Publiziert am: 22.02.2019

Generell sonnige Aussichten

KONJUNKTUR NORDAMERIKA – Die USA, Kanada und Mexiko sind trotz struktureller Unterschiede wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Für das laufende Jahr sind – den Streitereien an der US-Südgrenze zum Trotz – die Perspektiven für alle drei Länder positiv.

Nordamerika ist ein relativ einfacher Wirtschaftsraum. Er besteht aus Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten. Diese drei Länder sind zwar strukturell unterschiedlich, doch sie sind eng miteinander verflochten.

Ebenso verbunden sind ihre Konjunkturaussichten fĂĽr das Jahr 2019.

Gemäss dem Konsens aller Einschätzungen sollen die USA um 2,5 Prozent wirtschaftlich wachsen. Anhaltend niedrige Zinsen sollten dort zusammen mit der Reform der Unternehmenssteuern und Anreizen zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort die Investitionen und die Binnennachfrage begünstigen. Die In­frastrukturpläne, die Donald Trump zu Beginn seiner Präsidentschaft vorgeleg hatte, könnten 2019 wieder aktuell werden und über Ausgaben der öffentlichen Hand die Nachfrage beflügeln.

Finanzmärkte als Unsicherheit

Herausforderungen für die US-Konjunktur sind jedoch der anhaltende Haushaltsstreit sowie die Finanzmärkte, welche dort immer das Potenzial bergen, die Realwirtschaft in Unsicherheit oder gar in eine Krise zu stürzen. Während die Sparreserven der natürlichen Personen in den USA höher sind, sind gerade jene Puffer bei den Unternehmen – vor allem bei den Grossunternehmen – in den letzten Jahren geschrumpft. Das macht sie allfälliger für Probleme in den Finanzmärkten. Der Ausblick ist positiv, die Herausforderungen sind deutlich.

Kanada erlebt einen Boom

Kanadas Wirtschaft boomt. Mit einer erwarteten Wachstumsrate von 2,8 Prozent sind die Produktions­kapazitäten des Landes vermutlich überausgelastet. So ist auch die kanadische Zentralbank eine der wenigen weltweit, welche die Zinsen kontinuierlich korrigiert. Für das Jahr 2019 wird erwartet, dass sie wieder die Zwei-Prozent-Marke durchbrechen, was einen minimal-realistischen Zins darstellt – aber wohl noch zu tief ist für eine boomende Wirtschaft. Allerdings gibt es auch in Kanada Fragezeichen. Wichtige Treiber der Konjunktur sind das Schiefergas und Schieferöl. Nach ihrer Preiszunahme bei gleichzeitigem Preisnachlass von Bohrgas und Bohröl befürchten einige, dass die Konjunkturmaschine ins Stottern kommt. Kanada hat auch «innova­tive» Wirtschaftszweige, zum Beipiel Cannabis oder Mittlergeschäfte mit China. Doch Analysten befürchten im ersten eine Blase, und im zweiten Herausforderungen wegen des US-amerikanischen Handelskriegs mit China. Der Ausblick ist positiv; die Fragezeichen sind aber da.

Trotz Problemen gut in Form

Mexikos Wirtschaft soll auch stark wachsen. Eine Rate von 4 Prozent ist für das Jahr 2019 prognostiziert. Trotz der massiven Sicherheitsprobleme und der Streitigkeiten an der Grenze zu den USA ist Mexikos Wirtschaft gut in Form. Anders als oft behauptet, gehen die Wachstumstreiber nicht von den natürlichen Ressourcen aus, sondern von der Industrie. Die zahlreichen Zulieferbetriebe für die US-amerikanische Industrie profitieren vom Wachstum im Norden und vom Freihandelsabkommen Nordamerikas insgesamt.Doch Mexiko investiert auch in die eigene Wirtschaft. Infrastrukturprojekte, Energieeffizienz und Digitalisierung sollen die Zukunftsfähigkeit des Landes sichern. Doch auch hier orten Analysten Gefahren, etwa die (zu) grosse Verflechtung mit den USA und Kanada oder die oft unrentablen Ankurbelungsinvestitionen in die eigene Wirtschaft. Inflations­gefahren sind ebenso deutlich. Der Ausblick ist gut; ein «emerging market» bleibt Mexiko ohnehin.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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