Publiziert am: 18.09.2020

Genuss und Wandern

BÜNDNER HERRSCHAFT – Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Dies gilt ganz besonders in Corona-Zeiten, welche uns Gelegenheit geben, unsere vielfältige Schweiz (wieder) zu entdecken: Zum Beispiel die Bündner Herrschaft.

Die vielen Touristen, die achtlos auf der Autobahn von Sargans Richtung Chur durch den San-Bernadino-Tunnel gegen Süden brausen, verpassen etwas: eine der schönsten und vielfältigsten Regionen der Schweiz – die Bündner Herrschaft mit ihrem Hauptort Maienfeld und den Weindörfern Jenins, Malans und Fläsch. Mildes Klima, Föhn und kalkhaltige Böden bilden die Grundlage für den Anbau hochklassiger Weine. Mehr als 70 Betriebe stellen aus über 42 Rebsorten hervorragende Weine her. Am beliebtesten und bekanntesten ist der Blauburgunder (Pinot Noir), dem die Bündner Winzer dank naturnaher Bewirtschaftung und strenger Qualitätskontrolle zu besonderem Genuss verhelfen – was sich jedoch in den relativ hohen Weinpreisen niederschlägt.

Frauenpower im Weinbau

«Wein ist Heimat, Heimat ist da, wo das Herz ist.» Dies ist das Leitmotiv von Annatina Pelizzatti, die in Jenins zusammen mit ihrer Tochter Laura auf 3,5 Hektaren pro Jahr durchschnittlich 15 000 Flaschen Wein produziert (vgl. Kasten). Sie hat den Betrieb im Jahre 2002 von den Eltern übernommen. Die Winzerin hat einen guten Ruf in der Branche und gehört heute zu den bekanntesten und führenden Weinproduzenten der Bündner Herrschaft. Bereits im Jahre 2008 wurde sie im Buch von Rolf Klein und Armin Faber «Weinfrauen – Die besten Winzerinnen Europas und ihre Weine» porträtiert.

Klettersteig, Älplibahn und Vilan

Die Bündner Herrschaft hat nicht nur Weinliebhabern, sondern auch Wanderern und Sportlern einiges zu bieten. Da gibt es verschiedene Routen durch die Weinreben mit vielen Einkehr- und Degustationsmöglichkeiten. Sogar ein kleiner Klettersteig kann erkundet werden: Der Fläscher Leiterliweg ist eine kurze, aber recht originelle Route in den Felsen des Fläscherberges. An der steilen Leiter fühlt man sich fast wie auf einem richtigen Klettersteig. Für die Runde mit «Regitzer Spitze» benötigt man etwa vier Stunden – eine Selbstsicherung braucht es dabei nicht.

Der Autor wollte aber unbedingt auf den 2376 m hohen Vilan, der dank der originellen Älplibahn bequem in gut eineinhalb Stunden zu erreichen ist. Zuerst als Militär-Transportbahn erbaut, ist die neue Älplibahn heute ein Geheimtipp für Geniesser und Wanderer. Von Malans bis zur Bergstation (1801 m) werden innerhalb 14 Minuten stolze 1194 Höhenmeter überwunden. Für den Aufstieg benützt er die weiss-blau-weiss markierte steile, zuoberst etwas ausgesetzte alpine Route, um dann auf dem Normalweg zurückzukehren. Dank schönstem Wetter konnte er das einmalige Gipfelpanorama so richtig geniessen – ebenso wie ein kühles Bier im gemütlichen Bergrestaurant der Älplibahn. Ruedi Horber

www.aelplibahn.ch

NACHGEFRAGT

Bei der Winzerin Annatina Pelizzatti

Schweizerische Gewerbezeitung:

Welches sind Ihre wichtigsten Weinsorten und Absatzkanäle?

Annatina Pelizzatti: Pinot Noir und Chardonnay, Hauptabsatz in der Schweizer Gastronomie.

Nach welchen Kriterien legen Sie Ihre Weinpreise fest?

Nach Aufwand (Handarbeit), kleine Erträge pro Stock.

Wie präsentiert sich Ihre momentane wirtschaftliche Situation?

Nach einer «Vollbremsung» während des Lockdowns hat sich die Situation im Sommer beruhigt – dies dank vieler Schweizer Gästen in der Bündner Bergen.rh

www.pelizzatti-weine.ch

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