen sinkenden Umsatz, während die Grossunternehmen von einem stabilen Geschäftsvolumen ausgehen. Wie bei den Dienstleistungsbranchen generell rechnen die Detaillisten unabhängig von der Unternehmensgrösse mit sinkenden Preisen. Dieser Trend verstärkte sich im Juli bei den Grossunternehmen noch einmal.
Bei den Firmen im Tourismus ist nach wie vor kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Unabhängig von der Unternehmensgrösse nahmen im dritten Quartal sowohl die Umsätze als auch die Erträge ab. Auch die Geschäftslage verschlechterte sich wieder, nachdem die Unternehmen sie im ersten Quartal noch als gut beurteilt hatten.
Alles beim Alten
Seitwärts: Die Schweizer Wirtschaft und eigentlich sogar die meisten Wirtschaftsräume der Welt scheinen sich seitwärts zu bewegen. Entsprechend fallen die Erwartungen der Schweizer KMU aus: Alles bleibt beim Alten.
Das hat so seine Tücken. Wenn die alte Seitwärtsbewegung positiv ist, bleibt sie so. Wenn sie negativ ist, bleibt sie auch so. Das sieht man an den KMU-Erwartungen sehr genau, denn die Dienstleistungen erwarten eine positive Seitwärtsbewegung und die Industrie eine negative.
Gerade Ökonomen betonen aber: Seitwärtsbewegungen sind die gefährlichsten. An einer Phase des Booms freuen sich alle. Aber selbst ein Abschwung hat gewisse ökonomische Vorteile: Preise mässigen Sicht; Investitionen in die Zukunft können getätigt werden und der Wettbewerb um Ideen findet statt. Doch Seitwärtsbewegungen verleiten zu keinen neuen Investitionen und zu keiner Produktivitätssteigerungen. Wenn es negativ seitwärts geht, dann erodiert die unternehmerische Basis eines Landes oder einer Branche, ohne dass man dies merkt.
Was soll man gegen eine Seitwärtsbewegung tun? Die Antwort wird nicht überraschen. Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Regulierungskosten müssen abgebaut werden. Es muss in berufliche Bildung investiert werden. Nun gut: Wenn die Massnahmen so einfach sind, warum werden sie nicht umgesetzt?
Darauf hat niemand eine Antwort.
Henrique Schneider,
stv. Direktor sgv
sgv lehnt die Juso-Erbschaftsinitiative dezidiert ab und begrüsst den Entscheid des Bundesrates
sgv begrüsst die Bestätigung der Abstimmung über AHV 21 und fordert rasche und konsequente Reformen
Der sgv begrüsst das Ja zu EFAS und bedauert das Nein zu den Mietvorlagen
Der sgv bedauert das Nein zur Nationalstrassen-Vorlage
Der sgv fasst einstimmig die Nein-Parole zur «Umweltverantwortungsinitiative»
sgv begrüsst Stärkung der Höheren Berufsbildung