Der sgv spricht sich vehement gegen die Erhöhung der Lohnprozente aus
Holen wir die Berufs-WM nach Hause!
Tribüne
Nach dem Dämpfer vom Juli keimt jetzt im Winter wieder Hoffnung auf. Die Rede ist von den WorldSkills, den Berufsweltmeisterschaften. Der Dämpfer im Juli, das war das Nein des Bundesrats zu einer Schweizer Kandidatur mit Austragungsort Basel. 30 Millionen hätte dieser Grossanlass der Berufsbildung den Bundesrat gekostet. Der negative Entscheid fiel aus heiterem Himmel. Denn die bisherige Haltung des Bundes deutete nicht auf Wolken am WorldSkills-Horizont hin, im Gegenteil. Und dann hiess es Anfang Juli plötzlich: Der Bund habe kein Geld für die Berufs-WM 2021.
Ich rieb mir verwundert die Augen. Der gleiche Bundesrat, der dem belgischen Königshaus, der amerikanischen First Daughter Ivanka Trump und vielen anderen das Schweizer Berufsbildungssystem anpreist, schiesst die Bewerbung für die Berufsweltmeisterschaft im eigenen Land ab. Die Schweiz, als weltweit gefeiertes Vorzeigeland der Berufsbildung und als eines der reichsten Länder der Welt, hat kein Geld für den grössten Berufsbildungsanlass der Welt. Das war ein Affront gegenüber allen, die sich tagtäglich mit Herzblut für die Berufsbildung einsetzen. Für jenes System also, dem die Schweiz ihre rekordtiefe Jugendarbeitslosigkeit verdankt. Der Gewerbeverband Basel-Stadt hat diese mangelnde Wertschätzung bereits im Juli in aller Deutlichkeit kritisiert.
Bis die Verwunderung über die Haltung des Bundesrats die nationale Politik erreicht hat, dauerte es etwas länger. Aber jetzt ist es soweit. Und das bringt mich zur Hoffnung, die jetzt im Winter wieder aufkeimt. Denn die Bildungskommission des Nationalrats fordert in einer Motion, dass der Bundesrat eine Kandidatur als Austragungsort für die WorldSkills 2023 ausarbeiten soll. Für die Kommissionsmitglieder ist klar: «Eine Durchführung der WorldSkills in der Schweiz sowie die Teilnahme an den EuroSkills stärken in der Öffentlichkeit den gesellschaftlichen und ökonomischen Wert der Berufsbildung und fördern die Anerkennung der Berufsbildung national und international.»
Das Unverständnis dafür, dass der Bundesrat der Kandidatur für 2021 die Unterstützung versagte, ist gross. Umso mehr als der Bundesrat wenig später dafür warb, eine Milliarde Franken (oder anders gesagt: 1000 Millionen) für die Olympischen Winterspiele in Sion bereitzustellen. CVP-Präsident Gerhard Pfister kommentierte das so: «Was ich bemerkenswert finde: Wie unsere Landesregierung 30 Millionen beste Werbung für die Schweiz im Sommer ablehnt, wenn er einer Milliarde bester Werbung für die Schweiz im Herbst zustimmt. Und wie das die Bevölkerung verstehen soll. Ich kann es jedenfalls nicht.»
Aber lassen wir die Kritik hinter uns. Schauen wir vorwärts und sorgen wir alle dafür, dass aus dem hoffnungsvollen, zarten Keim bald ein robustes Gewächs wird – mit tiefen Wurzeln in alle Wirtschaftsorganisationen, Branchenverbände, politische Parteien und Landesteile.
Eine Berufsweltmeisterschaft in der Schweiz wäre grossartig. Und es wäre auch eine Rückkehr der WorldSkills in die Heimat der Berufsbildung, nachdem diese zuletzt in Brasilien (2015) und Abu Dhabi (2017) stattgefunden haben, und bald in Russland (2019) und Shanghai (2021) stattfinden werden.
Nehmen wir den Schwung der diesjährigen WorldSkills mit, wo sich unsere Berufstalente den zweiten Platz erkämpften und sich als die mit Abstand stärkste europäische Delegation präsentierten. Eine fantastische Leistung.
Es ist Zeit: Holen wir die Berufs-WM 2023 nach Hause!
* Marcel Schweizer ist Präsident des Gewerbeverbandes Basel-Stadt und Inhaber eines Gartenbau-Unternehmens.
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