Publiziert am: 22.01.2021

Es gibt auch positive Rekorde

FIRMENGRÜNDUNGEN – Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz mehr Firmen gegründet als je zuvor. Das ist angesichts der Corona-Pandemie doch einigermassen erstaunlich. Es zeigt aber auch: Die Schweizer Volkswirtschaft funktioniert nachhaltig gut.

Bei der Statistik der Firmengründungen in der Schweiz 2020 mischt Covid-19 natürlich auch mit. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben aber auch in diesem Krisenjahr Chancen gesehen, und zwar so viele, dass die negativen Effekte der Pandemie nicht nur aufgeholt, sondern überkompensiert wurden. Analysiert hat die Firmengründungen das Institut für Jungunternehmen IFJ. Dessen Co-Geschäftsführer Simon May bilanziert: «Die hohe Anzahl an Neugründungen ist ein positives Signal für eine nachhaltig gut funktionierende Schweizer Volkswirtschaft.»

Starkes Handwerk

Die Auswertung des IFJ zeigt, dass im ersten Halbjahr 2020 deutlich weniger Firmen gegründet wurde. Eine klare Folge der verordneten Massnahmen. Im dritten und vierten Quartal wurden dafür sehr viele Firmen gegründet. Nur vier Kantone weisen gegenüber 2019 ein Minus aus: Uri, Schaffhausen, Waadt und Tessin. Deutlich mehr Firmengründungen gab es in den Regionen Nordwestschweiz und Zentralschweiz.

Erfreulich: Am meisten Neugründungen erfolgten im Handwerk. Gemeinsam mit der Beratung, dem Detailhandel, dem Immobilienwesen und den Finanzen und Versicherungen macht das Handwerk diejenigen fünf Branchen aus, die für die Hälfte aller Gründungen verantwortlich zeichnet.

Im direkten Vergleich mit dem Vorjahr legten die Bereiche Marketing und Kommunikation sowie Coiffeur und Kosmetik am stärksten zu. So wurden im Jahr 2020 im Marketing und der Kommunikation 26 Prozent mehr Firmen gegründet als 2019. Coiffeur und Kosmetik legten um 21 Prozent zu. In absoluten Zahlen wurden am meisten Firmen in der Beratung gegründet, nämlich 4768.

Wenn der Damm bricht ...

Pro 1000 Einwohner erfolgten 6,61 Gründungen. An der Spitze liegt Zug mit 19,91 Gründungen pro tausend Einwohnern. Das sind mehr als doppelt so viele wie im zweitklassierten Kanton Schwyz (8,85). Die «Gründungsmuffel» heissen diesbezüglich Uri, Bern und Schaffhausen.

Was fällt sonst noch auf? «Als Anlaufstelle begleiteten wir mehrere tausend Unternehmerinnen und Unternehmer, darunter vermehrt Teilzeitgründungen, welche das Jahr 2020 nutzten, sich im Nebenerwerb ein zweites Standbein aufzubauen», sagt Simon May. Er ­bezeichnet die vielen Firmengründungen als «systemrelevant». Die jährliche Anzahl an Neugründungen mache circa sieben bis acht Prozent aller aktiven Firmen der Schweiz aus. «Dadurch werden jährlich 55 000 Stellen geschaffen, was mehr als einem Prozent aller Beschäftigten entspricht.»

Auch für 2021 ist May optimistisch. Zwar finde aktuell eine Art «Bereinigung» bei wirtschaftlich schlecht aufgestellten Unternehmen statt. Doch die Shutdowns, Wirtschaftshilfen und Einschränkungen würden noch wie ein Damm wirken. «Sobald dieser bricht, werden noch viele neue Lösungen aus der Pandemiezeit den Weg auf den Markt ­finden.»

Adrian Uhlmann

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