Publiziert am: 12.08.2016

Ersatzneubau als nachhaltiger Gewinn

ENERGIESTRATEGIE 2050 – Ersatzneubauten wirken sich positiv auf Umwelt, Raumplanung sowie Gemeinde- und Kantonskassen aus. Dieser Tatsache sollten auch National- und Ständerat die nötige Beachtung schenken.

Ob das Bauprojekt Stöckacker Süd in Bern, die Neubebauung des Areals «Magnolienpark» in Basel oder die Zollfreilager-Überbauung in Zürich – wenn in Städten dringend benötigter Wohnraum entsteht, handelt es sich oftmals um Ersatzneubauten.

Dank Ersatzneubauten können in bestens erschlossenen Wohnquartieren deutlich mehr Personen wohnen, ohne dass wertvolle Naherholungsgebiete verloren gehen. Denn durch Abbruch und Ersatzneubau wird das vorhandene Gebäudevolumen markant verdichtet. Durchschnittlich wird jede abgebrochene Wohnung durch zwei neue ersetzt. Flächen­mässig ist der Verdichtungseffekt noch grösser: aus einem Quadratmeter Wohnfläche entstehen nach einem Ersatzneubau drei Quadratmeter. Ein Erfolgsrezept, das gerne genutzt wird: Allein im Kanton Zürich entstehen pro Jahr rund 2000 Wohnungen in Ersatzneubauten – mit positiven Effekten für Umwelt, Raumplanung sowie Gemeinde- und Kantonskassen.

Ersatzneubauten schonen 
Naherholungsgebiete

Ersatzneubauten helfen viel besser als jede andere Massnahme, die wichtigsten Ziele der Raumplanungspolitik umzusetzen. Nur wer bereits bebaute Grundstücke für Bauprojekte nutzt, geht wirklich haushaushälterisch mit dem Boden um. Dank Ersatzneubauten kann dringend notwendiger Wohnraum geschaffen werden, ohne dass für die Gebäude selber oder für die Verkehrsinfrastruktur Naherholungsgebiete in Städten, Agglomerationen und auf dem Land beeinträchtigt werden müssen.

Ersatzneubauten verbrauchen viel weniger Energie

Weite Teile der Schweizer Bausubstanz sind veraltet; viele Gebäude stammen aus den 1950er- bis 1980er-Jahren. In diesen Häusern gehen ­grosse Energiemengen wegen der schlechten Isolation verloren. Ein energetischer Ersatzneubau bietet dagegen wie alle modernen Neubauten immer den aktuellen energetischen Standard. Ein Ersatzneubau verbraucht viel weniger Energie als ein Gebäude aus den 50ern. Ja er verbraucht sogar nur ungefähr die Hälfte eines Gebäudes, das nach Minergie-Standard saniert worden ist.

Ersatzneubauten sanieren 
Gemeindekassen

Ersatzneubauten haben auch einen positiven Nebeneffekt für die Gemeinde- und Kantonskassen. Wenn durch die Verdichtung mehr Personen auf einer bestehenden Fläche leben, bringt das auch höhere Steuereinnahmen – und zwar ohne zusätzliche Erschliessungs- und Infrastrukturkosten, da die entsprechenden Strassen und Leitungen längst schon bestehen. Die moderne Bausubstanz erhöht den Wert der Immobilien. Ein Ersatzneubau bringt auch ein grosses Auftragsvolumen, welches wiederum wertvolle Steuereinnahmen bringt.

Parlament sollte Vorteile 
auch erkennen

Jeder Ersatzneubau ist ein nachhaltiger Gewinn für Umwelt, Raumplanung sowie Gemeinde- und Kantonskassen. Das sollten nun auch unsere National- und Ständeräte erkennen und dem Ersatzneubau in der Energiestrategie 2050 die nötige Beachtung schenken: indem sie die Ersatzneubauen steuerlich den weit weniger ökologischen Häusersanierungen gleichstellen.met

BAUMEISTER-PRÄSIDENT Gian-Luca Lardi IM INTERVIEW

«Nirgends lässt sich mehr Energie sparen»

Schweizerische Gewerbezeitung: 
Wie baut man 2016 richtig?

nGian-Luca Lardi: Erfolgreich Bauen in nächster Zukunft bedeutet Verbessern und Verdichten der Bausubstanz. Das schaffen wir vor allem mit Ersatzneubauten. Dank Ersatzneubauten können in bestehenden Wohnquartieren deutlich mehr Personen wohnen, ohne dass wertvolle Erholungsräume verloren gehen. Wenn wir dagegen unsere Gebäude nur sanieren, müssen wir den zusätzlichen Wohnraum auf der grünen Wiese schaffen.

Ist ein Ersatzneubau auch beim Energieverbrauch ökologischer als eine Sanierung?

n Ersatzneubauten sind energetisch deutlich wirksamer als Sanierungen. Ein Beispiel: Für das Heizen benötigen Minergie-Neubauten nur ungefähr die Hälfte der Energie von Minergie-Sanierungen.

Wie viel Energie lässt sich dank Ersatzneubauten einsparen?

n Mit Ersatzneubauten lässt sich doppelt so viel Energie einsparen, wie der motorisierte Strassenverkehr heute verbraucht: 60 Terawattstunden. Nirgends lässt sich mehr Energie sparen als bei den Gebäuden. Dafür brauchen wir aber die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und eine deutliche Entschlackung des Baurechts.met

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