Publiziert am: 06.03.2020

Gendergerecht formulieren

ANFORDERUNGSPROFILE – Die Orientierungshilfen im Berufswahl­prozess sind auch in Lehrbetrieben ein wichtiges Instrument. Damit können sie mit ihren potenziellen Lernenden zuverlässig Erwartungen bezüglich der Anforderungen im Beruf klären. Neu sollen die Anforderungen um persön­liche und soziale Kompetenzen ergänzt werden.

Die rund 230 Anforderungsprofile von EBA- und EFZ-Grundbildungen, die auch miteinander verglichen werden können, sind wichtig für die Betriebe. Hier bieten die Anforderungsprofile eine Grundlage für das Bewerbungsgespräch. Wenn es um eine Lehrstelle oder auch eine Schnupperlehre geht, kann anhand der Anforderungsprofile aufgezeigt werden, welche schulischen Kompetenzen im fraglichen Beruf besonders bedeutsam sind und an welche Kompetenzen besonders hohe Anforderungen gestellt werden. «Die Anforderungsprofile sind kein Selektionstool, sondern eine Orientierungshilfe im Berufswahlprozess mit dem Ziel, dass die angehenden Lernenden realistische Erwartungen über die späteren Anforderungen in der Ausbildung erlangen. Bewerber und Bewerberinnen sollen dabei auch erklären können, inwiefern sie annehmen, die gefragten Leistungen erbringen zu können, und wo sie gezielt Verbesserungspotenzial für eine erfolgreiche Ausbildung haben», erklärt Philine Lehner, Projektassistentin im Büro für Bildungsfragen in Thalwil (ZH). «So können auch frühzeitig Lehrabbrüche aufgrund ungenügender schulischer Leistungen verhindert werden.» Ebenso erfährt der oder die Personalverantwortliche, welches Ausbildungsniveau oder welche Spezialisierung den Fähigkeiten der Jugendlichen am ehesten entspricht, sofern eine Wahl im entsprechenden Betrieb möglich ist. Ebenso wird klar, ob der oder die Jugendliche bereit ist, Leistungen, die im fraglichen Beruf erbracht werden müssen, auf sich zu nehmen. «Es ist aber auch denkbar, dass die Profile als Grundlage für Standortbestimmungen während der Ausbildung verwendet werden», sagt Lehner. Und ergänzt: «Die Anforderungsprofile und die momentane Einschätzung oder Leistung können dabei wiederum als Grundlage für das Gespräch dienen.»

Körperliche Anforderungen

Die Anforderungsprofile werden seit letztem Jahr im Rahmen eines Genderprojektes zusammen mit dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv nochmals überarbeitet. Dabei werden die Beschreibungen der Berufe gendergerecht formuliert und vermehrt mit weiteren Anforderungen ergänzt. «Dabei geht es um körperliche Anforderungen wie motorische Fähigkeiten, aber auch um sogenannte Soft Skills, wie beispielsweise die emotionale Belastbarkeit, die Teamfähigkeit etc.», erklärt Lehner. So können die Betriebe wie auch Berufsverbände, die artverwandte Berufsabschlüsse anbieten, die Anforderungen unter diesen Berufen noch besser vergleichen. «Sie können so noch besser einschätzen, welche Abschlüsse welche schulischen Anforderungen benötigen», konkretisiert Lehner. CR

ANFORDERUNGSPROFILE EFFIZIENT NUTZEN

Clevere Orientierungshilfen im Berufs­wahl­prozess

Die Anforderungsprofile sind als Orientierungshilfe im Berufswahlprozess gedacht, sie sind kein Selektionsinstrument. Sie sollen gezielte, frühzeitige Auseinandersetzung der Jugendlichen mit den Anforderungen und den eigenen Fähigkeiten auslösen. Sie sollen:

• ihnen zu einer Einschätzung ver­helfen, ob die angestrebte Berufswahl realistisch ist.

• ihnen zeigen, wie das in der Schule Gelernte später in der Berufslehre gebraucht wird und sich dadurch motivieren, sich auch nach Abschluss des Lehrvertrages im letzten Schuljahr auf die Lehre vorzubereiten.

• gegebenenfalls eine frühzeitige Förderung der Lernenden ermöglichen, um diese optimal auf den Übertritt in die Berufsausbildung vorzubereiten und allfällige Lücken noch zu füllen.

Die Anforderungsprofile können unter www.anforderungsprofile.ch abgerufen werden. Berufe können nach Berufsfeldern oder von A bis Z sortiert gesucht werden.CR

Meist Gelesen