Publiziert am: 13.08.2021

Emotionen verkaufen

SCHUHSCHWEIZ – Die Branche erholt sich nach den Lockdowns und der stationäre Handel setzt auf Emotionen und Einkaufs-erlebnis. Der Verband hebt mit dem «Goldenen Schuhlöffel» wie auch mit der neuen Grundbildung 2022 den Stellenwert gut ausgebildeter Fachkräfte hervor. Dies führt den Schuhhandel mit viel Know-how und neusten Fachkenntnissen in die Zukunft.

Unser Schuhschrank beweist es tagtäglich: Wir können nie genug Schuhe haben – denn sie tragen uns durch unser ganzes Leben. Besonders für Frauen spielt beim Schuhkauf eine emotionale Komponente mit. Mit Schuhen kaufen sich Frauen ganze Gefühlswelten und Träume. So wundert es kaum, dass beim Schuhkauf die Leidenschaft über die Vernunft siegt: Mehr als jede zweite Frau hat für die Objekte ihrer Begierde schon einmal mehr Geld ausgegeben als geplant. Heute muss die Fussbekleidung vorwiegend bequem und lässig zum Tragen sein. Momenten ist der Sneaker in allen Variationen voll im Trend. Während diese Art von Schuhwerk ursprünglich aus dem Sport stammt, werden heute praktisch von allen Strassenschuhherstellern die bequemen und trendigen Sneaker produziert.

Der Schweizer Schuhmarkt ist in den letzten Jahren einem konti­nuierlichen Wandel unterworfen. «So gibt es nur noch ganz wenige Mitglieder, die in ihrem Sortiment beispielsweise noch Skischuhe und Fuss­ballschuhe führen. Das gehörte vor Jahren noch zum Angebot des Schuhdetailhandels», erinnert sich Dieter Spiess, Ehrenpräsident von schuhschweiz. Er kennt die Branche seit über 50 Jahren aus dem Effeff. Und Christine Müller, Leiterin der Geschäftsstelle schuhschweiz in Gelterkinden, ergänzt: «Heute haben sich die Angebote auf Kinder-, Damen- und Herrenschuh fokussiert. Leider führen nur einzelne Betriebe auch Textilien – dies, obwohl mit dieser Erweiterung gute Umsätze mit Schuhen und Bekleidungen generiert werden.»

«Momentan haben wir noch viele freie Lehrstellen.»

Der stationäre Schuhhandel hat pandemiebedingt eine harte Zeit hinter sich und verlor aufgrund des harten Lockdowns massiv an Umsatz. Für Spiess haben Bundesrat und BAG willkürlich gehandelt. Zudem wirkt Corona als Digitalisierungsbooster und lässt den Onlinehandel boomen. Doch Müller stellt im Schuhdetailhandel trotzdem eine Rückkehr zur Normalität fest: «Schuhe werden oftmals mit viel Emotionen verbunden gekauft und die Kundinnen und Kunden legen dabei grossen Wert auf eine kompetente und persönliche Beratung und Rundumservice – vor allem, wenn es sich um ein edles und wertvolles Produkt handelt. Das Einkaufserlebnis spielt nach wie vor eine grosse Rolle.» Wichtig sei, dass der stationäre Handel seinem Grundsatz treu bleibe und sich so von den Onlineanbietern abhebe.

Optimierte Grundbildung für die Zukunft

Kernthema des engagierten Verbandes ist die Aus- und Weiterbildung. Dabei ist die Grundbildung die wichtigste Säule für eine künftig erfolgreiche Laufbahn in der Branche. «Wir arbeiten bezüglich Weiter­bildung branchenübergreifend mit Bildung Detailhandel Schweiz zusammen», so Müller. Die beiden Grundbildungen Detailhandelsassistent/-in EBA und Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ werden momentan überarbeitet und optimiert. Dazu Müller: «Wir stehen kurz vor der neuen Grundbildung 2022. Das ist für unseren Verband sowie die Berufsbildner eine grosse Herausforderung.» Dabei wird die neue Grundbildung ganz nach dem Motto «Handel ist Wandel» auf Handlungskompetenzen ausgerichtet, um dem Berufsnachwuchs eine attraktive Zukunft zu ermöglichen. «Im September 2021 sind deshalb in der ganzen Schweiz regionale Informationsveranstaltungen für Berufsbildner geplant. Das Interesse ist gross, wenn das nicht ein gutes Omen ist», freut sich Spiess. Wie in vielen anderen Branchen ist auch im Schuhdetailhandel die Fluktuation grösser als auch schon. «Aber es kommen immer wieder ehemalige Schuhfachleute in unseren Beruf zurück», freut sich Präsident Lukas Kindlimann. Dass die Branche ohne bestens ausgebildet Fachleute keinen Bestand haben kann, hat der Verband bereits vor 50 Jahren erkannt. Deshalb vergibt er die Auszeichnung «Goldener Schuhlöffel» (vgl. Kasten) an die Besten der Branche, um so immer wieder gute Fachleute zu rekru­tieren.

«Die massivere Erhöhung der Kredit- und Debitkarten-gebühren ist ein No-Go!»

Doch Covid hat auch die Grundbildung tangiert: «Die Berufsfachschulen waren davon betroffen, mussten doch teilweise betriebliche Kurse verschoben oder mit weniger Teilnehmenden geführt werden. Dies hat sich negativ auf die Lerneffekte ausgewirkt, weshalb wir dieses Jahr weniger Rangkandidatinnen und -kandidaten haben», erklärt Müller und bedauert, dass es momentan noch viele freie Lehrstellen hat. Doch auch der Schulrucksack der Lernenden macht dem ­Verband Sorgen: «Bei vielen Schulabgängern ist ein Defizit in der Arbeitsmarktfähigkeit festzustellen. Sie können teilweise unsere Sprache nicht und haben daher grosse Mühe, an den ÜK mitzukommen. Wir wünschen uns künftig Schulabgänger mit einer besseren beruflichen Vorbereitung sowie Bereitschaft und Kooperation, am selben Strick zu ziehen wie die Berufsbildner», bringt es Müller auf den Punkt.

Stark regulierte Branche

Doch der Schuh drückt die Branche auch in anderen Belangen wie dem immer grösseren administrativen Aufwand mit zusätzlichen Gebühren, Abgaben und unnötigen Regulierungen. «Diese kosten unseren Mitgliedern unnötig Zeit und Geld», so der Präsident weiter. Als Beispiel nennt er die massivere Erhöhung der Kredit- und Debitkartengebühren. «Das ist ein No-Go und muss rückgängig gemacht werden», fordert er. Für Kindlimann wie auch Müller ist es klar, dass die Branche noch viel Zukunftspotenzial hat – denn Schuhe braucht es immer: «Dazu braucht es aber Weitsicht, Umsicht und eine klare Position», sind sie sich einig.

Corinne Remund

www.schuhschweiz.ch

DAS MACHT SCHUHSCHWEIZ

Grosses Engagement in der Ausbildung

schuhschweiz ist der Branchenverband des Schuhdetailhandels. Dieser hat sich schon 1894 zu einem nationalen Berufsverband zusammengeschlossen. Der engagierte Verband bietet seinen Mitgliedern zahlreiche Dienstleistungen und versorgt sie regelmässig mit den neusten Informationen und Aktualitäten aus der Branche. Eine gute Errungenschaft ist unter anderem die verbandseigene AHV-Kasse Simulac, die sich ab 1. Januar 2021 mit einer anderen Kasse zusammengeschlossen hat. Ebenso zugute kommt den Mitgliedern die Kooperation mit der Branchenversicherung Schweiz.

Der Verband führt einen Fachverlag und ist bestens vernetzt mit ­anderen Verbänden, Vereinen, Institutionen und Organisationen. Auch auf politischer Ebene pflegt er den regen Austausch mit Behörden und Politikern und setzt sich für politische, gewerbliche und wirtschaftliche Anliegen der Schuhbranche ein. Dabei ist der Schweizerische Gewerbeverband sgv ein wichtiger Partner des Berufsverbandes, denn schuhschweiz kann allein oftmals kaum etwas ausrichten.

Ausbildung als zentrales Anliegen

Ein wichtiges Standbein ist die Aus- und Weiterbildung respektive die Trägerschaft der Ausbildungs- und Prüfungsbranche Schuhe. schuhschweiz organisiert und führt die überbetrieblichen Kurse ÜK durch, ist für die Qualifikationsverfahren zuständig sowie dfür ie Schulung der Prüfungsexperten. Aktuell zählt der Verband 1500 Verkaufsstellen als Mitglieder – der Organisationsgrad liegt bei 80 Prozent. Rund 5000 bis 6000 Beschäftigte arbeiten in der Branche, die jährlich rund 2,4 Milliarden Franken erwirtschaftetet. CR

GOLDENER SCHUHLÖFFEL

Zum 50. Mal die Besten geehrt

Es ist eine langjährige Tradition in der Branche, die besten Lehrab­gänger mit dem sogenannten Goldenen und Silbernen Schuhlöffel auszuzeichnen. Die Verleihung, die jeweils ein Höhepunkt in der Branche ist, ging dieses Jahr bereits zum 50. Mal im Eventlokal «Startklar» in Emmen LU über die Bühne. «Ziel der Verleihung ist es, eine Anerkennung der Leistung von Lernenden, die ihre Berufsprüfung als Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ oder Detailhandelsassistentin/-in EBA in der Schuhbranche mit einer Note 5,3 und höher abgeschlossen haben», betont Christine Müller, Leiterin Geschäftsstelle schuhschweiz. Ehrenpräsident Dieter Spiess verweist zudem auf die wichtige Bedeutung der Grund- und Weiterbildung in der Branche: «Für schuhschweiz ist die Berufsbildung eine zentrale und permanente Aufgabe, die wir mit Freude, Leidenschaft und Überzeugung für Lernende und Berufsbildner umsetzen.» Und er betont weiter: «Denn ohne guten Berufsnachwuchs kann keine Branche Bestand haben.»

Rangliste

Goldener Schuhlöffel

Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ

Note 5,8 Annika Ganz

Note 5,7 Julia Elena Zbinden

Note 5,5 Rosa Josefina Gonçalves Frage Dos Santos Pedro Miguel Gouveia Santos Analine Trino de Almeida Gina Wildhaber

Note 5,4 Damaris Bissegger Sandro Monteiro Almeida Vivienne Reichlin Marie Larissa Wigger

Silberner SchuhlöffelDetailhandelsassistentin/-in EBA

Note 5,8 Noemi Fankhauser

Note 5,3 Daniel de LucaCR

DAS MACHT SCHUHSCHWEIZ

Grosses Engagement in der Ausbildung

schuhschweiz ist der Branchenverband des Schuhdetailhandels. Dieser hat sich schon 1894 zu einem nationalen Berufsverband zusammengeschlossen. Der engagierte Verband bietet seinen Mitgliedern zahlreiche Dienstleistungen und versorgt sie regelmässig mit den neusten Informationen und Aktualitäten aus der Branche. Eine gute Errungenschaft ist unter anderem die verbandseigene AHV-Kasse Simulac, die sich ab 1. Januar 2021 mit einer anderen Kasse zusammengeschlossen hat. Ebenso zugute kommt den Mitgliedern die Kooperation mit der Branchenversicherung Schweiz.

Der Verband führt einen Fachverlag und ist bestens vernetzt mit ­anderen Verbänden, Vereinen, Institutionen und Organisationen. Auch auf politischer Ebene pflegt er den regen Austausch mit Behörden und Politikern und setzt sich für politische, gewerbliche und wirtschaftliche Anliegen der Schuhbranche ein. Dabei ist der Schweizerische Gewerbeverband sgv ein wichtiger Partner des Berufsverbandes, denn schuhschweiz kann allein oftmals kaum etwas ausrichten.

Ausbildung als zentrales Anliegen

Ein wichtiges Standbein ist die Aus- und Weiterbildung respektive die Trägerschaft der Ausbildungs- und Prüfungsbranche Schuhe. schuhschweiz organisiert und führt die überbetrieblichen Kurse ÜK durch, ist für die Qualifikationsverfahren zuständig sowie dfür ie Schulung der Prüfungsexperten. Aktuell zählt der Verband 1500 Verkaufsstellen als Mitglieder – der Organisationsgrad liegt bei 80 Prozent. Rund 5000 bis 6000 Beschäftigte arbeiten in der Branche, die jährlich rund 2,4 Milliarden Franken erwirtschaftetet. CR

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