Publiziert am: 19.05.2017

Erfolg dank Einfallsreichtum

INNOVATION – Vier Beispiele von Schweizer KMU, die dank Geschäftsmodell-Innovationen dem starken Franken trotzen und sich international auf höchstem Level etabliert haben.

n Elite SA: Matratzen-Leasing

Der Matratzenhersteller Elite SA aus Aubonne beschäftigt rund 130 Mitarbeitende und ist seit 1895 im Bettwaren-Geschäft tätig. In den vergangen 10 Jahren entwickelten sich die Waadtländer dank viel Produkte­innovation zum Luxusmatratzenhersteller. Die Internationalisierung begann erst 2011. Umso mehr haben die innovativen Waadtländer danach den B2B-Markt mit der Hotellerie aufgemischt. «Smart Lease» heisst das Geschäftsmodell, bei dem Matratzen ausgeliehen werden und diese die Nutzung messen. Entsprechend wird für den Hotelier dann die effektive Nutzung in Rechnung gestellt. Für beide Seiten hat dieses Modell nur Vorteile: Während die Hoteliers in Zeiten der Frankenstärke keine grossen Einmalinvestitionen in Matratzen mehr tätigen müssen, lernt die Elite SA viel über das Nutzungsverhalten ihrer möglichen Endkunden.

n Berlinger Group: 
Alles aus einer Hand

Als vor rund 150 Jahren die Familie Berlinger ihren Textilbetrieb im sanktgallischen Ganterschwil gründete, konnte niemand ahnen, dass daraus eine Hightech-Firma für manipulationssichere Probenfläschchen für Doping- und Drogenkontrollen sowie für Temperaturkontrollinstrumente werden würde. Im Falle des Toggenburger Unternehmens begann der Strukturwandel mit einer Katastrophe: 1902 brannte die Weberei komplett nieder. Das Familienunternehmen zeigte Erfindungsgeist, Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung sowie Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und ist heute in der sechsten Generation mit seinen rund 100 Mitarbeitenden praktisch auf der ganzen Welt aktiv. Bekannt wurde die Berlinger Group aufgrund ihrer Produkte für Dopingkontrollen. Interessant ist aber vor allem das zweite Geschäftsfeld: Instrumente zur Temperaturüberwachung. 2014 erfolgte mit dem Kauf einer Software-Firma der vorläufig letzte Schritt.

n Berhalter AG: 
Inspiration und Technik

Geht es um Stanztechnologie, kommt niemand an der Berhalter AG aus dem beschaulichen Widnau vorbei: Das 1960 gegründete Familienunternehmen ist Weltmarktführer der Branche. Mit rund 85 Mitarbeitenden und einem Exportanteil von 97 Prozent hat sich das Unternehmen auf Maschinen für das sogenannte «die-cutting» spezialisiert, auf Hochleistungs-Stanzautomaten, mit denen beispielsweise Joghurtdeckel oder Tiernahrungsdeckel hergestellt werden können. Das klassische MEM-KMU aus dem Rheintal investiert viel in die Entwicklung und ist im Bereich Industrie 4.0 sehr aktiv. 2014 wurde das Geschäftsmodell «tec-spiration» ins Leben gerufen. Mit diesem Modell beschreitet das Unternehmen neue Wege, denn hier geht es nicht mehr alleine darum, qualitativ erstklassige Maschinen zu verkaufen, sondern das eigene Know-how. «tec-spiration» steht gemäss der Berhalter AG für «einfach wissen wie».

n Ifolor AG: Voll digital

Die Ifolor AG aus Kreuzlingen hat ihr Geschäftsmodell komplett umgekrempelt. Seit dem Jahr 2000 setzt das Familienunternehmen voll auf Digitalfotografie. Und mit der Umstellung kam der internationale Erfolg. Heute beschäftigt das Kreuzlinger KMU rund 280 Mitarbeitende insgesamt, 180 davon in der Schweiz. Einen eigenen Standort betreibt Ifolor auch in Finnland. Der Wechsel von der Analog- zur Digitalfotografie hat das 1961 gegründete Familienunternehmen grundlegend verändert. Kräftig ausgebaut wurden Marketing und Entwicklung. Heute arbeiten über 10 Prozent der Belegschaft in der IT, noch mehr Angestellte sind im Marketing tätig. Mit dem digitalen Geschäftsmodell, dem Online-Shop, realisiert das KMU deutlich höhere Skaleneffekte als mit den physischen Produkten. Dass die Veränderung kommen wird, stand für das Kreuzlinger KMU schon früh fest. Noch heute sind die Unternehmensverantwortlichen davon überzeugt, dass alles, was digital werden kann, irgendwann auch digital wird. Gleichzeitig habe der Mensch seine Erinnerungen noch immer gerne «fühlbar».

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