Publiziert am: 20.10.2017

«Ich bin so quasi mein eigener Chef»

TRANSPORTBRANCHE – «FOKUS KMU» begleitet Hansueli Baggenstos bei seiner täglichen Arbeit auf den Schweizer Strassen. Der Chauffeur der Giezendanner Transport AG über Zeitdruck, Staus und einen Job, der ihn immer noch fasziniert.

Um 10 Uhr morgens herrscht emsiges Treiben in der Zentrale der Giezendanner Transport AG in Rothrist: Lastwagen kommen und gehen. Auch Chauffeur Hansueli Baggenstos ist abfahrbereit. Heute ist ein spezieller Tag für den langjährigen Chauffeur. Er wird auf seiner Fahrt nach Neuheim im Kanton Zug von der Filmcrew von «FOKUS KMU» begleitet. Sein Spitzer-Silo-Fahrzeug ist mit 
29 Tonnen Zement beladen. «Ich bin seit 5 Uhr früh unterwegs. Den 
Zement habe ich in Péry im Berner 
Jura geladen», erklärt Baggenstos. «In der Regel stehe ich zwischen 3.30 und 3.45 Uhr auf. Dann bin ich mit Laden und Liefern meistens bis am Abend unterwegs.» Baggenstos ist seit 33 Jahren Chauffeur. Er hat schon viel erlebt, verfügt über viel Erfahrung und kennt die Branche bestens. Auch das Filmteam bringt «den alten Hasen» nicht aus der Ruhe.

Täglicher Kampf gegen 
Stau und Zeitdruck

Er dreht den Zündschlüssel und startet den Motor. Der 40-Tonnen-Laster setzt sich in Bewegung mit dem Kameramann Thomas Kafka als Beifahrer. Auf der A2 geht es Richtung Luzern. Auf der LKW-Raststätte Neuenkirch wird ein Halt eingelegt, um ein paar Szenen zu drehen. Gelassen steht Baggenstos vor der Kamera und gibt seine Statements ab. Er ist weder kamerascheu noch aufgeregt und zwischendurch immer wieder für ein Spässchen aufgelegt. Er weiss viel zu erzählen. Nach über 30 Jahren sei er immer noch fasziniert von seinem Beruf. «Ich bin in diesem Job so quasi mein eigener Chef. Ich erhalte die Aufträge und führe sie aus», sagt er. «Dabei fahre ich quer durch die ganze Schweiz und kann die verschiedensten Landschaften und die Natur geniessen», beschreibt er die positive Seite seines Jobs. Weniger erfreulich seien der zunehmende Stau und der Zeitdruck, mit dem die Camineure immer mehr zu kämpfen hätten. «Unsere Branche ist in den letzten Jahren viel hektischer geworden. Früher gab es noch keine Natels, heute sind wir allzeit erreichbar und werden nach dem Abliefern einer Ladung unter Umständen gleich auf die nächste Tour geschickt», sagt Baggenstos.

Immer wieder ein

neues Abenteuer

Er arbeitet seit vier Jahren bei Giezendanner in Rothrist. «Ich fühle mich hier sehr wohl, es herrscht eine familiäre Atmosphäre», windet der engagierte Chauffeur seinem Arbeitgeber ein Kränzchen. Er hätte einen sehr guten Disponenten. «Das ist wichtig, damit fällt und steht alles.» Er habe lange Zeit Stückgut transportiert, doch dann musste er aus gesundheitlichen Gründen den Job wechseln. Früher sei er auch im Ausland gefahren, doch jetzt mache er nur noch Fahrten im Inland. Sein ursprünglicher Kindheitstraum war es, Lokführer zu werden. «Bevor ich auf den Lastwagen umgesattelt habe, stand ich sieben Jahre im Führerhäuschen der WSB-Bahn», so der gebürtige Aargauer.

Nach über einer Stunde Fahrt mit einer längeren Pause erreichen Baggenstos und das Filmteam den Bestimmungsort – die Sand AG Neuheim im Kanton Zug. Dort wird der Zement via Schlauch ins entsprechende Silo transportiert. Auch hier nimmt sich Baggenstos Zeit und posiert für die Filmcrew. Noch ein letztes Statement, und dann gilt es, den Rückweg anzutreten. Für die Filmcrew war es ein spannender Tag mit einem interessanten Einblick in die Transportbranche – für Bagen-stos ein normaler Arbeitstag. Wohin es morgen geht, weiss er noch nicht. Da lasse er sich Tag für Tag immer wieder aufs Neue überraschen.

Corinne Remund

VORSCHAU «Fokus KMU» vom 23. OKTOBER

GĂĽtertransport Schweiz: Bald Drohnen statt LKW?

Was die Transportbranche beschäftigt und wie der Alltag eines Lastwagen-Chauffeurs aussieht, 
sehen Sie in der nächsten Sendung «FOKUS KMU» vom 23. Oktober 2017. Wie stark Drohen heute schon in der Logistik eingesetzt werden und ob sie im Begriff sind, das Transportwesen zu revo-lutionieren, erfahren Sie im anschliessenden Interview mit dem Berner Unternehmer Jürg Blaser. Er ist selber professioneller Drohnenpilot und Mitglied des Drohnenverbands. Auch das Carrosse-
riegewerbe steht vor einer herausfordernden Zukunft. Ein Besuch bei der Carrosserie Bringold in Ittigen-Bern gibt Einblick in einen Topausbildungsbetrieb und nimmt dabei die Carrosserie-Berufe und deren hohes technologisches Know-how näher unter die Lupe. Der Amtsschimmel wiehert wieder einmal und zeigt, wie persönlich.com anhand des Beispiels der No-Billag-Initiative weniger Fakten aufdecket, als viel mehr Fake News produziert. «FOKUS KMU» — die Sendung für «Wirtschaft & Gesellschaft» läuft am Montag, 23. Oktober 2017, ab 17.35 Uhr auf TeleZüri, Telebärn und TeleM1 und wird während einer Woche wiederholt. LINK: www.fokus-kmu.tv

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