Publiziert am: 21.02.2020

Gesundheitsspezialisten ausbilden

SCHWEIZERISCHER FITNESS- UND GESUNDHEITSCENTER VERBAND – Die Fitnessbranche entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für Bewegung und Gesundheit. Nun gilt es, die Vorreiterrolle beim Thema Prävention und Gesundheit weiter auszubauen. Dazu will der SFGV mit einem neuen AWARD für Lehrbetriebe die Ausbildungsqualität fördern.

Die Fitnessbranche boomt und der Gesundheitsmarkt ist in Bewegung. In der Schweiz hat es rund 1170 Fitnesscenter. Seit den letzten fünf Jahren verzeichnen Einzel- wie auch Kettenbetriebe einen deutlichen Zuwachs von insgesamt 33,8 Prozent. Dazu Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verbands SFGV: «Der Fitnessmarkt orientiert sich immer mehr an den Bedürfnissen und Ansprüchen der Kunden. Dabei sind zwei Hauptrichtungen zu beobachten: der traditionelle Fitnessmarkt mit Fitnesssportlern und der Gesundheitsmarkt, der ein gesundheitsorientiertes Training für die Zielgruppe 50 plus bietet.» Die Kundengruppe hat sich verändert, was einen neuen Markt zur Folge hat. Das Segment der Fitnesssportler und fitnessaffinen Personen stagniert, während dasjenige der gesundheitsbewussten Menschen respektive der Menschen mit Beschwerden stark wächst. Das Durchschnittsalter der Kunden der Gesundheitscenter ist 45,1 Jahre. «Der Anteil der älteren Personen steigt kontinuierlich», weiss Ammann. Die Fitnessbranche entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für Bewegung und Gesundheit. Dazu Ammann: «Zu Beginn des Fitnessbooms trainierten in den Fitnesszentren mehrheitlich gesunde, sportliche und jüngere Menschen. Das Hauptziel des Trainings war ein schöner, muskulöser Körper.» Da jedoch der Nutzen des Trainings für Gesundheit und Wohlbefinden zunehmend erkannt, wissenschaftlich belegt und über die Medien verbreitet wurde, hat sich dies in den letzten Jahren grundlegend geändert. «Heute trainieren in Fitnesszentren viele ältere Menschen und solche mit körperlichen Beschwerden wie Rücken- und Gelenkproblemen oder Übergewicht. Die Beratung und Betreuung dieser Kunden erfordert oft medizinisches Fachwissen, über das auch ein gut ausgebildeter Fitnesstrainer ohne staatlichen Abschluss nicht verfügt.»

Berufsbildung entwickelt

Um diese Kundengruppe optimal beraten und betreuen zu können, benötigen Fitnesszentren immer häufiger besser ausgebildete Mitarbeiter. Deshalb hat der SFGV zusammen mit der OdA Bewegung und Gesundheit innerhalb der letzten acht Jahren eine grosse Aufbauarbeit auf diesem Gebiet geleistet und drei staatlich anerkannte Abschlüsse entwickelt: Die Berufslehre Fachmann/Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung EFZ, die Weiterbildung Spezialist/Spezialistin Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Fachausweis sowie Experte/Expertin Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Diplom. «Jährlich schliessen rund 120 junge Leute unsere Berufslehre ab. Leider haben wir jedoch zu wenig gute Lehrplätze, weil oftmals die Vorstellungen von dieser Lehre, die zu den Gesundheitsberufen gehört, falsch sind. Aber das wollen wir optimieren», so Ammann. Dazu hat der innovative Verband den Award «Lehrbetrieb des Jahres» eingeführt (siehe Kasten). Eine gute Plattform, um die Ausbildungsmöglichkeiten in der Fitnessbranche der Öffentlichkeit vorzustellen, ist der grösste Berufsbildungsevent Swiss Skills 2020 vom 9. bis 13. September in Bern. «Wir haben bereits vor zwei Jahren teilgenommen und dort unsere Schweizer Meisterschaften durchgeführt. Es war ein grosser Erfolg und unsere Tanzbühne war ein Publikums­magnet», freut sich Ammann.

Transparente Qualität dank bewährtem Sterne-Rating

Die Marktveränderung hat aber auch dazu geführt, dass neue Anbieter mit grosser Investitionsbereitschaft präsent sind. So ist beispielsweise die Anzahl der Kettenbetriebe in den letzten Jahren um 68 Prozent gewachsen. Es entsteht aber auch eine verschärfte Konkurrenzsituation, bei der Mediziner, Ärzte, Physiotherapeuten, Spitäler, Reha-Kliniken, Pharmakonzerne usw. mitwirken. Immer mehr Anbieter aus der Reparaturmedizin drängen in den Markt. «Es herrscht ein harter Preiskampf, gegenseitig wird in jedem Segment um Kunden gekämpft.» Der SFGV hat vor sieben Jahre ein Klassifizierungssystem für die Fitnessbranche – den sogenannten Fitness-Guide – entwickelt und eingeführt. Diese Fitnessklassifikation funktioniert ähnliche wie die Hotelsterne-Zertifizierung: Mit ein bis fünf Sternen werden somit künftige Fitness- und Gesundheitscenter klassifiziert. «Die Fitnesssterne bieten als Qualitäts­label eine faire und einfache Abstufung und sind für Kunden eine nachvollziehbare Entscheidungshilfe bei der Suche nach dem geeigneten Fitness- und Gesundheitscenter. Der Fitness-Guide ist im Internet sowie als App verfügbar», erklärt Ammann. Gemäss ihm hat sich das Qualitätslabel bestens bewährt. «Gemäss Branchenreport 2018 sind von den KMU ohne Kettenstandorte bereits 57 Prozent beim Fitness-Guide zertifiziert.» Seit vier Jahren gibt es ein Zusatzlabel – den «Fitness-Guide medical» – für Gesundheitscenter mit einem Arzt im Haus.

Gemäss Ammann hat die Branche ein Riesenpotenzial, denn Bewegung ist die beste Medizin. «Unsere Dienstleistungen helfen, enorme Kosten zu sparen. Keine andere Branche hat ein so dichtes Netzwerk an professionell geführten Betrieben, welche die Menschen direkt vor Ort zu einem gesünderen Lebensstil nachhaltig beraten, motivieren, anleiten und korrigieren können», ist Ammann überzeugt. «Wir haben noch viel Luft nach oben und viele innovative Ideen in der Schublade. Im Besonderen wollen wir die Bildungslandschaft der Fitness- und Bewegungsberufe weiter gestalten. Unsere Branche muss ihre Vorreiterrolle beim Thema Prävention und Gesundheit nutzen und weiter ausbauen»

Corinne Remund

www.sfgv.ch

www.fitness-guide.ch

Lehrbetrieb des Jahres

Neuer Award

Der SFGV vergibt dieses Jahr zur Förderung der Ausbildungsqualität zum ersten Mal einen Preis für einen Lehrbetrieb unter seinen Mitgliedern. «Damit möchten wir die guten Lehrbetriebe hervorheben und belohnen», betont SFGV-Präsident Claude Ammann. Der Preis wird pro Jahr an einen Lehrbetrieb in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein vergeben. Teilnahmeberechtigt sind SFGV-Lehrbetriebe, die über eine gültige Ausbildungsbewilligung des Kantons verfügen, die sie berechtigt, Lernende als Fachmann/Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung auszubilden, und einen Lernenden im 3. Lehrjahr haben. Zudem müssen sie mindestens einen Lernenden mit erfolgreichem Lehrabschluss vorweisen können. Eine unabhängige Jury vergibt die Preise, die mit 6000 Franken (1. Platz), 3000 Franken (2. Platz) und 1000 Franken (3. Platz) dotiert sind. Der erste Award 2020 wird am 17. April im Kursaal Bern vergeben. Der Award für 2021 wird im Sommer neu ausgeschrieben. CR

DAS MACHT DER SFGV

Für eine starke Positionierung

Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband SFGV ist die Dachorganisation der Schweizer Fitnesscenterunternehmer und wurde 1994 gegründet. Der SFGV setzt seine Strategie auf das 3-Säulen-Prinzip: Bildung, Dienstleistung und Unterstützung für die Positionierung. Erste ­Priorität hat die Aus- und Weiterbildung mit den drei eidgenössischen Bildungsabschlüssen und dem Einordnungsraster für die Berufsqualifikationen (EBQ) in der Bewegungsbranche. Der Verband bietet seinen Mitgliedern starke Unterstützungstools, um sich neue Kunden im Zukunftsmarkt der «Best Ager» zu suchen. Dazu gehört auch der Fitness-Guide, ein Klassifikationssystem, das analog der Hotellerie mit einem bis fünf Sternen funktioniert. Tipps, die Branchentagung, Vorlagen und Muster für Arbeits-, Miet- und Kundenverträge, Lohnempfehlungen sowie Rechtsunterstützung sind weitere Dienstleistungen für die Mitglieder.

Der SFGV ist politisch wie auch konfessionell neutral. Er pflegt ein breites Netzwerk mit anderen Verbänden, Institutionen und Organisationen und vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegen aussen. Der Verband vertritt rund 360 Fitness- und Gesundheitsunternehmen – fast alles KMU – in drei Landesteilen der Schweiz. Der SFGV ist der grösste Arbeitgeberverband der Fitnessbranche und beschäftigt rund 9000 Mitarbeiter. Die Branche macht jährlich einen Umsatz von einer Milliarde Franken, Tendenz steigend. CR

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