Publiziert am: 23.10.2020

Gar nicht so mysteriös

ALTERNATIVE ANLAGEN – Wein, Kryptowährung, Kunst, Hedge-Fonds und Gold. So stellen sich viele die alternativen Anlagen vor. Und im ersten Halbjahr 2020 hat ein solches Portfolio sogar um die fünfzehn Prozent Rendite generiert. Was ist dran?

Als im März 2020 die Börsen tauchten, schluckten nicht wenige Investoren und Manager leer. Und als wenige Wochen später der Bitcoin auf 12 000 Dollar stieg und das Kilo Gold knapp die 60 000er-Marke übertraf, schien die Stunde der alternativen Anlagen definitiv gekommen zu sein.

Doch diese Dynamik liess wieder nach: Die Börsen scheinen sich zu erholen. Die Werte von Bitcoin und Gold sind wieder gesunken. Was sagen diese Anekdoten zu den alternativen Anlagen wirklich aus? Und was bedeuten diese Bewegungen für das Verhältnis von Alternativen und Traditionellen?

Alternativen – kein Mysterium

Alternative Anlagen werden immer noch als mysteriös und esoterisch wahrgenommen. Natürlich gibt es einige, die es wirklich sind, etwa Kunst oder Wein. Doch fokussiert man auf jene Alternativen, die für den grössten Teil institutioneller ­Anleger Portfolio-fähig sind, wird ihr Universum kleiner und bodenständiger.

Eine weitere Gruppierung in diesem reduzierten Universum kann mittels einer Matrix erfolgen. Eine Achse unterscheidet alternative Anlagen nach der Handelbarkeit ihrer Anlageobjekte und Instrumente: öffentliche oder private Märkte. Die andere Achse teilt Alternativen nach Anlagezielen ein: Ertragssteigerung oder Diversifikation.

In dieser Matrix würden Hedge-Fonds der Gruppe der Ertragssteigerung mittels (grösstenteils) öffentlich gehandelten Instrumenten stehen. Strukturierte Produkte bedienen sich zwar auch öffentlich gehandelter Instrumente, doch sie dienen zur Diversifikation. Mit privat gehandelten Anlagen versuchen Private Equity und Debt Erträge zu steigern. In den privaten Märkten suchen Investitionen in reale Sachwerte nach Diversifikation. Zu den realen Sachwerten gehören etwa Immobilien, Gold und Infrastruktur.

Alternativen – aus der KMU-­Perspektive

Diese Gruppierung zeigt auch, wie sich traditionelle und alternative Anlagen ergänzen. Erstere werden zwar öffentlich gehandelt, doch auch ihre Anlageziele lassen sich unterscheiden in Ertragssteigerung und Diversifikation. Die um die traditionellen Anlagen ergänzte Matrix zeigt: Ein Portfolio kann alle diese Kategorien vereinigen.

Was bedeutet das aus KMU-Perspektive? Manch eine Pensionskasse ist von Anlagenöten betroffen. Verzweifelt sucht man unter den Tra­ditionellen nach neuen Anlagemöglichkeiten. Bei den Alternativen sucht man selten, und wenn überhaupt, bei den Immobilien. Dabei wäre das Spektrum der möglichen alternativen Anlagen so gross.

Die ganz andere KMU-Betroffenheit ist: Marktmacher für viele alternativen Anlagen sind KMU. Insbesondere der nichtöffentliche oder private Markt wird in der Schweiz von KMU dominiert. Diese Finanzintermediäre spezialisieren sich darauf, weitere kleine und mittlere Unternehmen zu finden, ihnen eine Finanzspritze zu geben und sie in Managementsachen zu begleiten.

Was ist nun mit dem Wein, der Kunst und den Kryptowährungen geworden? Diese sind nicht in der oben vorgestellten Matrix enthalten. Sie sind auch nicht für den grössten Teil der institutionellen Investoren geeignet. Zwar sind auch diese Alternativen von KMU dominiert. Doch ob sie als Markt und Investitionen Zukunft haben, wird sich noch ­zeigen.Sc

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