Publiziert am: 18.03.2022

Gebäude wird zum Hauskraftwerk

GEBÄUDEHÜLLE SCHWEIZ – Die Branche ist im Umbruch: Der Verband entwickelt zusammen mit Partnern mit innovativen gebäudetechnologischen Gesamtkonzepten eine wirksame Antwort auf den Klimawandel. Mit dem Potenzial der Gebäudeerneuerung sowie aktuellen Weiterbildungs-An­ge­boten sind die Gebäudespezialisten am Puls der Zeit.

Die Gebäudehüllen-Spezialisten bewegen sich mit dem Klimawandel, der optimierte Energiebilanzen fordert, in einem dynamischen Umfeld. «Die Weiterentwicklung von Materialien muss bezüglich Nachhaltigkeit, Funktionalität und Design von Dächern und Fassaden auch künftig der Zeit voraus sein», betont Arthur Müggler, Präsident von Gebäudehülle Schweiz. Die Spezialisten der Gebäudehülle haben sich über die Energie- und Solarberatung, Ausführungstechniken und Umsetzungen dem Markt angepasst und bieten mit ihrem Know-how wirksame Lösungen in den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel.

«Die aktive und passive Nutzung der Solarenergie hat das grösste Potenzial aller erneuerbaren Energien.»

Dabei erarbeiten sie zusammen mit dem Bauherrn das auf das Bauprojekt abgestimmte Vorgehen systematisch und passgenau, damit ein effizienter Einsatz und eine Langlebigkeit garantiert werden können. «Das Gebäude wird immer mehr zum Hauskraftwerk. Konkret heisst das, ein Haus soll in Zukunft mehr Energie produzieren, als es verbraucht», sagt Müggler. Mit einer besseren Gebäudehüllendämmung können bis zu zwei Drittel des Energieverbrauchs eingespart werden – und dies mit einem relativ geringen Aufwand. Der Gebäudehülle kommt eine doppelte Funktion zu: Sie hilft nicht nur mit, durch solide Dichtung und Wärmedämmung Energie einzusparen, sondern sie leistet über Solarthermie und Photovoltaikanlagen auf Dächern und an Fassaden auch einen Beitrag zur Energiegewinnung. «Der Gesamt-energieverbrauch eines Gebäudes kann von der Energiegewinnung über Dach und Fassaden übertroffen werden. Es entsteht ein Energieüberschuss», sagt Müggler.

Alternative Energie und insbesondere Photovoltaik- und Solartechnologien sind die Gewinner von morgen. Künftige Innovationen werden die Produktionskosten für Solarstrom stark senken und für ein solides Wachstum der Solarenergiebranche sorgen. Die aktive und passive Nutzung der Solarenergie hat das grösste Potenzial aller erneuerbaren Energien und wird deshalb langfristig eine zentrale Rolle in der Schweizerischen Energieversorgung spielen. Dazu Müggler: «Auf bestehenden Dächern und Infrastrukturanlagen könnten je ein Drittel des Wärme- und Strombedarfs aus Solaranlagen produziert werden, wenn beide Technologien gleichzeitig eingesetzt werden.»

In der «Vision 2050» unterstützt Gebäudehülle Schweiz die Zielsetzung von Swisssolar und fördert eine aktive Nutzung von Solarenergie. Gebäudehülle Schweiz engagiert sich gemeinsam mit Industriepartnern, und auch im Sinne der Ziele des Bundesamts für Energie, bei der Weiterentwicklung von Solartechnologien. Am Bildungszen-trum Polybau wird in der Grund- und Weiterbildung das Know-how für Planung und Installation von Solar und Photovoltaik-Anlagen vermittelt. «Die aktive und passive Nutzung der Solarenergie hat das grösste Potenzial aller erneuerbaren Energien und wird deshalb langfristig eine zentrale Rolle in der schweizerischen Energieversorgung spielen», sagt Müggler. Aufgrund der Sensibilisierung von EFH-Besitzerinnen und -besitzern für nachhaltige Modernisierung werden Energieberatungen immer wichtiger und gefragter auf dem Markt. Der Schweizer Gebäudepark muss saniert werden – weisen doch rund 1,5 Millionen Gebäude Erneuerungsbedarf auf. «Hier stehen wir erst am Anfang. Circa 77 Prozent aller Dächer und 82 Prozent aller Fassaden in der Schweiz sind gemäss der Marktstudie von Wüest und Partner über 20-jährig», so Müggler. Es kommt also noch viel Arbeit auf die Gebäudehüllen-Spezialisten zu.

Fachkräfte von morgen

Ein zentraler Punkt für Gebäudehülle Schweiz ist die Aus- und Weiterbildung. Im Jahr 1949 einst als Dachdeckerschule gegründet, betreibt Gebäudehülle Schweiz heute gemeinsam mit fünf Partnerverbänden das Berufsfeld Gebäudehülle. An den beiden Bildungszentren Polybau in Uzwil und Polybat in Les Paccots werden jährlich rund 900 Lernende in den Berufen Abdichter, Dachdecker, Fassadenbauer, Gerüstbauer und Storenmonteur ausgebildet. Dieses Jahr werden voraussichtlich rund 360 Kandidatinnen und Kandidaten zur Schlussprüfung antreten – und dann hoffentlich ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen. Im Bereich der Weiterbildung bietet das modulare Bildungssystem Fachkurse sowie Lehrgänge vom Gruppenleiter bis zur Meisterausbildung. «Aufgrund unserer Orientierung an der Energiepolitik der Schweiz werden neuste Erkenntnisse der Themen ‹Energieeffizienz und Solartechnologie› laufend in die Grund- und Weiterbildung integriert», so Müggler. Aktuelle Beispiele sind die Weiterbildungs-Angebote zum «Projektleiter Solarmontage» oder «Energieberater Gebäude mit eidg. Fachausweis».

Das Berufsfeld rund um die fünf Berufe der Gebäudehülle entwickelt sich weiter: In Zusammenarbeit mit suissetec, Holzbau Schweiz und dem SMGV wurde das Berufsbild Gebäudehüllenplanerin / Gebäudehüllenplaner erarbeitet. «Gebäudehüllenplanerinnen und Gebäudehüllenplaner sind Fachpersonen für die Realisierung von umfassenden Gebäudehüllen oder auch Teilen einer Gebäudehülle im Rahmen von Neu- und Umbauten», erklärt Müggler.

«Wir möchten die Trends der Zukunft beeinflussen können und in Gebäude-hüllenfragen führend sein.»

Weiter ist die Einführung eines EFZ Solarmontage geplant. Mit der Aufnahme von Swissolar als sechstem Trägerverband des Bildungszentrums Polybau wurde dazu ein erster wichtiger Schritt gemacht. Auch das Angebot in der Weiterbildung ist sehr vielseitig: Von Fachkursen bis hin zu eidgenössischen Abschlüssen bietet das Bildungszentrum Polybau die passenden Weiterbildungen für die Branche.

Fachkräftemangel als grösste Herausforderung

Eine der grössten Herausforderungen für die gesamte Baubranche ist der Fachkräftemangel. «Wir haben 2021 eine neue Kommission gegründet, welche sich mit dieser Thematik beschäftigt. Dabei erarbeiten wir Massnahmen, um die Berufe der Gebäudehüllen-Spezialisten den Fachkräften von morgen wieder schmackhafter zu machen», so Müggler. Gebäudehülle Schweiz möchte die Trends der Zukunft beeinflussen können und in Gebäudehüllenfragen führend sein. «In der Fachtechnik und Ausbildung sind wir auf gutem Weg dazu», freut sich Müggler.

Corinne Remund

www.gebäudehülle.swiss

DAS MACHT GEBäuDEHÜLLE SCHWEIZ

National engagiert, international vernetzt

1907 als Dachdeckermeister-Verband gegründet, vertritt Gebäudehülle Schweiz heute als Berufs- und Arbeitgeberverband die Interessen von rund 930 Betrieben der Gebäudehülle mit rund 5500 GAV-unterstellten Mitarbeitenden in der deutschen, französischen und italienischen Schweiz. Als Arbeitgeber-Organisation engagiert sich Gebäudehülle Schweiz für eine ausgewogene Sozialpartnerschaft, in der Anwendungstechnik und in der Bildungspolitik. Der engagierte Verband unterstützt interessierte KMU mit marktgerechten Dienstleistungen und bedürfnisorientierten Konzepten, die Zukunft zu meistern. Dabei fokussiert sich der Verband auf die folgenden strategischen Ziele:

• Aktuelle Bildungsangebote auf allen Stufen

• Branchenführer in Technik und Betriebswirtschaft

• Unternehmer–Support

• Arbeitgebervertretung in Sozialpartnerschaften

• Netzwerkpflege in Politik und Wirtschaft

• Beeinflusser von Trends

Gebäudehülle Schweiz ist bestens vernetzt mit Behörden, politischen Instanzen, der Wirtschaft und der Wissenschaft. Aber auch in weiteren Fachverbänden, der Industrie und diversen Organisationen im Energiebereich tauscht sich der Verband ständig aus. Momentan zählt er über 650 Betriebe der Gebäudehüllebranche aus der ganzen Schweiz. CR

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