Publiziert am: 23.10.2020

Erste Einblicke in die Berufswelt

NATIONALER ZUKUNFTSTAG – Der Nationale Zukunftstag findet am 12. November 2020 zum 20. Mal statt. Er ist nicht nur ein gutes Mittel für KMU und Grossunternehmen, um künftigen Nachwuchs zu fördern, sondern er trägt langfristig auch zur Gleichstellung von Frau und Mann bei.

Vor zwanzig Jahren als Tochtertag initiiert, ermutigt der Zukunftstag Jugendliche, für ihre eigenen Talente und Interessen einzustehen und klassische Rollenvorstellungen zu hinterfragen. Am Zukunftstag begleiten jeweils Tausende Schulkinder der 5. bis 7. Klasse eine Bezugsperson zur Arbeit. Im Zentrum steht dabei der Seitenwechsel, der den Heranwachsenden praktische Einblicke in «geschlechtsuntypische» Berufe ermöglicht. So begleitet etwa ein Mädchen seinen Vater an den Arbeitsplatz in der Forstwirtschaft oder ein Junge lernt in einem Spezialprojekt den Beruf des Pflegefachmanns kennen.

Begehrte Projektplätze

Der Zukunftstag ist eine Erfolgsgeschichte, die sich in den letzten 20 Jahren zu einem grossen nationalen Projekt entwickelt hat. Dazu Isabelle Santamaria, Geschäftsführerin des Zukunftstages: «Der Zukunftstag erfreut sich schweizweit grosser Beliebtheit. In den letzten zehn Jahren konnten wir 21 Berufsverbände und zahlreiche Betriebe für eine Zusammenarbeit gewinnen.» Ebenso stieg das Projektangebot stetig: Verzeichneten die Spezialprojekte 2007 noch 250 Teilnehmende, so waren es im letzten Jahr bereits 8254. «Wir haben jährlich zwei neue Spezialprojekte lanciert», so Santamaria. Grossen Anklang findet der Zukunftstag bei den Schülerinnen und Schülern. Dies zeigt, dass alle Projektplätze zu fast 100 Prozent ausgebucht sind. «Wir erhalten ausschliesslich positive Rückmeldungen. Bereits am Abend des Zukunftstages bekommen wir viele Erlebnisberichte.» Santamaria sieht das Erfolgsrezept darin, dass die Schulkinder noch vor dem Berufswahlprozess stehen. «In diesem Alter sind sie offen und neugierig, Berufe und Fertigkeiten zu entdecken.» Und sie ergänzt: «Unser Erfolg besteht nicht darin, eine Hitliste von Berufen zu erstellen, sondern Jugendliche zu ermutigen, für ihre Interessen und Talente einzustehen.» Dafür eignet sich ein Blick hinter die Kulisse der Berufswelt, wo sich die Kinder selbst aktiv einbringen können bestens. Denn kein Video, kein Prospekt und kein Berufsbildungsgespräch vermögen das Gefühl zu ersetzen, in einem Bagger zu sitzen, einen Computer selbst zusammenzubauen oder eine Spritze zu setzen.

Motivierte Mädchen – noch mehr Projektplätze gefragt

Der Zukunftstag richtet den Fokus auf eine geschlechterunabhängige Berufswahl. Deshalb stehen die Spezialprojekte in MINT-Berufen ausschliesslich den Mädchen offen. Die Buben profitieren ihrerseits von Angeboten in Berufen mit tiefem Männeranteil. «Aufgeschlossene Betriebe müssen erkennen, dass gemischte Teams erfolgreicher arbeiten. Deshalb ist es für sie essenziell, dass sie die talentiertesten Nachwuchskräfte, unabhängig von Geschlecht und Herkunft, für ihr Unternehmen gewinnen», hält Santamaria fest. Das Interesse der Mädchen und Jungen ist denn auch gross. «Wir wären froh, wenn mehr Betriebe Projektplätze anbieten würden. Die Nachfrage von Seiten der Jugendlichen ist um einiges grösser als das Angebot, obwohl wir in den letzten Jahren die Anzahl Projektplätze stetig erhöhen konnten», so Santamaria.

Auch Christine Davatz, sgv-Vizedirektorin und Verantwortliche für die Berufsbildung, sieht im Zukunftstag eine ideales «Werbemittel» für die Sensibilisierung der MINT-Berufe: «Ich bin überzeugt, dass wir für unsere handwerklichen und technischen Berufe viel mehr Mädchen gewinnen, wenn die Berufswahlvorbereitung intensiviert wird und wir noch mehr Möglichkeiten zum Schnuppern und selbst Kennenlernen geben.» Erfreulicherweise steigt der Frauenanteil in den MINT-Berufen langsam, aber stetig. Hier hat der Zukunftstag einen wichtigen Beitrag geleistet.

Corinne Remund

www.nationalerzukunftstag.ch

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